Tesla hat sich ein Jahr nach der letzten Bestmarke eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Elektroautobauer knüpft an frühere Höchststände an – getragen von neuer Fantasie rund um autonomes Fahren und Robotaxis. Gleichzeitig wachsen Zweifel, ob die Bewertung mit der tatsächlichen Geschäftsentwicklung Schritt hält. Wie passt das zusammen?

Zurück im „Magnificent Seven“-Club

Die starke Rally seit dem Frühjahr hat Tesla wieder in die oberste Gewichtsklasse der US-Börse katapultiert. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 1,63 Billionen Dollar hat der Konzern Broadcom überholt und ist nun wieder das siebtgrößte US-Unternehmen nach Börsenwert. Damit besetzen die sogenannten „Magnificent Seven“ erstmals seit Ende Mai wieder geschlossen die Spitzenplätze.

Der Kursanstieg wirkt umso bemerkenswerter, wenn man den Rückblick wagt: Anfang April notierte Tesla bei nur gut 220 Dollar je Aktie – mehr als 50 % unter dem Hoch von Dezember 2024. Von diesem Tief aus hat sich der Titel mehr als verdoppelt.

Auch in Europa zeigt sich der Aufwärtstrend: Die Tesla-Aktie verteuerte sich in den vergangenen 30 Tagen um gut 19 % und liegt damit deutlich über dem 50- und 200-Tage-Durchschnitt. Mit einem RSI von über 70 ist der Titel allerdings technisch überkauft, was zumindest kurzfristig eine gewisse Überhitzung signalisiert.

Robotaxis als Kurstreiber

Im Zentrum der neuen Kursfantasie steht Teslas Fortschritt beim autonomen Fahren. In Austin (Texas) testet das Unternehmen inzwischen Model-Y-Robotaxis ohne Sicherheitsfahrer an Bord – ein entscheidender Schritt hin zu einem kommerziellen Robotaxi-Dienst.

Wichtige Punkte aus dem Autonomie-Programm:

  • Unbeaufsichtigte Tests: Model Y wurden in Austin auf öffentlichen Straßen ohne Insassen gesichtet.
  • Flottenausbau: Bis Jahresende soll die Testflotte in Austin auf rund 60 Fahrzeuge verdoppelt werden.
  • Regulatorische Schritte: Tesla hat Genehmigungen für AV-Tests in Nevada und für Ride-Hailing-Dienste in Arizona erhalten.
  • FSD-Software-Sprung: Mit Version 14 der „Full Self-Driving“-Software stieg die durchschnittliche Strecke zwischen kritischen Eingriffen von 441 auf über 9.200 Meilen.

Elon Musk bestätigte die unbeaufsichtigten Tests und erklärte bei einem xAI-Event, „unsupervised ist im Grunde gelöst“. Diese Aussagen befeuern die Erwartung, dass Tesla sich von einem reinen Autohersteller hin zu einem Robotik- und Softwarekonzern entwickeln könnte.

Analysten heben Kursziele an

Die Fortschritte bei Robotaxis und KI bleiben an der Wall Street nicht unbemerkt. Mehrere Häuser haben in den vergangenen Tagen ihre Kursziele angehoben:

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  • Mizuho: Ziel auf 530 Dollar erhöht, Einstufung „outperform“.
  • Stifel Nicolaus: Ziel auf 508 Dollar angehoben, Rating „buy“.
  • Wedbush: Analyst Daniel Ives hält eine Bewertung von 3 Billionen Dollar bis Ende 2026 für möglich – gestützt auf das Potenzial in KI und Robotik.

Auch Morgan Stanley zeigt sich ambitioniert. Analyst Andrew Percoco rechnet damit, dass die Robotaxi-Flotte 2026 auf 1.000 Fahrzeuge wachsen könnte und bis 2035 auf bis zu eine Million Einheiten anwächst. Solche Szenarien untermauern die hohe Bewertungsfantasie – bleiben aber langfristige Projektionen mit erheblichen Unwägbarkeiten.

