Ein indischer Stahlgigant will Thyssenkrupp von seiner größten Problemsparte befreien – und bietet dafür über 2 Milliarden Euro plus die Übernahme milliardenschwerer Pensionslasten. Nach Jahren erfolgloser Verkaufsversuche könnte Jindal Steel International endlich den erhofften Durchbruch bringen. Doch wird aus dem unverbindlichen Angebot diesmal mehr als heiße Luft?

Die Reaktion der Börse ließ nicht lange auf sich warten: Die Thyssenkrupp-Aktie schoss zeitweise um fast 8% nach oben und erreichte den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren. Ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr Anleger auf eine Lösung für die krisengeschüttelte Stahlsparte gehofft haben.

Milliarden-Offerte aus Indien: Mehr als nur warme Worte?

Jindal Steel International, die internationale Sparte der indischen Naveen Jindal Group, hat ein Übernahmeangebot für Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) vorgelegt, das aufhorchen lässt:

  • Investitionszusage: Mehr als 2 Milliarden Euro
  • Pensionsverbindlichkeiten: Übernahme der 2,7 Milliarden Euro schweren Altlasten
  • Grüne Transformation: Fertigstellung des emissionsarmen Stahlstandorts Duisburg
  • Kapazitätsausbau: Zusätzliche Elektrolichtbogenofen-Anlagen geplant

"Unser Ziel ist es, Thyssenkrupps 200-jähriges industrielles Erbe zu bewahren und dabei zu helfen, es zu Europas größtem integrierten emissionsarmen Stahlproduzenten zu transformieren", erklärt Narendra Misra von Jindal. Große Worte – aber das Unternehmen bringt auch Referenzen mit: 2024 übernahm Jindal bereits den tschechischen Stahlhersteller Vitkovice Steel.

Gewerkschaft wechselt die Seiten

Überraschend deutlich positioniert sich die IG Metall hinter dem neuen Angebot. Jürgen Kerner, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und hochrangiges Gewerkschaftsmitglied, bezeichnete die Nachricht als "gute Neuigkeit" und forderte schnelle substanzielle Gespräche.

Ein bemerkenswerter Kurswechsel: Noch vor Kurzem hatte die Gewerkschaft den Deal mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky scharf kritisiert. Kretinsky hatte 2024 einen 20-prozentigen Anteil an TKSE erworben, doch die IG Metall warf ihm vor, keine klaren strategischen Pläne vorgelegt zu haben.

Der Konzern am Scheideweg

Für Thyssenkrupp kommt das Angebot zur perfekten Zeit – oder zur letzten Chance. Der Konzern steckt mitten in einem radikalen Umbau zur strategischen Holdinggesellschaft. Die Stahlsparte mit ihren 10,7 Milliarden Euro Umsatz ist dabei mehr Ballast als Chance geworden.

Strukturelle Probleme, schwache Nachfrage und die Milliardeninvestitionen für die grüne Transformation haben TKSE zu einer chronischen Baustelle gemacht. Ein erfolgreicher Verkauf würde nicht nur Kapital für lukrativere Bereiche wie Aufzugstechnik oder Marineschiffbau freisetzen, sondern auch den Weg für die angestrebte Neuausrichtung ebnen.

Wird diesmal alles anders?

Nach Jahren erfolgloser Verkaufsbemühungen stellt sich die entscheidende Frage: Kann Jindal Steel International dort erfolgreich sein, wo andere gescheitert sind? Die Inder bringen nicht nur das nötige Kapital mit, sondern auch die Bereitschaft, die problematischen Pensionsverbindlichkeiten zu schultern – ein Stolperstein bei früheren Verhandlungen.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob aus dem unverbindlichen Angebot konkrete Verhandlungen werden. Mit einem Plus von fast 191% seit Jahresanfang hat die Thyssenkrupp-Aktie bereits viel Hoffnung eingepreist – jetzt muss geliefert werden.

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