Rolls-Royce hat sich in den vergangenen Jahren vom Sorgenkind zum Profiteur gleich mehrerer Trends entwickelt: steigende Verteidigungsetats, robuste Nachfrage nach Großtriebwerken und ein umfangreiches Effizienzprogramm. Nun kommen ein Großauftrag für Militärantriebe, ein fast abgeschlossener Aktienrückkauf und eine Hochstufung der Kreditwürdigkeit dazu. Die zentrale Frage: Rechtfertigt das alles die inzwischen hohe Bewertung?

Großauftrag stärkt das Defence-Geschäft

Ein wichtiger Baustein des aktuellen Rückenwinds ist ein neuer Großauftrag für die Power-Systems-Sparte. Der Bereich liefert mehr als 300 mtu MB 873 Ka‑501-Motoren für neue Leopard‑2‑Kampfpanzer des Rüstungskonzerns KNDS. Es handelt sich laut Unternehmen um einen der größten Aufträge dieser Art seit Jahrzehnten.

Die Antriebe gehen an mehrere europäische NATO-Staaten, darunter Deutschland, Litauen, Schweden, die Niederlande und Tschechien. Die Auslieferungen sollen 2026 beginnen und sorgen damit für gut planbare Umsätze in den nächsten Jahren.

Rolls-Royce betont die sicherheitspolitische Dimension: Die Bestellung spiegelt die angespannte Lage in Europa wider und unterstreicht zugleich die wachsende Bedeutung staatlicher Kunden. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr entfiel rund ein Viertel des Umsatzes der Power-Systems-Sparte auf Regierungsaufträge – ein Anteil, der mit solchen Deals weiter an Gewicht gewinnt.

Starke Zahlen untermauern den Umbau

Im November hat Rolls-Royce mit einem Trading Update die Prognose für 2025 bestätigt. Der Konzern rechnet mit einem bereinigten operativen Ergebnis von 3,1 bis 3,2 Mrd. Pfund und einem freien Cashflow von 3,0 bis 3,1 Mrd. Pfund. Damit bleibt der Fokus klar auf Profitabilität und Barmittelgenerierung nach Jahren des Umbaus.

Die wichtigsten operativen Treiber:

  • Civil Aerospace: Die Nachfrage nach Großtriebwerken bleibt robust. In der zweiten Jahreshälfte 2025 sicherte sich Rolls-Royce größere Aufträge von IndiGo, Malaysia Airlines und der Leasinggesellschaft Avolon. Das Frachtmodell Airbus A350F mit Trent XWB‑97‑Triebwerken stößt vor allem in China und im asiatisch-pazifischen Raum auf zunehmendes Interesse.

  • Defence: Hier profitiert der Konzern von erhöhten Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten. Im Oktober einigten sich die Türkei und Großbritannien auf die Lieferung von 20 Eurofighter Typhoon, angetrieben von EJ200‑Triebwerken von Rolls-Royce.

  • Power Systems: Neben dem Leopard‑Auftrag treiben hohe Nachfrage aus Rechenzentren und weitere Regierungsverträge Umsatz und Auftragseingang. Gleichzeitig baut die Sparte ihr Angebot an Antriebssystemen für militärische Landfahrzeuge aus.

  • Small Modular Reactors (SMR): Im Atomgeschäft ist Rolls-Royce SMR in Schweden in die Endrunde der Technologieauswahl vorgerückt. In Großbritannien sollen die kommerziellen Eckpunkte mit Great British Energy‑Nuclear planmäßig bis Jahresende stehen – ein möglicher Türöffner für künftiges Wachstum.

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Diese Mischung aus hoher Auslastung im Kerngeschäft, neuen Verteidigungsaufträgen und langfristigen Projekten wie SMR stützt die aktuelle Ergebnisdynamik.

Analysten sehen weiteres Potenzial

Trotz eines leichten Rücksetzers im letzten Monat bleibt die Analystengemeinde überwiegend optimistisch. Mehrere Großbanken haben ihre Modelle zuletzt aktualisiert, ohne den positiven Grundton zu verändern.

