Oracle Aktie: Zwiespältige Signale
Oracle steht nach Wochen deutlicher Schwäche wieder im Rampenlicht. Ein neuer TikTok-Deal sorgt für frische Fantasie im Cloud-Geschäft, während hohe Investitionen und negativer Cashflow die andere Seite der Medaille zeigen. Im Kern geht es darum, ob die aktuelle Erholung mehr ist als nur eine technische Gegenbewegung.
TikTok-Deal als Rettungsanker für die Cloud
Auslöser der neuen Kauflaune ist ein bindendes Abkommen rund um TikTok in den USA. Das Social-Media-Unternehmen soll ein neues Joint Venture mit Oracle, der Investmentfirma Silver Lake und MGX bilden.
Für Oracle ist das aus mehreren Gründen entscheidend:
- Kundenbindung: TikTok bleibt damit langfristig ein zentraler Kunde der Oracle Cloud Infrastructure (OCI).
- Planbare Erlöse: Analysten sehen in dem Deal einen wichtigen Baustein, um die Umsatzpipeline von OCI zu stabilisieren und Sorgen vor Abwanderung großer Kunden zu dämpfen.
- Stimmungswende: Nach einem Kursrückgang von rund 22 % in den vergangenen 30 Tagen deutet die positive Reaktion auf die Nachricht auf eine zumindest vorläufige Entspannung der zuletzt klar negativen Stimmung hin.
Damit bekommt die Wachstumsstory im Cloud- und KI-Bereich wieder ein konkretes, greifbares Element – gerade nach den jüngsten Rückschlägen.
Datenzentrum in Michigan: Von Panik zu Klarstellung
Belastet wurde die Aktie zuvor durch Berichte über das gigantische Ausbauprogramm der KI-Infrastruktur. Am Mittwoch tauchten Meldungen auf, wonach Blue Owl Capital aus einem geplanten 10-Milliarden-Dollar-Finanzierungsdeal für ein Rechenzentrumsprojekt im US-Bundesstaat Michigan ausgestiegen sei. Die Folge: Ein kräftiger Kursrutsch an einem Tag.
Inzwischen hat Oracle diese Darstellung klar zurückgewiesen. Das Management betont, dass die Verhandlungen wie geplant weiterlaufen, allerdings mit einem anderen Partner – im Gespräch ist „Related Digital“. Zusammen mit den positiven TikTok-Nachrichten hat diese Klarstellung die unmittelbaren Liquiditätssorgen am Markt deutlich abgeschwächt.
Ganz vom Tisch ist das Thema aber nicht: Die Finanzierung riesiger KI-Rechenzentren bleibt einer der wichtigsten Unsicherheitsfaktoren für die mittelfristige Entwicklung.
Harte Zahlen: Wachstum trifft auf Cash-Burn
Unter der Oberfläche zeigt sich ein angespanntes Zahlenwerk. Das Umsatzwachstum reicht derzeit nicht aus, um die aggressiven Investitionen zu überdecken.
Wesentliche Kennzahlen aus dem jüngsten Quartal:
- Umsatz Q2: 16,06 Mrd. US-Dollar – leicht unter den Erwartungen von 16,21 Mrd. US-Dollar.
- Investitionen (Capex): Prognose auf 50 Mrd. US-Dollar für das Gesamtjahr angehoben.
- Free Cashflow: Rund –10 Mrd. US-Dollar im letzten Quartal.
- Verschuldung: Ausweitung der Credit-Default-Spreads signalisiert zunehmende Nervosität im Anleihemarkt über das hohe Ausgabentempo.
Damit stellt sich für Investoren die Abwägung: Oracle setzt voll auf den KI-Ausbau – mit enormen Kapitalkosten und einem spürbaren Druck auf die Bilanz. Die Hoffnung lautet, dass neue Großkunden wie TikTok und bestehende Partnerschaften etwa mit OpenAI das Wachstum in einigen Quartalen deutlich anziehen lassen. Verzögert sich dieser Erlöshebel, bleibt der negative Cashflow ein klares Risiko.
Chartbild: Erholung im Abwärtstrend
Charttechnisch dominiert weiter ein schwacher Gesamteindruck. Die Aktie notiert mit 153,60 Euro vom Donnerstagabend deutlich unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 280,70 Euro; der Abstand von gut 45 % unterstreicht die Tiefe der vorangegangenen Korrektur.
Der Markt ringt derzeit zwischen zwei Erzählungen: Auf der einen Seite steht die KI-Wachstumsstory mit Großprojekten und prominenten Kunden. Auf der anderen Seite stehen die massiven 50 Mrd. US-Dollar an Capex, der zuletzt zweistellige Milliardenbetrag an negativem Free Cashflow und die Signale aus dem Kreditmarkt. Kurzfristig dominiert die Entlastung durch den TikTok-Deal, strukturell bleibt Oracle jedoch in einer Phase, in der Investoren die Balance zwischen Wachstumstempo und Kapitaldisziplin sehr genau prüfen werden.
Fazit: Kurzfristige Entlastung, langfristige Baustellen
Unterm Strich wirkt der bestätigte TikTok-Joint-Venture wie ein dringend benötigter Stabilisator für das Cloud-Geschäft und die Stimmung rund um die Aktie. Die Klarstellung zur Michigan-Finanzierung nimmt zusätzlich den Druck aus der Liquiditätsdebatte. Gleichzeitig bleiben die Grundprobleme – verfehlte Umsatzerwartungen, extrem hoher Investitionsbedarf und ein klar negativer Free Cashflow – bestehen. Entscheidend für die nächsten Monate wird sein, ob Oracle die angekündigten KI- und Cloud-Projekte zügig in steigende Erlöse und eine spürbare Entspannung beim Cashflow übersetzen kann.
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