Thyssenkrupp Aktie: Bonität im Fokus
Thyssenkrupp steckt weiter im Spannungsfeld zwischen fragiler Finanzbasis und strategischem Umbau. Zum Wochenschluss hat Moody’s den positiven Ausblick kassiert, während die Marinesparte TKMS mit konkreten Übernahmeplänen für Bewegung sorgt. Gleichzeitig bleibt der Stahlmarkt auf Sicht trüb – und verschiebt die Hoffnung auf operative Entlastung nach hinten.
Die Fakten im Überblick
- Moody’s bestätigt das Rating bei Ba3, senkt den Ausblick von „positiv“ auf „stabil“
- TKMS prüft die Übernahme von German Naval Yards in Kiel
- Neuer Schrott-Liefervertrag mit der TSR Group zur Rohstoffsicherung
- Fitch erwartet eine Erholung des globalen Stahlmarkts erst 2026
- Schlusskurs Freitag: 9,10 € (Tagesminus 1,30 %), YTD-Plus über 120 % bei hoher Volatilität
Moody’s-Ausblick: Signal an Fremdkapitalgeber
Moody’s hat das Unternehmensrating bei Ba3 bestätigt, den Ausblick aber von „positiv“ auf „stabil“ zurückgenommen. Damit bleibt Thyssenkrupp klar im Non-Investment-Grade-Bereich. Die Agentur sieht kurzfristig kein ausreichendes Verbesserungspotenzial für eine Hochstufung der Kreditwürdigkeit.
Für den Konzern bedeutet das: Der Zugang zu günstigeren Refinanzierungskonditionen bleibt eingeschränkt. In einem Umfeld hoher Schwankungen im Stahl- und Industriebereich bleibt die finanzielle Lage damit angespannt. Dass der Ausblick auf „stabil“ gesetzt wurde, spricht zwar gegen eine unmittelbare Verschärfung, aber eben auch gegen eine schnelle Entwarnung.
An der Börse fiel die Reaktion verhalten aus: Die Aktie schloss am Freitag bei 9,10 € und gab damit leicht nach. Nach den Kursgewinnen seit Jahresanfang von über 120 % zeigt sich, dass die Bonitätsthematik weiter ein wichtiger Bremsfaktor bleibt.
TKMS und German Naval Yards: Konsolidierung nimmt Form an
Während die Holdingseite mit der Bonität ringt, treibt die Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ihre eigene Agenda voran. Laut Börsen-Zeitung prüft TKMS konkret die Übernahme der benachbarten Werft German Naval Yards in Kiel.
Eine solche Transaktion wäre ein deutlicher Schritt in Richtung Konsolidierung des deutschen Marineschiffbaus. Gebündelte Kapazitäten in Kiel könnten:
- Kosten senken und Synergien heben
- Projektabwicklung und Auslastung verbessern
- Die internationale Wettbewerbsfähigkeit von TKMS stärken
Für Investoren ist diese Entwicklung auch mit Blick auf die strategische Zukunft der Sparte relevant. Die Aktivitäten deuten darauf hin, dass eine mögliche Verselbstständigung oder ein Teilverkauf von TKMS weiter aktiv mit wertsteigernden Maßnahmen vorbereitet wird.
Stahlmarkt und Rohstoffe: Erholung auf Zeit
Im Kerngeschäft Stahl bleibt der operative Gegenwind bestehen. Eine aktuelle Analyse von Fitch Ratings stellt nur eine moderate Erholung des globalen Stahlmarkts in Aussicht – und das erst ab 2026. Kurzfristig ist also nicht mit einem kräftigen Nachfrageimpuls zu rechnen.
Zwar stützen in Europa Instrumente wie der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und Importquoten die Margen, dennoch bleibt das Umfeld herausfordernd. Thyssenkrupp versucht, über Effizienz und eine nachhaltigere Produktion gegenzusteuern.
Ein Baustein dabei ist die Rohstoffsicherung: Am 19. Dezember wurde ein Vertrag mit der TSR Group über die Lieferung von Schrott unterzeichnet. Schrott ist ein zentraler Einsatzstoff für klimafreundlichere Stahlproduktion. Der Schritt zielt darauf ab, Versorgungssicherheit und Planbarkeit für die geplante Transformation Richtung „grüner Stahl“ zu stärken.
Chartbild: Hohe Schwankungen trotz Plus
Trotz der aktuellen Belastungsfaktoren hat die Aktie auf Jahressicht deutlich zugelegt: Seit Jahresanfang beträgt das Plus rund 127 %, auf Zwölfmonatsbasis rund 130 %. Der Titel ist damit ein klarer Outperformer – bei gleichzeitig hoher Schwankungsbreite (30-Tage-Volatilität annualisiert rund 55 %).
Aktuell notiert die Aktie mit 9,10 € nur gering unter dem 50-Tage-Durchschnitt von 9,15 €, aber rund 31 % unter dem 52-Wochen-Hoch von 13,24 €. Das signalisiert eine deutliche Korrektur nach einem starken Anstieg. Der RSI von 68,2 liegt im oberen, aber noch nicht extrem überkauften Bereich.
Fazit: Zwischen Finanzdruck und strategischem Fortschritt
Die Thyssenkrupp Aktie steht zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite der Bonitätsdämpfer durch Moody’s und ein Stahlmarkt, der laut Fitch erst 2026 spürbare Erholung verspricht. Auf der anderen Seite strukturelle Fortschritte, insbesondere durch die möglichen Werftübernahmepläne von TKMS und Maßnahmen zur Rohstoffsicherung für grüneren Stahl.
Entscheidend für die weitere Wahrnehmung dürfte sein, ob es dem Konzern gelingt, aus den strategischen Schritten – vor allem in der Marinesparte – konkrete Wertbeiträge zu generieren, während gleichzeitig die finanziellen Kennzahlen stabil gehalten werden.
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