Oracle Aktie: Zwischen Chancen und Risiken
Oracle steht im Spannungsfeld zwischen rasant wachsendem Cloud-Geschäft und steigenden Schulden. Neue Klarstellungen rund um den Großkunden OpenAI sowie frische Gesundheitsverträge sorgen kurzfristig für Erleichterung. Gleichzeitig häufen sich Zweifel, ob der Konzern sein aggressiv finanziertes KI-Ausbauprogramm in bare Münze verwandeln kann.
Entwarnung bei OpenAI – vorerst
Auslöser der aktuellen Erholung sind Aussagen des Unternehmens zu den OpenAI-Rechenzentrumsplänen. Oracle widersprach einem Bloomberg-Bericht, wonach sich die OpenAI-Projekte bis 2028 verzögern könnten. Der Konzern betont, es gebe keine Änderungen am Zeitplan. Für Anleger, die umfangreiche Ausführungsrisiken beim vermutlich größten Cloud-Vertrag der Unternehmensgeschichte fürchteten, ist das eine spürbare Entlastung.
Diese Klarstellung ist entscheidend, weil Oracle massiv an OpenAI hängt: Rund 300 Milliarden US‑Dollar der insgesamt 523 Milliarden US‑Dollar an „Remaining Performance Obligations“ stammen von dem ChatGPT-Entwickler. Diese extreme Konzentration hat die Nervosität an der Wall Street in den vergangenen Monaten deutlich erhöht.
Parallel dazu meldete der Konzern weitere Fortschritte im Gesundheitssektor: Das Mt. San Rafael Hospital nutzt nun Oracle Health, andere Einrichtungen sind auf Fusion Cloud Applications umgestiegen. Operativ kommen also neue Verträge hinzu, auch wenn sie die Abhängigkeit von OpenAI nicht aufheben.
Insgesamt stützt eine Reihe von Faktoren die aktuelle Bewegung:
- Klarstellung zur OpenAI-Zeitplanung ohne bestätigte Verzögerungen
- Neue Healthcare-Verträge mit Oracle Health und Fusion Cloud
- Analystenmaßnahme: Goldman Sachs senkt das Kursziel von 320 auf 220 US‑Dollar
- Deutlich gestiegene Verschuldung: Gesamtverschuldung plus 40 % auf 124 Milliarden US‑Dollar
- Zusätzliche außerbilanzielle Leasingverpflichtungen von 248 Milliarden US‑Dollar
„Poster Child“ für KI-Sorgen
Oracle ist zu einem Symbol für die Unsicherheit rund um KI-Investitionen im Tech-Sektor geworden. Der Konzern hat in diesem Jahr rund 26 Milliarden US‑Dollar an Anleihen begeben, um den massiven Ausbau seiner Rechenzentren zu finanzieren. Die Folge: Die Spreads der Credit Default Swaps liegen auf dem höchsten Niveau seit 2009 – ein klares Signal für gestiegene Kreditrisiken.
Laut Gavan Nolan von S&P Global Market Intelligence macht die höhere Verschuldung den Konzern aus Kreditsicht riskanter. Der operative Mittelabfluss ist im jüngsten Quartal von 2,7 auf 10 Milliarden US‑Dollar nach oben geschnellt. Im Vergleich zu Hyperscalern wie Microsoft und Alphabet fällt der freie Cashflow damit deutlich angespannter aus.
Morningstar-Analyst Luke Yang spricht von „sehr wenig Spielraum für Fehler“ bei der Umsetzung der Strategie. Oracle muss seine neuen Rechenzentren relativ schnell in nennenswerte Cash-Renditen überführen – in einer Phase, in der viele Kunden noch gar nicht genau wissen, wie sie KI-Anwendungen profitabel machen sollen. Genau hier liegt der Kern der Skepsis am Markt.
Starkes Wachstum im Cloud-Kerngeschäft
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Oracle?
