Porsche AG Aktie: Keinen Rückenwind
Ein Gewinneinbruch um 99 Prozent, ein zurückgenommener Elektroplan und ein CEO-Wechsel mitten in der Krise: Die Porsche AG steht vor einem der schwierigsten Kapitel seit dem Börsengang. Der Sportwagenbauer muss sein Geschäftsmodell unter massivem Kostendruck neu ausrichten. Entscheidend wird nun, ob der Umbau schnell genug greift, um die Ertragskraft wieder deutlich anzuheben.
Gewinne brechen ein – Belastungen im Detail
Die Bilanz der ersten neun Monate 2025 fällt ungewöhnlich schwach aus. Der operative Gewinn sackte von 4,04 Milliarden Euro im Vorjahr auf nur noch 40 Millionen Euro ab. Die operative Umsatzrendite fiel parallel von sehr starken 14,1 Prozent auf 0,2 Prozent – faktisch eine Null-Marge.
Auch im Kerngeschäft zeigt sich die Schwäche:
- Konzernumsatz: -6 Prozent auf 26,86 Milliarden Euro
- Auslieferungen: -6 Prozent auf 212.509 Fahrzeuge
Der operative Einbruch ist dabei vor allem durch außergewöhnliche Belastungen getrieben, weniger durch einen Kollaps des Tagesgeschäfts. Die größten Bremsklötze:
- Rund 2,7 Milliarden Euro außerordentliche Aufwendungen für die strategische Neuausrichtung
- Erwartete Belastung durch US-Importzölle von etwa 700 Millionen Euro im Gesamtjahr 2025
- Abschreibungen auf Batterieaktivitäten und eingestellte Elektro-Projekte
- Anhaltend scharfer Preisdruck im chinesischen Luxussegment
Damit ist klar: 2025 ist bilanziell ein Übergangsjahr mit hoher Einmalbelastung, aber auch mit strukturellen Problemen, die nicht allein buchhalterischer Natur sind.
Am Markt spiegelt sich diese Gemengelage in einem deutlich enttäuschten Kursverlauf: Bei 45,33 Euro liegt die Aktie gut 28 Prozent unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 63,06 Euro und rund 22 Prozent unter dem Niveau vor zwölf Monaten. Seit Jahresanfang ergibt sich damit ein Minus von knapp 22 Prozent.
Strategiewende: Weg vom reinen Elektro-Kurs
Parallel zu den Zahlen vollzieht Porsche einen markanten Kurswechsel in der Produktstrategie. Das frühere Ziel, bis 2030 rund 80 Prozent der Auslieferungen mit reinen Elektrofahrzeugen zu erzielen, wurde aufgegeben. Stattdessen werden Verbrenner und Plug-in-Hybride wieder stärker im Portfolio verankert.
Konkret bedeutet das:
- Erweiterung des Angebots an Verbrenner- und Hybridmodellen
- Verschiebung des Marktstarts mehrerer geplanter Elektrofahrzeuge
- Komplette Überarbeitung der neuen Elektro-Plattform für die 2030er Jahre in enger Abstimmung mit anderen Marken des Volkswagen-Konzerns
Die Kehrtwende ist eine Reaktion auf schwächere Nachfrage nach Premium-Elektrofahrzeugen, hohe Kosten der bisherigen Plattformstrategie und die veränderte Wettbewerbslage – insbesondere in China und den USA. Für Anleger heißt das: Die ursprüngliche, stark elektrifizierte Wachstumsstory wird durch ein breiter diversifiziertes Antriebsportfolio ersetzt.
China-Schwäche und Zölle: Zwei Fronten auf einmal
Besonders belastend ist der gleichzeitige Druck von der Nachfrageseite und von politischer Regulierung. Der vormals wichtigste Wachstumstreiber China entwickelt sich klar zum Problemfeld. Im dritten Quartal 2025 sackten die Auslieferungen in der Region um 22 Prozent ab – und damit deutlicher als bei Premium-Wettbewerbern wie BMW oder Mercedes.
