Gerresheimer muss Umsätze in zweistelliger Millionenhöhe umverteilen und gerät damit tief in eine Vertrauenskrise. Die BaFin hat Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung von „Bill-and-Hold“-Geschäften aufgedeckt, der Kurs ist im Jahresverlauf stark eingebrochen. Wie schwer wiegt der Eingriff in die Zahlen für die weitere Entwicklung der Aktie?

Bilanzfehler und Folgen

Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen meldete Gerresheimer per Ad-hoc-Mitteilung erhebliche Korrekturen in der Umsatzrealisierung. Bei „Bill-and-Hold“-Vereinbarungen wurden Erlöse systematisch zu früh erfasst, entgegen den Vorgaben der internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS).

Auslöser war eine Prüfung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Im Anschluss beauftragte der Vorstand eine externe Rechtsanwaltskanzlei mit einer detaillierten Untersuchung. Ergebnis: Rund 28 Millionen Euro Umsatz, bisher dem Geschäftsjahr 2024 zugerechnet, müssen in das Geschäftsjahr 2025 verschoben werden.

Die Korrekturen betreffen zwar primär den zeitlichen Anfall der Erlöse, doch der Schaden für die Glaubwürdigkeit ist deutlich größer. Das Unternehmen hat angekündigt, diese Form der Umsatzverbuchung künftig vollständig einzustellen, um die Transparenz der Berichterstattung zu stärken.

Fakten im Überblick:

  • Korrekturvolumen: ca. 28 Mio. Euro Umsatzverschiebung von 2024 auf 2025
  • Ursache: Nicht IFRS-konforme Bilanzierung von „Bill-and-Hold“-Geschäften
  • Kursrückgang: von rund 85 Euro auf etwa 27 Euro im Jahresverlauf
  • Indexwechsel: Abstieg vom MDAX in den SDAX
  • Analystenziele: Spanne von 23,00 Euro (DZ Bank) bis 34,10 Euro (Jefferies)

Analysten weit auseinander

Die neuen Bilanzrisiken spalten die Analystenhäuser. Die Einschätzungen reichen von klar negativ bis zu unverändert positiv.

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Die DZ Bank reagierte mit einer deutlichen Kurszielsenkung. Der faire Wert wurde auf 23 Euro reduziert, die Einstufung auf „Verkaufen“ belassen. Begründet wird dies mit den Unsicherheiten rund um die Bilanzierung sowie der laufenden BaFin-Prüfung, die nach Einschätzung der Analysten erhebliche Risiken für die künftige Kursentwicklung birgt.

Jefferies hält hingegen an einer positiven Sicht fest. Die US-Investmentbank bestätigt das Rating „Buy“ mit einem Kursziel von 34,10 Euro. Trotz der kurzfristigen Belastung durch die Korrekturen sehen die Analysten die operativen Perspektiven langfristig intakt.

Die Spannbreite der Kursziele unterstreicht die große Unsicherheit im Markt und spiegelt unterschiedliche Bewertungen des Vertrauensschadens wider.

Kursverfall und Indexabstieg

Der Bilanzskandal trifft eine Aktie, die schon zuvor stark unter Druck stand. Im Laufe des Jahres fiel der Kurs von Bereichen um 85 Euro auf aktuell etwa 27 Euro. Damit summiert sich der Rückgang auf mehr als 60 Prozent.

Die schwache Kursentwicklung hatte auch Konsequenzen für die Indexzugehörigkeit. Gerresheimer verlor den Platz im MDAX und wurde in den SDAX abgestuft. Dieser Schritt wirkt technisch nach: Viele indexorientierte institutionelle Anleger und ETFs müssen ihre Positionen anpassen oder reduzieren, was den Verkaufsdruck zusätzlich verstärkt hat.

Fazit: Vertrauensaufbau als Schlüssel

Die Lage bleibt angespannt, solange die BaFin-Prüfung nicht abgeschlossen und die finalen Anpassungen in den Abschlüssen vorgelegt sind. Entscheidend wird sein, ob Gerresheimer die angekündigten Änderungen in der Bilanzierungspraxis konsequent umsetzt und damit verlorenes Vertrauen zurückgewinnt.

Kurzfristig dürfte die Aktie anfällig für weitere Schwankungen bleiben, zumal der starke Kursrückgang, der Indexabstieg und die auseinanderliegenden Analystenmeinungen auf einen noch nicht abgeschlossenen Bodenbildungsprozess hindeuten. Erst mit klaren, bereinigten Zahlen und einer nachvollziehbaren Finanzberichterstattung kann sich das Bild nachhaltig aufhellen.

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