Tesla Aktie: Roboter-Fantasie trifft Realität

Tesla hat sich in eine neue Bewertungszone katapultiert – und das hat wenig mit Autos zu tun. Die Aktie schloss die Woche bei 454,94 US-Dollar, gestützt von Spekulationen über ein mögliches Regierungsprogramm für humanoide Roboter. Während Analysten dem Optimus-Projekt bereits Hunderte Milliarden Dollar Wert zuschreiben, liefert das Kerngeschäft in China eine ernüchternde Botschaft.

Optimus wird zur Bewertungs-Lokomotive

Die Kursphantasie der vergangenen Tage speist sich aus zwei Quellen: politischen Hoffnungen und aggressiven Analystenschätzungen.

Barclays-Analyst Dan Levy verweist auf Berichte, wonach das Weiße Haus für 2026 eine Executive Order zur Förderung der heimischen Robotik-Industrie erwägt. Die Maßnahme könnte ähnlich wie der Inflation Reduction Act für Batterien funktionieren – mit Steuererleichterungen oder direkter Förderung. Für Tesla wäre das ein massiver Rückenwind für das Optimus-Programm, das Elon Musk als langfristigen Game-Changer positioniert.

RBC Capital Markets legt nach: Analyst Tom Narayan schätzt den aktuellen Wert der Roboter-Sparte allein auf 640 Milliarden Dollar. Seine Prognose sieht bis 2050 ein Verkaufsvolumen von 400 Milliarden Dollar aus diesem Segment – mehr als ein Drittel seines Kursziels von 500 Dollar entfällt auf Optimus. Tesla wird damit faktisch nicht mehr als Autohersteller, sondern als KI- und Robotik-Konzern bewertet.

China-Geschäft schwächelt deutlich

Die Zukunftsmusik steht im krassen Kontrast zu den aktuellen Absatzdaten. Zahlen der China Passenger Car Association für Oktober 2025 zeigen: Die Auslieferungen aus der Gigafactory Shanghai fielen um 9,9 Prozent auf 61.497 Einheiten. Der Rückgang ist bemerkenswert, weil er die zunehmende Konkurrenz durch lokale Anbieter wie BYD verdeutlicht.

Die Wachstumsdynamik im weltweit größten E-Auto-Markt hat sich gedreht – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Tesla neue günstigere Modelle benötigen würde, um Marktanteile zu verteidigen.

Ausblick: Zwei parallele Welten

Die Entkopplung von Aktienkurs und operativer Realität erreicht eine neue Dimension. Der Markt ignoriert die schwachen China-Daten und preist stattdessen eine Roboter-Zukunft ein, die frühestens in den 2030er Jahren nennenswerte Umsätze bringen dürfte.

Entscheidend wird Anfang 2026, ob das Weiße Haus tatsächlich eine "National Robotics Initiative" startet. Die nächsten harten Fakten liefern die Q4-Auslieferungszahlen Anfang Januar – sie zeigen, ob der China-Rückgang eine Momentaufnahme war oder der Beginn eines Trends.