  • JP Morgan taxiert das Kursziel auf 1.320 Pence und rät laut Bericht dazu, die jüngste Kursschwäche nicht zu überbewerten. Begründung: die nach wie vor starke Fundamentallage.
  • Morgan Stanley sieht den fairen Wert bei 1.280 Pence.
  • Citi ist mit 1.101 Pence vorsichtiger und liegt damit in etwa auf dem aktuellen Kursniveau.
  • RBC Capital Markets startete im November mit „Outperform“ und einem Ziel von 12,75 Pfund. Die Analysten argumentieren, dass allein das Portfolio an Großtriebwerken in der zivilen Luftfahrt rund 70 % der Marktkapitalisierung rechtfertigen könnte.

Im Mittel ergibt sich daraus ein Kursziel von rund 1.242 Pence – ein Aufwärtspotenzial von etwa 13 % auf Sicht der nächsten 12 Monate. 18 Analysten decken die Aktie ab, der Konsens lautet „Buy“.

Aktienrückkauf und höhere Kreditwürdigkeit

Parallel zur operativen Erholung stärkt das Management auch die Kapitalstruktur und Aktionärsrendite. Das im Februar 2025 angekündigte Rückkaufprogramm über 1 Mrd. Pfund ist bis Mitte November zu rund 0,9 Mrd. Pfund umgesetzt worden. Es handelt sich um die ersten Ausschüttungen an die Eigentümer seit der Pandemie und signalisiert Vertrauen in die eigene Ertragskraft.

Finanziell hat sich die Bilanz ebenfalls deutlich verbessert. Moody’s hob Ende November das langfristige Rating von Baa2 auf Baa1 mit positivem Ausblick an. Die Agentur verweist auf die starke operative Entwicklung, den erfolgreichen Turnaround und eine Nettocash-Position. Die verfügbare Liquidität liegt bei rund 8,3 Mrd. Pfund, davon 5,8 Mrd. Pfund in Barmitteln und eine ungenutzte Kreditlinie über 2,5 Mrd. Pfund.

Damit sinken tendenziell die Finanzierungskosten und erhöhen sich die Spielräume für Investitionen, Forschung oder weitere Ausschüttungen – ein Punkt, den institutionelle Investoren genau beobachten.

Bewertung erreicht Premium-Niveau

Der Kursanstieg der vergangenen Jahre hat die Bewertung spürbar nach oben gezogen. Die Aktie liegt seit Jahresbeginn in Euro gerechnet rund 76 % im Plus und notierte am Freitag bei 12,56 Euro, etwa 10 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch, aber fast 89 % über dem Tief zu Jahresbeginn.

Auf Basis der aktuellen Schätzungen wird Rolls-Royce mit einem Forward-KGV von etwa 35,7 gehandelt – deutlich über dem eigenen Zehnjahresdurchschnitt von rund 17,4. Das laufende KGV von etwa 15,8 bis 16,7 spiegelt den bereits erzielten Ergebnishebel durch das Transformationsprogramm wider.

Damit bezahlt der Markt heute einen spürbaren Aufschlag für weiteres Wachstum, hohe Cashflows und die Erwartung, dass der Umbau nachhaltig wirkt. Gleichzeitig schrumpft der Puffer für operative Rückschläge: Störungen in den Lieferketten, Engpässe bei Spezialkomponenten oder Verzögerungen in Großprojekten könnten sich schneller im Kurs niederschlagen als in der Vergangenheit.

Ausblick: Nächster Prüfstein im Februar

Kurzfristig richten sich die Blicke auf zwei Termine: Zum einen die endgültige Vereinbarung der SMR-Konditionen mit Great British Energy‑Nuclear bis Jahresende, zum anderen die Zahlen für das Gesamtjahr 2025, die für Ende Februar 2026 angekündigt sind. Dann wird sich zeigen, ob Rolls-Royce die aktuell hohen Erwartungen bei Umsatz, Marge und Cashflow erreicht oder übertreffen kann.

Der unter CEO Tufan Erginbilgiç gestartete Umbau, der den Konzern anfangs als „brennende Plattform“ beschrieb, hat bislang zu deutlich besseren Kennzahlen und einer klar stärkeren Finanzbasis geführt. Angesichts erhöhter Verteidigungsausgaben in Europa, solider Nachfrage in der zivilen Luftfahrt und Fortschritten im SMR-Geschäft geht Rolls-Royce mit guten Voraussetzungen in das Jahr 2026 – allerdings mit einer Bewertung, die konsequente Umsetzung zur Pflicht macht.

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