Oracle Aktie: Top-Pick mit Risiko
Evercore ISI stellt Oracle für 2026 in eine Reihe mit Schwergewichten wie Microsoft und Snowflake – als „Top Pick“ im Enterprise-Software-Sektor. Im Zentrum steht die Wette auf eine anhaltend hohe Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur und KI-Rechenleistung. Doch der Kursverlauf und die Bilanz zeigen: Die Strategie hat ihren Preis, und der Markt ringt um die richtige Bewertung dieses Einsatzes.
Evercore-Einstufung trifft auf Schuldenberg
Im gestern veröffentlichten Jahresausblick für 2026 hebt Evercore ISI Oracle als einen der Favoriten im Unternehmenssoftware-Segment hervor. Die Analysten erwarten, dass sich die KI-Ausgaben im kommenden Jahr weiter beschleunigen und sprechen von einer dauerhaft robusten Infrastruktur-Nachfrage. Oracle soll damit klar zu den Profiteuren des KI-Booms zählen.
Dieser Optimismus trifft jedoch auf wachsende fundamentale Bedenken. Hintergrund sind vor allem die enormen Investitionen in Rechenzentren und GPU-Cluster, mit denen Oracle seine KI-Infrastruktur in der sogenannten „Stargate“-Klasse aufbaut. Aktuelle Berichte veranschlagen die Schuldenlast inzwischen auf über 111 Milliarden US-Dollar. Im jüngsten Quartal (Q2) führte das zu einem negativen Free Cash Flow von rund 10 Milliarden US-Dollar, weil die Investitionsausgaben die laufenden operativen Mittelzuflüsse vorübergehend deutlich überstiegen.
Die Aktie reflektiert diese Spannungen: Nach dem 52‑Wochen-Hoch von 280,70 € im September liegt der Kurs inzwischen rund 41 % darunter. Gleichzeitig hat sich das Papier von seinem Tief im April deutlich erholt und notierte gestern bei 165,68 €. Der Markt preist damit sowohl das Wachstumsversprechen als auch das Finanzierungsrisiko der aktuellen Ausbauphase ein.
TikTok-Deal und KI-Infrastruktur im Fokus
Zusätzliche Bewegung brachte in den vergangenen Tagen der TikTok-Deal, der bereits in der Vorwoche für Schlagzeilen sorgte. Vereinbart wurde, das US-Geschäft der Video-App in ein Joint Venture unter Führung von Oracle und Silver Lake zu überführen. Zunächst sorgte diese Perspektive für zusätzliche Fantasie rund um Oracles Plattform- und Datenkompetenz.
Am Dienstag setzte jedoch eine gewisse Ernüchterung ein. Investoren richteten den Blick wieder stärker auf die finanzielle Tragfähigkeit der KI-Strategie insgesamt. Die hohe Kapitalintensität der Rechenzentrums-Offensive bleibt der zentrale Bremsfaktor: Auf der einen Seite steht ein riesiger Markt, auf der anderen Seite belastet der Kapitaleinsatz kurzfristig Cashflow und Verschuldung.
Ein wichtiger Baustein der Infrastruktur-Story wurde bereits vergangene Woche gelegt. Am 18. Dezember genehmigte die Michigan Public Service Commission (MPSC) die Stromverträge für ein geplantes KI-Rechenzentrum. Für Befürworter der Aktie ist das ein Schlüsselfakt: Oracle schafft damit die physische Basis für Großkunden wie OpenAI, auch wenn die zugehörigen Umsätze erst zeitverzögert in den Zahlen sichtbar werden.
Der zuletzt gemeldete Auftragsbestand (RPO) von 523 Milliarden US-Dollar unterstreicht das Interesse an Oracles Angeboten. Gleichzeitig macht diese Zahl deutlich, wie stark der Konzern vorfinanzieren muss, um die Nachfrage bedienen zu können. Die hohe „Capital Intensity“ bleibt daher kurz- bis mittelfristig der zentrale Belastungsfaktor für Margen und freien Cashflow.
Bewertung, Technik und Ausblick auf 2026
Auf der Bewertungsseite zeigt sich das Spannungsfeld ebenfalls klar. Das durchschnittliche Analystenkursziel liegt bei rund 309 US-Dollar und damit deutlich über dem aktuellen Kursniveau – rechnerisch ergibt sich daraus ein theoretisches Aufwärtspotenzial von über 50 %. Diese Diskrepanz spiegelt die Erwartung wider, dass sich die heute getätigten Investitionen in den kommenden Jahren in steigende Cashflows und Gewinne übersetzen.
Charttechnisch befindet sich die Aktie in einer Konsolidierungsphase, nachdem sie sich in den letzten sieben Tagen um 9 % erholt hat, auf Jahressicht aber nur leicht im Plus liegt. Auffällig ist der deutliche Abstand von rund 12 % zum 50‑Tage- und knapp 12 % zum 200‑Tage-Durchschnitt, was den Korrekturcharakter der jüngsten Bewegung unterstreicht. Der RSI von knapp 70 signalisiert zudem eine bereits ambitionierte kurzfristige Aufwärtsbewegung.
Für das erste Quartal 2026 wird entscheidend sein, ob Oracle überzeugend zeigen kann, dass sich der Free Cash Flow trotz hoher CapEx wieder verbessert. Gelingt es dem Management, den Markt von einer klaren Pfadrichtung bei Cashflows und Verschuldung zu überzeugen, könnte der Status als „Top Pick 2026“ den Titel weiter stützen. Bleibt dieser Nachweis aus, dürfte die hohe Kapitalintensität der KI-Infrastruktur-Offensive den Bewertungsaufschlag weiter begrenzen.
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