Thyssenkrupp Aktie: Moody’s bremst
Moody’s zieht die Handbremse bei Thyssenkrupp: Der Ausblick wurde von „positiv“ auf „stabil“ zurückgenommen, obwohl das eigentliche Rating unverändert bleibt. Auslöser sind hohe Restrukturierungskosten im Stahlgeschäft, die den Konzern in den kommenden Jahren kräftig Liquidität kosten werden. Spannend ist dabei der Spagat zwischen belastenden Cash-Abflüssen und gleichzeitig sehr solider Liquidität sowie ersten Erfolgen der Konzernumbau-Strategie.
Die Fakten im Überblick
- Moody’s bestätigt das Ba3-Rating, senkt aber den Ausblick auf „stabil“
- Hintergrund: umfassende Restrukturierung bei Steel Europe mit hohen Cash-Abflüssen
- Erwartet werden deutlich negative Free-Cash-Flow-Werte in 2026 und 2027
- Liquide Mittel von 5,7 Mrd. Euro stützen das Profil
- TKMS-Börsengang und mögliche Veräußerung der Stahlsparte setzen strategische Akzente
- Aktie: Schlusskurs Freitag 9,12 Euro, YTD-Anstieg über 120 %, aber klar unter dem Oktober-Hoch
Moody’s-Entscheidung: Stabil statt positiv
Moody’s hat am Freitag das Corporate Family Rating von Thyssenkrupp bei Ba3 bestätigt, den Ausblick aber von „positiv“ auf „stabil“ gesenkt. Im Zentrum steht die tiefgreifende Restrukturierung der Stahlaktivitäten (Steel Europe), die laut Moody’s in den nächsten 12 bis 18 Monaten „außerordentliche“ Maßnahmen und erhebliche Barmittel erfordert.
Konkret plant Steel Europe, die Belegschaft bis 2030 um 11.000 Stellen zu reduzieren. Die Ratingagentur rechnet dafür bis zum Geschäftsjahr 2025/26 mit Restrukturierungsrückstellungen im hohen dreistelligen Millionenbereich. Allein im laufenden Jahr werden die Cash-Abflüsse für diese Programme auf rund 350 Millionen Euro geschätzt, mit weiteren Zahlungen in den Folgejahren.
Damit macht Moody’s klar: Nicht das Geschäftsmodell als solches steht im Vordergrund der Bewertung, sondern die Finanzbelastung durch den Umbau.
Belastender Free Cash Flow – aber klare Perspektive
Im Geschäftsjahr 2025 erwartet Moody’s noch einen leicht positiven bereinigten Free Cash Flow von etwa 100 Millionen Euro. Danach dreht die Kennzahl aus Sicht der Agentur deutlich ins Minus:
- Geschäftsjahr 2026: rund –700 Millionen Euro bereinigter Free Cash Flow
- Geschäftsjahr 2027: rund –300 Millionen Euro bereinigter Free Cash Flow
Diese Projektionen erklären die Zurücknahme des positiven Ausblicks. Gleichzeitig begründet Moody’s den nun „stabilen“ Ausblick damit, dass die Belastungen nicht dauerhaft so hoch bleiben sollen. Ab dem Geschäftsjahr 2026 sollen sich die Restrukturierungsaufwendungen auf etwa 150 Millionen Euro jährlich normalisieren. Auf dieser Basis erwartet die Agentur eine schrittweise Verbesserung des bereinigten Free Cash Flows ab 2027.
Parallel dazu wird mit einer klaren Ergebnisverbesserung gerechnet:
- Bereinigtes EBITDA 2026: rund 500 Millionen Euro
- Bereinigtes EBITDA 2027: rund 1,9 Milliarden Euro (nach 1,3 Milliarden Euro in 2025)
Die bereinigte EBITA-Marge soll von 2,2 % im Geschäftsjahr 2025 auf 3,4 % im Jahr 2027 steigen. Moody’s koppelt ein mögliches Upgrade des Ratings explizit an Nachweise, dass diese Trendwende gelingt – also eine nachhaltige EBITA-Marge im mittleren einstelligen Prozentbereich und dauerhaft positiver bereinigter Free Cash Flow.