Auf der operativen Seite präsentiert Oracle allerdings beeindruckende Wachstumsraten. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026 meldete der Konzern:
- Cloud-Infrastruktur-Umsatz von 4,1 Milliarden US‑Dollar, plus 68 % gegenüber dem Vorjahr
- Gesamt-Cloud-Umsatz von 8,0 Milliarden US‑Dollar, plus 34 %
- Remaining Performance Obligations von 523 Milliarden US‑Dollar, plus 438 %
- GAAP-Gewinn je Aktie von 2,10 US‑Dollar, plus 91 %
Der Konzern betreibt derzeit 147 Rechenzentrumsregionen, weitere 64 befinden sich im Aufbau. Zu den wichtigsten Kunden zählen neben OpenAI auch xAI und Meta Platforms. Alle greifen auf Oracles eigene RDMA‑Netzwerktechnologie zurück, die speziell für rechenintensive KI-Workloads ausgelegt ist.
Diese Zahlen zeigen: Die Nachfrage nach Oracles Infrastruktur ist real und wächst rasant. Die Frage ist weniger, ob das Geschäft zulegt, sondern ob das Wachstum die finanzielle Belastung durch Schulden und Verpflichtungen ausreichend kompensieren kann.
Wechsel an der Spitze und strategische Weichen
Zusätzliche Unsicherheit bringt der Führungswechsel. Ende September haben die Co-CEOs Clay Magouyrk und Mike Sicilia die langjährige Chefin Safra Catz abgelöst. In einer Phase hoher Investitionen und Marktvolatilität ist das ein weiterer Faktor, den Investoren genau beobachten.
Auf der strategischen Seite kündigte Chairman Larry Ellison einen Kurswechsel hin zu „Chip-Neutralität“ an. Oracle beendet die Beziehung zum Chipdesigner Ampere, nachdem der Konzern einen Vorsteuergewinn von 2,7 Milliarden US‑Dollar aus dem Verkauf dieser Beteiligung realisierte. Das signalisiert Flexibilität bei der Infrastrukturstrategie, wirft aber zugleich Fragen zur langfristigen Architektur der Rechenzentren auf.
Bewertung hoch, Verschuldung ebenso
Bewertung und Bilanz zeigen, wie ambitioniert die aktuelle Story bereits eingepreist ist. Oracle wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 36,1 gehandelt – und liegt damit über dem Multiplikator des Nasdaq‑100 von 32,1. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 550 Milliarden US‑Dollar wäre ein Kursanstieg von 82 % nötig, um die Marke von 1 Billion US‑Dollar zu erreichen. Auf dem Höhepunkt im September lag dieser Schritt mit einem Börsenwert von 940 Milliarden US‑Dollar deutlich näher.
Gleichzeitig bleibt die Abhängigkeit von OpenAI der entscheidende Risikofaktor. Unklar ist, ob der ChatGPT-Anbieter seine ehrgeizigen Umsatzziele in einem Markt erreichen kann, in dem Google & Co. massiven Wettbewerb ausüben. Oracle betont, man könne die KI-Infrastruktur im Zweifel für andere Kunden nutzen. Trotzdem bleibt offen, in welchem Umfang sich die zugesagten 300 Milliarden US‑Dollar letztlich in realisierte Erlöse verwandeln.
Kursseitig hat sich die Lage zuletzt etwas beruhigt: Nach dem Rückgang um rund 41 % vom Hoch im September liegt die Aktie aktuell bei 167,76 Euro, was zwar leicht unter dem Vortagesschluss, aber immer noch über dem Stand zu Jahresbeginn ist. Angesichts der Kombination aus starkem Wachstum, hoher Verschuldung und hoher Bewertung dürfte Oracle damit auch in den kommenden Quartalen ein Gradmesser dafür bleiben, wie viel Risiko der Markt bereit ist, für das KI‑Versprechen zu akzeptieren.
Oracle-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Oracle-Analyse vom 23. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Oracle-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Oracle-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 23. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Oracle: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...








