Großaufträge für die Konkurrenz, ein neuer Angreifer aus der Autoindustrie und Gewinnmitnahmen zum Jahresende – für Hensoldt beginnt die Weihnachtswoche unruhig. Während der Rüstungssektor von Rekordbudgets profitiert, verteilt sich das Neugeschäft zunehmend auf mehrere Schultern. Entscheidend ist nun, wie robust die starke Kursentwicklung des Jahres gegen diesen frischen Wettbewerbsdruck bleibt.

Konkurrenz erhält Milliardenaufträge

Die jüngste Vergabe großer Bundeswehr-Projekte hat die Stimmung rund um Hensoldt spürbar eingetrübt. Ein umfangreiches Paket im Bereich Landsysteme ging komplett an andere Anbieter:

  • Rheinmetall und KNDS: Auftrag über 200 „Puma“-Schützenpanzer im Volumen von rund 4,2 Milliarden Euro
  • Konsortium unter Rheinmetall-Beteiligung: zusätzliche Order für 84 Radhaubitzen über etwa 1,2 Milliarden Euro
  • MBDA: Zuschlag für die Serienvorbereitung des Marschflugkörpers „Taurus Neo“

In Summe flossen damit etwa 5,4 Milliarden Euro an Wettbewerber – ohne direkten Anteil für Hensoldt. Vor diesem Hintergrund nutzen Anleger die Gelegenheit, nach dem starken Lauf der Aktie Gewinne mitzunehmen und Positionen umzuschichten.

Charttechnisch spiegelt sich das in einer Verschnaufpause wider: Mit rund 73,35 Euro liegt der Kurs heute leicht im Plus gegenüber Freitag, aber deutlich unter dem 52‑Wochen-Hoch von 115,10 Euro. Nach dem Kursverdoppler seit Jahresbeginn entspricht das eher einer fälligen Konsolidierung als einem Trendbruch.

Schaeffler drängt in Hensoldts Nischen

Zusätzliche Unruhe kommt von einem Akteur, der bislang kaum mit Rüstung in Verbindung gebracht wurde. Schaeffler, vor allem als Automobil- und Industriezulieferer bekannt, schärft seine Ambitionen im Verteidigungs- und Robotikbereich deutlich.

CEO Klaus Rosenfeld hat das Ziel ausgegeben, bis 2035 rund 10 Prozent des Umsatzes mit neuen Geschäftsfeldern wie Rüstung und Robotik zu erzielen. Besonders relevant für Hensoldt ist dabei die Kooperation von Schaeffler mit dem Drohnen- und KI-Spezialisten Helsing.

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Damit entsteht ein neuer Konkurrent in Segmenten, die bislang zu den klaren Stärken von Hensoldt zählten:

  • hochentwickelte Sensorik und elektronische Aufklärung
  • Systeme für „Electronic Warfare“
  • Drohnen- und KI-gestützte Anwendungen

Der Markt preist dieses Szenario vorsichtiger ein. Während klassische Rüstungswerte wie Rheinmetall und Renk heute ebenfalls nachgeben, kann Schaeffler im frühen Handel sogar zulegen – ein Hinweis darauf, dass Investoren den Vorstoß in die Verteidigungs- und Robotiksparten als Wachstumsoption bewerten.

Die Fakten im Überblick

Die aktuelle Lage rund um die Hensoldt Aktie lässt sich auf einige Kerntreiber verdichten:

  • Kursentwicklung: Rund 73,35 Euro am Montag, Tagesplus von etwa 0,6 Prozent nach leichter Schwäche zum Wochenausklang
  • Jahresperformance: Kursgewinn von mehr als 110 Prozent auf 12-Monats-Sicht, trotz Abstand von gut 36 Prozent zum Jahreshoch
  • Sektor-News: Großaufträge der Bundeswehr im Volumen von rund 5,4 Milliarden Euro gehen an Wettbewerber
  • Neuer Wettbewerber: Schaeffler forciert Verteidigungs- und Robotikgeschäfte und stärkt sich über die Kooperation mit dem KI- und Drohnenspezialisten Helsing
  • Markttechnik: Der Kurs notiert unter dem 50‑ und 200‑Tage-Durchschnitt, der RSI von 68,2 signalisiert ein bereits hohes Niveau nach der starken Rally
  • Stimmung: Nach Rekordlauf dominiert zum Jahresende eher „Sell the News“ als Euphorie

Diese Gemengelage erklärt, warum der Titel trotz intakter Branchentrends nicht mehr so dynamisch läuft wie noch im Herbst.

Bewertung und Ausblick

Fundamental bleibt das Umfeld für Hensoldt stützend: Die Bundeswehr hat ihr Budget deutlich aufgestockt, und die geopolitische Lage sorgt weiter für hohe Nachfrage nach elektronischer Aufklärung, Sensorik und Selbstschutzsystemen – alles Bereiche, in denen Hensoldt etabliert ist.

Die jüngste Schwächephase ist vor allem als technische Konsolidierung nach einer außergewöhnlichen Jahresrally einzuordnen. Institutionelle Investoren nutzen die vergleichsweise ruhige Weihnachtswoche, um Gewinne mitzunehmen und Engagements innerhalb des Verteidigungssektors neu zu gewichten.

Gleichzeitig zeigt der Handelstag, dass der technologische Vorsprung von Hensoldt keine Selbstverständlichkeit ist. Mit der Verlagerung großer Programme zu Wettbewerbern und dem Vorstoß von Schaeffler in hochtechnologische Segmente steigt der Druck, Innovationstempo und Produktstärke hochzuhalten. Hält Hensoldt diesen Kurs, bleibt die Aktie trotz der aktuellen Korrektur ein Profiteur des strukturell wachsenden Verteidigungsmarktes; ein nachhaltiger Bruch der bisherigen Aufwärtsbewegung wäre dagegen erst bei weiteren verpassten Großaufträgen und nachlassender Nachfrage wahrscheinlich.

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