Die EU-Kommission greift durch: Stahl-Zölle sollen auf 50 Prozent verdoppelt werden. Für Thyssenkrupp könnte das der längst überfällige Befreiungsschlag sein. Doch warum reagiert die Aktie mit Verlusten?

EU-Kommissar Stéphane Séjourné kündigte gestern radikale Maßnahmen an. Die zollfreien Importmengen werden nahezu halbiert, darüber hinausgehende Einfuhren kosten künftig 50 statt 25 Prozent Zoll. "Das ist die Reindustrialisierung Europas", so der Kommissar kämpferisch.

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Thyssenkrupp Steel jubelt - Börse zögert

Denis Grimm, Chef von Thyssenkrupp Steel, begrüßte die Pläne ausdrücklich. Die Kommission habe erkannt, dass die europäische Stahlindustrie ohne wirksamen Handelsschutz in ernster Gefahr stehe. Entscheidend sei nun die zügige Umsetzung.

Paradox: Trotz dieser Rückendeckung verlor die Aktie 0,7 Prozent auf 12,48 Euro. Dabei hatte sie erst am Montag bei knapp 13 Euro den höchsten Stand seit November 2019 erreicht. Seit August summiert sich das Plus auf beeindruckende 60 Prozent, seit Jahresbeginn sogar auf 220 Prozent.

600 Millionen Tonnen Stahl ohne Abnehmer

Der Hintergrund ist dramatisch: Weltweit stehen über 600 Millionen Tonnen Stahl-Überkapazitäten im Raum. Besonders brisant wird die Lage durch Trumps Zollpolitik - Stahl, der bisher nach Amerika ging, drängt nun nach Europa.

Die deutsche Stahlindustrie kämpft an mehreren Fronten. Die Autokrise drückt die Nachfrage, Energiepreise bleiben hoch, chinesische Billigimporte setzen die Preise unter Druck. Dazu kommen Milliardenkosten für den Umbau zur klimaneutralen Produktion.

Vier Millionen Jobs hängen am Stahl

Die Zahlen zeigen die Dramatik: In Deutschland arbeiten vier Millionen Menschen in stahlintensiven Branchen, davon 80.000 direkt in der Stahlerzeugung. 2024 schrumpfte der Branchenumsatz bereits zum zweiten Mal in Folge - um 5,3 Milliarden auf 45,3 Milliarden Euro.

Bundeskanzler Friedrich Merz plant für den Herbst einen Stahlgipfel. Doch EU-Parlament und Mitgliedstaaten müssen den Zollplänen erst zustimmen - ein Prozess, der Monate dauern könnte. Die alten Schutzmaßnahmen laufen bereits im Juni 2025 aus.

Marktexperte Andreas Lipkow sieht in den gestrigen Verlusten schlichte Gewinnmitnahmen: "Die Eckdaten stehen fest, der Rest sind kleinere Abänderungen." Die Rally könnte sich nach einer Verschnaufpause fortsetzen - falls die EU-Politik Wort hält.

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