Oracle Aktie: Hoffnungsträger enttäuscht?
Oracle geht mit einer wichtigen Weichenstellung ins Jahresende. Die bestätigte Schlüsselrolle im neuen TikTok-US-Joint-Venture trifft auf einen Aktienkurs, der nach starken Quartalszahlen dennoch deutlich unter seinem Rekordhoch liegt. Im Mittelpunkt stehen nun die TikTok-Partnerschaft, der massive KI-Infrastruktur-Ausbau und wachsende Zweifel an der Verschuldung.
TikTok-Deal als strategischer Hebel
Oracle wurde offiziell als einer von drei „Managing Investors“ der neuen TikTok USDS Joint Venture LLC bestätigt. Gemeinsam mit Silver Lake und der in Abu Dhabi ansässigen MGX hält Oracle jeweils 15 % an der neuen US-Gesellschaft, zusammen also 45 %.
Der Vertrag wurde am 18. Dezember unterzeichnet und am 19. Dezember bekannt. Die Meldung ließ die Aktie im vorbörslichen Handel am Folgetag um fast 6 % steigen.
Oracle übernimmt im Rahmen der Vereinbarung eine zentrale Sicherheitsfunktion:
- Rolle als „Trusted Security Partner“
- Audit und Validierung der Einhaltung der nationalen Sicherheitsauflagen
- Hosting sensibler US-Userdaten in Oracle-Rechenzentren in den USA
- Überwachung der Sicherheit der TikTok-Algorithmen
Die Struktur des Joint Ventures (bewertet mit rund 14 Mrd. US-Dollar laut Angaben von US-Vizepräsident JD Vance im September) sieht folgende Eigentumsverteilung vor:
- 50 % neue Investoren (Oracle, Silver Lake, MGX je 15 % plus 5 % weitere Investoren)
- 30,1 % bestehende ByteDance-Investoren (über verbundene Gesellschaften)
- 19,9 % verbleiben bei ByteDance
Das Closing der Transaktion ist für den 22. Januar 2026 geplant.
Starke Zahlen, schwacher Kurs
Die TikTok-Nachricht trifft auf einen Markt, der noch mit der Reaktion auf die Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal 2026 (per 10. Dezember gemeldet) beschäftigt ist. Operativ lieferte Oracle deutliches Wachstum, doch hohe Investitionen und steigende Schulden belasten die Stimmung.
Kennzahlen Q2 GJ 2026
- Umsatz: 16,1 Mrd. US-Dollar, +14 % gegenüber dem Vorjahr
- Cloud-Umsatz: 8,0 Mrd. US-Dollar, +34 %
- IaaS-Umsatz: 4,1 Mrd. US-Dollar, +68 %
- Non-GAAP-EPS: 2,26 US-Dollar, +54 %
Besonders ins Auge fällt der Auftragsbestand (Remaining Performance Obligations, RPO): Er sprang auf 523 Mrd. US-Dollar, ein Plus von 438 % im Jahresvergleich. Darin stecken mehrjährige Cloud- und KI-Infrastrukturverträge mit Großkunden wie Meta, NVIDIA und OpenAI.
Trotz dieser Zahlen reagierte der Markt negativ. Die Prognose lag leicht unter den Erwartungen, gleichzeitig sorgten hohe Investitionsanforderungen für Skepsis. Die Aktie verlor am Tag nach der Veröffentlichung rund 11 % und notiert weiterhin mehr als 40 % unter ihrem Allzeithoch von 345,72 US-Dollar aus dem September 2025.
KI-Offensive und Schuldenlast
Der aggressive Ausbau der KI-Infrastruktur ist zum Kern der Debatte um den Titel geworden. Die Gesamtverschuldung stieg binnen eines Jahres um 40 % auf 124 Mrd. US-Dollar. Der Cash-Abfluss im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2026 erhöhte sich von 2,7 Mrd. auf 10 Mrd. US-Dollar.
Ein weiteres Warnsignal: Die Spreads der Credit Default Swaps (CDS) auf Oracle-Anleihen haben sich deutlich ausgeweitet und liegen auf Niveaus wie zuletzt 2009. Das zeigt, dass der Markt das Risiko der hohen, schuldenfinanzierten KI-Investitionen höher einpreist – ein Thema, das viele große Tech-Konzerne derzeit beschäftigt.
OpenAI als Schlüsselkunde
Im Zentrum der RPO-Dynamik steht die Partnerschaft mit OpenAI. Der Entwickler von ChatGPT macht den größten Teil des gewaltigen Auftragsbestands aus; die Verpflichtungen sollen über 300 Mrd. US-Dollar liegen.
Gleichzeitig gibt es Fragezeichen, ob OpenAI seine ehrgeizigen Umsatzziele in einem Umfeld wachsender Konkurrenz – insbesondere durch Google – erreichen kann. Diese Unsicherheit über die Ertragskraft der langfristigen Verträge spielt in die aktuelle Diskussion um Oracles Risiko-Rendite-Profil hinein.
Analysten gespalten
Die Einschätzungen an der Wall Street sind nach den Q2-Zahlen uneinheitlich. Mindestens 13 Brokerhäuser haben ihre Kursziele gesenkt, einige bleiben jedoch deutlich optimistisch:
- Wedbush-Analyst Dan Ives sieht bei erfolgreicher Umsetzung der Rechenzentrums-Expansion Kurspotenzial bis 250 US-Dollar im Jahr 2026
- Mizuho bestätigt „Outperform“ mit einem Kursziel von 400 US-Dollar
- RBC Capital reduziert das Ziel von 310 auf 250 US-Dollar, hält aber an „Sector Perform“ fest
Im Schnitt lautet das Votum der 41 beobachtenden Analysten „Moderate Buy“, das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 306 US-Dollar.
Ausblick und Termine
Für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2026 stellt Oracle in konstanter Währung ein Cloud-Wachstum von 37 bis 41 % in Aussicht, der Gesamtumsatz soll um 16 bis 18 % zulegen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll um 12 bis 14 % steigen.
Wichtige Termine zu Jahresbeginn 2026:
- Heute in zwei Wochen (9. Januar): Ex-Dividendentag für die Quartalsdividende von 0,50 US-Dollar
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- Januar: Erwarteter Abschluss des TikTok-US-Joint-Ventures
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- Januar: Auszahlung der Dividende
- März 2026 (voraussichtlich): Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Geschäftsquartal
Die Kursentwicklung in den ersten Monaten 2026 hängt wesentlich davon ab, ob Oracle den Aufbau seiner KI-Infrastruktur wie geplant vorantreibt, den hohen Auftragsbestand in tatsächlich realisierte Umsätze überführt und das TikTok-Joint-Venture wie vorgesehen abschließt; Gründer Larry Ellison betont dabei weiterhin die Strategie der „Chip-Neutralität“ und den Fokus auf leistungsfähige, kosteneffiziente Cloud-Rechenzentren für die stark wachsende KI-Nachfrage.
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