Gedämpfte Erwartungen für Q4-Auslieferungen

Im Schatten der Robotaxi-Euphorie fallen die kurzfristigen Fundamentaldaten deutlich nüchterner aus. Für das vierte Quartal erwarten Analysten Auslieferungen von rund 450.000 bis 455.000 Fahrzeugen. Das liegt unter dem Rekordwert von etwa 500.000 Fahrzeugen aus dem dritten Quartal.

Die Gründe für den erwarteten Dämpfer:

  • Vorzieheffekte: Viele Kunden haben ihre Käufe ins dritte Quartal vorgezogen, um sich noch den EV-Steuerbonus von 7.500 Dollar zu sichern.
  • Markenimage: Zwischenzeitliche Schwächen in der Markenwahrnehmung wurden mit den politischen Aktivitäten von CEO Musk in Verbindung gebracht.
  • Wettbewerb: Chinesische Hersteller wie BYD und Nio erhöhen den Druck im globalen EV-Markt spürbar.

Zuletzt gibt es aber auch positive Signale: Das überarbeitete Model Y war in der vergangenen Woche das meistverkaufte Fahrzeug in China. Außerdem sollen laut Daten des Analysehauses HundredX die Markenkennzahlen wieder auf das Niveau vor 2025 zurückgekehrt sein.

Hohe Bewertung, laute Mahner

So beeindruckend die Kursrally ist: Bewertungsfragen rücken immer stärker in den Mittelpunkt. Tesla wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 327 gehandelt – ein Niveau, das deutlich mehr die erwartete Zukunft als die aktuelle Ertragskraft widerspiegelt.

Kritische Stimmen werden lauter:

  • BCA Research: US-Aktienstrategin Irene Tunkel beschreibt Tesla als „in Blasen-Territorium“.
  • Michael Burry: Der bekannte Investor bezeichnete den Titel in einem öffentlichen Beitrag jüngst als „überbewertet“.

Fundamental zeigt sich ein gemischtes Bild. Im dritten Quartal erzielte Tesla einen Gewinn je Aktie von 0,50 Dollar bei einem Umsatz von 28,10 Milliarden Dollar. Die Nettomarge lag bei 5,51 %, die Eigenkapitalrendite bei 6,61 %. Positiv: Die Bilanz ist robust, das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital beträgt lediglich 0,07.

Insider-Verkäufe als Warnsignal?

Zusätzliche Aufmerksamkeit erhalten jüngste Insidertransaktionen. Direktor Kimbal Musk trennte sich Anfang Dezember von 56.820 Aktien im Gegenwert von rund 25,6 Millionen Dollar und reduzierte seine Beteiligung damit um 3,92 %. Finanzchef Vaibhav Taneja veräußerte 2.637 Aktien im Volumen von etwa 1,17 Millionen Dollar – ein Rückgang seines Bestands um 16,09 %.

Insgesamt halten Unternehmensinsider weiterhin rund 19,90 % der ausstehenden Aktien. Der jüngste Verkaufsdruck aus dem Management wird von Marktbeobachtern als gemischtes Signal gewertet: Einerseits realisieren Insider Gewinne nach der Rally, andererseits verstärkt dies die Debatte um die Angemessenheit der aktuellen Bewertung.

Fazit: Zwischen Vision und Bewertung

Tesla steht aktuell exemplarisch für den Spannungsbogen zwischen technischer Vision und klassischer Fundamentalanalyse. Auf der einen Seite steht eine starke Kursrally, die Rückkehr unter die größten US-Konzerne und konkrete Fortschritte bei Robotaxis und FSD-Software. Auf der anderen Seite stehen gedämpfte Auslieferungserwartungen für das laufende Quartal, intensiver werdender Wettbewerb, ein historisch hohes Bewertungsniveau und spürbare Insider-Verkäufe. Die nächsten Quartalszahlen und weitere regulatorische Schritte im Robotaxi-Geschäft werden entscheidend dafür sein, ob die ambitionierten Wachstums- und Bewertungsannahmen haltbar bleiben.

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