Tilray Aktie: US-Reform löst Gewinnmitnahmen aus

Die Tilray-Aktie erlebt nach der historischen Neubewertung von Cannabis in den USA starke Schwankungen. Nach einer deutlichen Rally im Vorfeld der Entscheidung folgte vor dem Wochenende ein klarer Rücksetzer. Auslöser ist die Executive Order von Präsident Trump zur Neuklassifizierung von Marihuana – und eine ausgeprägte „Sell the News“-Reaktion am Markt.

Deutlicher Rückgang nach Executive Order

Die offiziellen Details der Cannabis-Reform haben hohe Erwartungen zunächst nicht bestätigt. Tilray sprang zu Wochenbeginn auf Basis der Gerüchte um die Ankündigung nach oben, geriet nach der tatsächlichen Unterzeichnung der Executive Order aber unter Druck.

• Schlusskurs: 11,16 US-Dollar
• Veränderung letzte Sitzung: –9,56 %

Ein großer Teil der zuvor erzielten Wochengewinne wurde damit wieder abgegeben. Viele Marktteilnehmer nutzten die Bestätigung der Reform offenbar zur Gewinnmitnahme – trotz grundsätzlich positiver regulatorischer Weichenstellung.

Historischer Katalysator: Wechsel in Schedule III

Kern der Bewegung ist die Anweisung des Präsidenten an den Justizminister, Marihuana von Schedule I in Schedule III umzustufen. Damit wird Cannabis künftig eher in eine Kategorie mit Ketamin und anabolen Steroiden eingeordnet und nicht mehr mit Substanzen wie Heroin oder LSD gleichgesetzt.

Für Tilray und die Branche ist dieser Schritt vor allem aus drei Gründen relevant:

• Wegfall der besonders belastenden US-Steuerregelung (Section 280E)
• Erleichterter Zugang zu Bankdienstleistungen
• Größere Offenheit für institutionelle Investoren

Die unmittelbare Kursreaktion signalisiert dennoch Enttäuschung darüber, dass die Maßnahme klar im medizinischen und Forschungsbereich bleibt und nicht in Richtung einer umfassenden Freizeitlegalisierung geht.

Tilray reagiert mit „Tilray Medical USA“

Parallel zur Ankündigung aus Washington hat Tilray seine US-Strategie konkretisiert. Das Unternehmen gründet die neue Einheit „Tilray Medical USA“, die den Ausbau der Aktivitäten im medizinischen Cannabisgeschäft in den Vereinigten Staaten vorantreiben soll.

Damit stellt sich Tilray frühzeitig auf den neuen Rechtsrahmen ein. Über eine dedizierte US-Medical-Struktur will der Konzern seine internationale Erfahrung nutzen, um mit sinkenden Markteintrittsbarrieren zusätzliche Marktanteile zu gewinnen.

Analysten ziehen Kursziele nach

Die starke Woche an der Börse und die regulatorische Wende haben mehrere Analysehäuser zu schnellen Anpassungen veranlasst:

• Bernstein SocGen Group hebt das Kursziel deutlich von 1,00 auf 10,00 US-Dollar an und bestätigt die Einstufung „Market Perform“. Begründung ist vor allem die Executive Order.
• TD Cowen setzt sein Kursziel ebenfalls auf 10,00 US-Dollar und sieht die aktuelle Bewertung im Verhältnis zu den kurzfristigen Reformvorteilen als ambitioniert an.

Die neue Zielspanne um 10,00 US-Dollar deutet darauf hin, dass Analysten den fairen Wert zwar höher ansetzen als zuvor, das aktuelle Kursniveau um 11,16 US-Dollar kurzfristig aber als etwas vorausgelaufen einstufen.

Ausblick: Hohe Schwankungen möglich

Charttechnisch ergibt sich derzeit ein gemischtes Bild. Der regulatorische Schritt hin zu Schedule III verbessert die fundamentalen Rahmenbedingungen und kann die langfristige Perspektive stützen. Kurzfristig dominiert jedoch der Abgabedruck nach der Nachricht.

In den nächsten Handelstagen rückt vor allem der Bereich um 11,00 US-Dollar als erste Unterstützung in den Fokus. Hält diese Zone nicht, wäre ein Rücklauf in tiefere Unterstützungsbereiche naheliegend. Auf der anderen Seite setzt die verbesserte Regulierungsbasis eine Untergrenze für die Bewertung, sobald die aktuelle „Sell the News“-Phase und spekulative Übertreibungen abgebaut sind.