Finanzchef Jochen Breckner geht zudem davon aus, dass dieser Negativtrend auch 2026 anhält. Parallel dazu schlagen US-Importzölle mit einem erwarteten Gesamteffekt von etwa 700 Millionen Euro im Jahr 2025 zu Buche. Beides zusammen reduziert die Erträge in zwei der wichtigsten Absatzregionen und macht die Neuausrichtung noch dringlicher.
Führungswechsel in der Krise
Zum 1. Januar 2026 steht ein prominenter Wechsel an der Spitze an. Michael Leiters, bisher CEO von McLaren Automotive, übernimmt den Vorstandsvorsitz. Oliver Blume konzentriert sich künftig auf seine Rolle als Konzernchef von Volkswagen.
Leiters tritt damit die Führung in einer der größten Restrukturierungsphasen der europäischen Autoindustrie an: Gewinne eingebrochen, China schwach, Elektrokurs neu zu justieren, gleichzeitig Milliardenkosten für den Umbau. Seine Aufgabe wird es sein, die Produktstrategie zu schärfen, die Profitabilität wieder klar über den aktuellen Niveaus zu verankern und das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückzugewinnen.
Cashflow und Sparprogramm: Basis für den Neustart
Trotz der schwachen Ertragslage zeigen die Cashflows, dass das operative Fundament nicht komplett erodiert ist. Der Automotive-Netto-Cashflow legte auf 1,34 Milliarden Euro zu, nach 1,24 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Cashflow-Marge verbesserte sich von 4,8 auf 5,6 Prozent.
Diese Entwicklung ist einer der wenigen klar positiven Punkte im aktuellen Zahlenwerk und verschafft dem Unternehmen Spielraum, den Umbau aus eigener Kraft zu finanzieren. Gleichwohl bleibt die Ertragskraft weit unter den früheren Zielgrößen. Für 2025 stellt das Management nur noch eine Umsatzrendite von maximal 2 Prozent in Aussicht – meilenweit von den 14 Prozent des Vorjahres entfernt. Breckner bezeichnet 2025 entsprechend als „Talsohle“ und erwartet erst ab 2026 eine „spürbare Verbesserung“.
Um die Kostenbasis in den Griff zu bekommen, werden harte Maßnahmen umgesetzt:
- Geplanter Abbau von 1.900 Stellen in den kommenden Jahren
- Bereits erfolgte Freisetzung von rund 2.000 Leiharbeitern
- Zweites Sparpaket in Verhandlung, insbesondere bei Gehaltsstrukturen und Zusatzleistungen
- Deutliche Kürzung der Dividende für 2025, die klar unter den 2,31 Euro je Vorzugsaktie für 2024 liegen soll
Bewertung und Ausblick
Fundamental ist Porsche in einem seltenen Spannungsfeld: Ein fast vollständiger Gewinneinbruch, hohe Einmalbelastungen und schwaches China stehen einer nach wie vor intakten Marke, positivem Automotive-Cashflow und einer umfassenden, wenn auch teuren Neuausrichtung gegenüber. Der Aktienkurs spiegelt diesen Konflikt bereits wider: Mit rund 28 Prozent Abstand zum 52‑Wochen-Hoch und einem RSI von 35,2 bewegt sich die Aktie in einem Bereich, der eine deutliche Ernüchterung am Markt signalisiert.
Für die nächsten Quartale werden drei Faktoren entscheidend: Erstens, ob die Nachfrage in China zumindest stabilisiert werden kann. Zweitens, wie schnell die Kostenprogramme und die neue Produktstrategie in eine höhere operative Marge übersetzt werden. Und drittens, ob der Führungswechsel zu 2026 tatsächlich die erwartete operative Straffung bringt. Gelingt hier eine sichtbare Trendwende bei Marge und Ergebnis, könnte 2025 im Nachhinein als Tiefpunkt des Zyklus gelten.
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