Rigetti steht an einem spannenden Punkt: Das Unternehmen sitzt auf einem riesigen Cash-Polster, hat aber bislang nur überschaubare Erlöse – und soll in Kürze ein 100-Qubit-System vorstellen. Genau dieser Widerspruch treibt den Kurs und die Diskussionen an der Börse. Die zentrale Frage lautet: Trägt die Technologie-Story die aktuelle Bewertung, obwohl die fundamentalen Zahlen noch schwach sind?

Cash-Polster trifft magere Umsätze

Die jüngsten Zahlen zum dritten Quartal 2025 zeigen ein gemischtes Bild. Einerseits verfügt Rigetti über enorme finanzielle Reserven, andererseits kommt das operative Geschäft nur langsam in Fahrt.

Wesentliche Punkte aus Q3 2025 (berichtet am 10. November):

  • Umsatz: 1,9 Mio. US‑Dollar, damit unter den Analystenerwartungen von 2,2 Mio. US‑Dollar und rund 18 % unter dem Vorjahreswert
  • Liquidität: Rund 600 Mio. US‑Dollar in Kassenbestand, liquiden Mitteln und Wertpapieren (Stand 6. November 2025), gespeist vor allem durch eine Kapitalerhöhung über 350 Mio. US‑Dollar im zweiten Quartal und anschließende Warrant-Ausübungen
  • Ergebnis: Nicht-GAAP-Nettoverlust von 10,7 Mio. US‑Dollar – deutlich besser als vom Markt erwartet und ein Hinweis auf kontrollierte F&E-Ausgaben trotz ambitionierter Roadmap

Das führt zu einer extremen Schere: Einer Marktkapitalisierung von rund 8 Mrd. US‑Dollar stehen auf das Jahr hochgerechnet nur etwa 7,6 Mio. US‑Dollar Umsatz gegenüber. Die Aktie bleibt damit klar im Hochrisiko-Segment, in dem technologische Hoffnung die aktuellen Fundamentaldaten bei Weitem überlagert.

Der Kurs spiegelt diese Unsicherheit wider: Mit aktuell 22,66 US‑Dollar liegt die Aktie mehr als 50 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, aber auch spürbar über dem Jahrestief. Von einer klaren Trendwende kann man nicht sprechen, aber die ausgeprägteste Überhitzung wurde abgebaut.

Technologie-Roadmap als Bewertungsanker

Operativ hängt fast alles an der technologischen Roadmap. Nach der Einführung des Ankaa‑3‑Systems Ende 2024 hat Rigetti 2025 die nächste Stufe gezündet.

Im August 2025 startete das Unternehmen mit dem Cepheus‑1‑36Q, einem 36‑Qubit-Multichip-System. Entscheidend ist hier weniger die reine Qubit-Zahl als die Qualität: Das System erreichte eine mediane Zwei-Qubit-Gate-Fidelity von 99,5 %, also eine sehr geringe Fehlerquote bei Operationen zwischen zwei Qubits.

Aktuell fokussiert sich der Markt auf das nächste Ziel zum Jahresende:

  • Einführung eines 100+ Qubit Systems auf Chiplet-Basis,
  • anvisierte Fidelity ebenfalls bei 99,5 %.

Das System gilt als Prüfstein für den modularen Ansatz von Rigetti: Mehrere Chips sollen sich zu größeren Systemen „kacheln“ lassen, ohne dass die Leistung spürbar leidet. Gelingt dieser Nachweis, wäre das ein wichtiger Schritt hin zu skalierbaren Quantenprozessoren.

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Für die kommenden Jahre hat das Management klare Meilensteine definiert:

  • Ende 2026: System mit 150+ Qubits und 99,7 % Fidelity
  • Ende 2027: System mit 1.000+ Qubits und 99,8 % Fidelity

Diese Roadmap ist der zentrale Treiber der Bewertung. Ob Rigetti diese Ziele technisch und zeitlich erreicht, dürfte maßgeblich entscheiden, ob die aktuelle Marktkapitalisierung gerechtfertigt ist.

Erste Aufträge und Partnerschaften

Trotz des noch geringen Umsatzniveaus gibt es Signale, dass die Technologie kommerziell ankommt.

Wichtige Vereinbarungen 2025:

  • Im September 2025 erhielt Rigetti Bestellungen im Volumen von 5,7 Mio. US‑Dollar für zwei Novera-Quantencomputersysteme. Die Auslieferung ist für die erste Jahreshälfte 2026 geplant.
  • Zusätzlich wurde ein Vertrag über 5,8 Mio. US‑Dollar mit dem Air Force Research Laboratory (AFRL) vergeben. Ziel ist die Entwicklung supraleitender Quantennetzwerke in Kooperation mit QphoX.

Zudem ist Rigetti in die NVIDIA NVQLink-Plattform integriert. Damit positioniert sich das Unternehmen im Umfeld hybrider Quanten-Klassik-Systeme, die als Voraussetzung gelten, um Quantenrechner später in reale Anwendungen und Hochleistungsrechner-Umgebungen einzubinden.

Diese Projekte ersetzen zwar noch keinen breiten Massenmarkt, dienen aber als technologische Referenzen und helfen, den Entwicklungsweg zu finanzieren.

Bewertung und zentrale Risiken

An der Börse zahlt man für diese Perspektive einen hohen Preis: Rigetti wird aktuell mit über dem 1.000‑fachen Umsatz bewertet. Der Rückgang vom Oktober-Hoch um mehr als die Hälfte hat zwar die extremsten Übertreibungen reduziert, die Aktie bleibt aber ambitioniert bewertet.

Ein Aspekt, der den Druck zumindest etwas herausnimmt: Das Thema Nasdaq-Compliance ist vorerst erledigt. Der Kurs lag 2025 durchgehend komfortabel über der Mindestanforderung von 1 US‑Dollar für den „Bid Price“, sodass formale Delisting-Risiken aktuell keine Rolle spielen.

Der Kern des Risikoprofils liegt nun klar in der Umsetzung:

  • termingerechte Lieferung des angekündigten 100‑Qubit-Systems,
  • Nachweis, dass die Chiplet-Architektur sich wie geplant zu 1.000 Qubits bis 2027 hochskalieren lässt,
  • Erreichen der avisierten Fehlerquoten ohne bislang unbekannte physikalische Grenzen.

Gelingt dies, könnte die heutige Bewertung im Rückblick als frühe, aber konsistente Wette auf einen technologischen Sprung erscheinen. Bleiben die Systeme hinter den Versprechen zurück oder verzögern sich deutlich, wäre der Spielraum für Enttäuschungen angesichts der hohen Bewertung entsprechend groß.

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