Der Essener Energiekonzern überraschte die Märkte mit einer radikalen Strategie-Korrektur: Statt weiter Milliarden in verzögerte US-Offshore-Projekte und schleppende Wasserstoff-Pläne zu pumpen, startet RWE ein 1,5-Milliarden-Euro-Aktienrückkaufprogramm. Die Reaktion? Ein Kurssprung von über 8 Prozent – der beste Handelstag seit mehr als zwei Jahren. Doch was steckt hinter diesem plötzlichen Kurswechsel?

Die Antwort liegt in nüchternen Risiko-Kalkulationen: Nach den US-Wahlen haben sich die Aussichten für Offshore-Wind-Projekte an der Ostküste deutlich eingetrübt. Ausstehende Genehmigungen könnten RWEs ehrgeizige Pläne empfindlich verzögern. Parallel dazu kommt die Wasserstoff-Wirtschaft in Europa nicht wie erhofft in Fahrt. CFO Michael Müller brachte es auf den Punkt: Die geplanten Offshore-Investitionen wären „unproduktive Investitionen" gewesen, da die Projekte ohnehin erst Ende des Jahrzehnts ans Netz gegangen wären.

Grünes Wachstum läuft – aber selektiv

Dabei läuft das operative Geschäft solide. In den ersten neun Monaten 2024 erzielte RWE ein bereinigtes EBITDA von 4,0 Milliarden Euro. Die Highlights:

  • Offshore Wind legte auf 1,08 Milliarden Euro zu (Vorjahr: 998 Millionen Euro) – bessere Windverhältnisse machten den Unterschied
  • Onshore Wind/Solar sprang auf 990 Millionen Euro (Vorjahr: 870 Millionen Euro), getrieben durch neue Anlagen und die US-Akquisition Con Edison Clean Energy
  • Flexible Generation brach erwartungsgemäß auf 1,45 Milliarden Euro ein (Vorjahr: 2,41 Milliarden Euro) – niedrigere Margen bei Terminverkäufen belasten
  • Supply & Trading normalisierte sich nach Rekordjahr auf 465 Millionen Euro (Vorjahr: 1,33 Milliarden Euro)

RWE investierte netto 6,9 Milliarden Euro in grünes Wachstum, wobei 95 Prozent taxonomiekonform waren. Die Kapazität ohne Auslauftechnologien kletterte auf 36,2 Gigawatt, weitere 11,2 Gigawatt befinden sich im Bau.

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Kapital zurück zu den Aktionären

Das Aktienrückkaufprogramm über bis zu 18 Monate ist mehr als nur eine PR-Maßnahme. Aktivist Benedikt Kormaier vom Energiefonds Enkraft jubelte: „RWE gibt endlich dem Ruf vieler Aktionäre nach einer umsichtigeren Kapitalallokation nach." Die Botschaft ist klar: Wenn attraktive Projekte verzögert werden, fließt das Geld zurück an die Eigentümer.

Für 2025 und 2026 reduziert RWE die geplanten Netto-Investitionen auf etwa 7 Milliarden Euro pro Jahr – ausschließlich wegen der Offshore- und Wasserstoff-Verzögerungen. Die Ergebnisprognose für 2027 bleibt aber unangetastet. Auch die Dividende von 1,10 Euro je Aktie für 2024 steht.

Silberstreif nach Talfahrt?

Die RWE-Aktie hatte bis zur Ankündigung 27 Prozent seit Jahresbeginn verloren. Mit dem Rückkaufprogramm und der verbesserten Prognose für 2024 – RWE will nun die Mitte der Prognosebandbreiten erreichen – könnte die Trendwende eingeleitet sein. Die Nettoverschuldung von 12,2 Milliarden Euro bleibt kontrollierbar, der Leverage-Faktor deutlich unter der selbst gesetzten Obergrenze von 3,0.

Bleibt die Frage: Ist RWEs strategische Flexibilität ein Zeichen von Stärke oder ein Eingeständnis, dass die grüne Wachstumsstory komplizierter wird als gedacht? Die nächsten Monate werden zeigen, ob der Markt die Kapitaldisziplin honoriert – oder ob Anleger das langsamere Wachstum abstrafen.

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