Solide Liquidität als Gegenpol
Trotz der erwarteten negativen Free-Cash-Flow-Phase bewertet Moody’s die Liquidität des Konzerns als „sehr gut“. Zum September 2025 verfügte Thyssenkrupp über Barmittel von 5,7 Milliarden Euro, davon 1,7 Milliarden Euro bei der Marinesparte Marine Systems (TKMS).
Diese Liquiditätsbasis soll helfen, die Transformation durchzustehen, ohne die Kapitalstruktur unmittelbar zu gefährden. Aus Ratingsicht ist das ein wichtiger Puffer gegen die absehbaren Belastungen aus dem Stahlumbau.
Einen Dämpfer sieht Moody’s allerdings in der gescheiterten geplanten Partnerschaft mit der EP Corporate Group von Daniel Křetínský. Das angedachte 50:50-Joint-Venture für Steel Europe kommt nicht zustande, die EP Group hat ihren 20-Prozent-Anteil an der Stahlsparte zum 30. September 2025 zurückgegeben und den Kaufpreis erstattet. Damit entfällt ein möglicher Partner zur Risikoteilung im Stahlgeschäft – ein Punkt, den die Agentur ausdrücklich erwähnt.
Strategie: TKMS-Börsengang und Stahl-Optionen
Die Ratingentscheidung fällt mitten in eine Phase tiefgreifender Neuausrichtung. Im Oktober 2025 hat Thyssenkrupp den Börsengang der Marinesparte TKMS erfolgreich abgeschlossen. TKMS wird ab dem 22. Dezember 2025 im MDAX gelistet – ein schneller Aufstieg in einen großen Index, der die Bedeutung der Sparte und den Erfolg des IPO unterstreicht.
Parallel laufen Gespräche mit Jindal Steel International über einen möglichen Verkauf der Stahlsparte. Ein nicht-bindendes Angebot des indischen Konzerns wird aktuell geprüft. Sollte ein Verkauf zustande kommen, könnte dies die Bilanz und das Risikoprofil spürbar verändern – wie genau, hängt aber stark von Struktur und Gegenleistung eines möglichen Deals ab, die derzeit noch offen sind.
Aktie: Starker Jahresverlauf, technische Konsolidierung
An der Börse spiegeln sich die Chancen und Risiken des Umbaus in einer hohen Schwankungsbreite wider. Die Aktie schloss am Freitag bei 9,12 Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich ein Anstieg von rund 130 %, seit Jahresanfang liegt das Plus bei gut 128 %. Gleichzeitig notiert der Titel rund 31 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 13,24 Euro vom 9. Oktober 2025.
Charttechnisch bewegt sich der Kurs aktuell nahezu auf Höhe des 50‑Tage‑Durchschnitts von 9,15 Euro und etwas unter dem 200‑Tage‑Durchschnitt von 9,70 Euro. Der RSI von 68,2 signalisiert ein Niveau nahe der überkauften Zone, was zu der Beobachtung passt, dass die Aktie nach einer starken Rally in eine Konsolidierungsphase übergegangen ist.
Wichtige nächste Termine und Kennzahlen
Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 peilt Thyssenkrupp ein bereinigtes EBIT zwischen 500 und 900 Millionen Euro an. Gleichzeitig rechnet der Konzern mit einem Nettoverlust zwischen 400 und 800 Millionen Euro, vor allem aufgrund der Restrukturierungsrückstellungen bei Steel Europe.
Für Aktionäre sind zudem folgende Punkte zeitnah relevant:
-
- Januar 2026: Hauptversammlung mit Abstimmung über die vorgeschlagene Dividende von 0,15 Euro je Aktie
- Fortgang der Gespräche mit Jindal Steel International zur Stahlsparte
- Entwicklung der Restrukturierungskosten und des Free Cash Flow in den Geschäftsjahren 2026 und 2027
Unterm Strich zeigt sich: Moody’s bremst die Rating-Erwartungen zwar auf „stabil“ ab, erkennt aber gleichzeitig eine klare Perspektive für bessere Margen und Cash-Flows, sofern der tiefgreifende Umbau – insbesondere im Stahlgeschäft – wie geplant greift.
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