Eine BaFin-Untersuchung wegen mutmaßlicher Bilanzierungsverstöße hat die Gerresheimer-Aktie auf ein 13-Jahres-Tief gedrückt. Der Medizintechnik-Spezialist steht plötzlich im Fokus der Aufsichtsbehörde - und das in einer ohnehin schon turbulenten Phase. Kann das Unternehmen den Vertrauensverlust noch stoppen?

Verdacht auf kreative Buchführung

Die BaFin prüft konkret, ob Gerresheimer Umsätze aus sogenannten "Bill-and-Hold"-Vereinbarungen vorzeitig realisiert hat. Dabei werden Waren bereits in Rechnung gestellt, aber noch nicht ausgeliefert. Die Aufsicht untersucht, ob diese Erlöse korrekt dem Geschäftsjahr 2024 oder erst 2025 hätten zugeordnet werden müssen.

Das betroffene Volumen beläuft sich auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag - bei einem Gesamtumsatz von 2,04 Milliarden Euro eigentlich eine Randnotiz. Doch die Timing-Frage könnte verheerende Folgen haben:

  • Umsatz von unter 5% des Gesamtvolumens steht unter Verdacht
  • BaFin-Prüfung der Konzernabschlüsse zum 30. November 2024
  • Unternehmen weist Vorwürfe zurück und betont ordnungsgemäße Erfassung

Perfekter Sturm: Krise trifft auf Krise

Die BaFin-Untersuchung kommt zur denkbar ungünstigsten Zeit für Gerresheimer. Das Unternehmen kämpft bereits mit mehreren Baustellen gleichzeitig:

Führungswechsel unter Druck: Erst Ende August übernahm mit Wolf Lehmann ein Branchenfremder mit Private-Equity-Hintergrund die CFO-Position. Sein Vorgänger Bernd Metzner war auf eigenen Wunsch ausgeschieden - unter Druck von Aktivisten-Investoren.

Gescheiterte Übernahme: Im Juli platzten monatelange Verhandlungen mit Private-Equity-Investoren, nachdem das Management die Gespräche als nicht im Unternehmensinteresse bewertete.

Wiederholte Gewinnwarnungen: Bereits im Juni musste Gerresheimer zum dritten Mal die Prognose für das laufende Jahr nach unten korrigieren. Die Dividende wurde drastisch von 1,25 Euro auf nur 0,04 Euro je Aktie gekürzt.

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Analysten gespalten - Wirecard-Trauma wirkt nach

Die Reaktionen der Marktbeobachter fallen unterschiedlich aus. Während Barclays die massive Kursreaktion als übertrieben bewertet und eine Erholung erwartet, zog die Deutsche Bank die Notbremse.

Deutsche Bank senkte das Kursziel von 55 auf 49 Euro und stufte die Aktie von "Kaufen" auf "Halten" herab. Analyst Falko Friedrichs kritisierte scharf die mangelnde Transparenz des Managements und die wiederholten Prognoseanpassungen.

Das Wirecard-Trauma von 2020 schwingt bei jeder Bilanzierungs-Diskussion deutscher Unternehmen mit. Die Sensibilität der Anleger für solche Themen ist seit dem Kollaps des Zahlungsdienstleisters erheblich gestiegen.

Was kommt jetzt auf Anleger zu?

Die Aktie notiert nach dem Absturz nur knapp 2,88% über ihrem 52-Wochen-Tief - ein erschreckender Einbruch für einen etablierten MDAX-Konzern. Die entscheidenden Fragen für Investoren:

  • Wann liegen die Ergebnisse der BaFin-Prüfung vor?
  • Kann das neue Management das Vertrauen zurückgewinnen?
  • Welche strategischen Weichenstellungen werden beim Kapitalmarkttag am 15. Oktober präsentiert?

Gerresheimer steht an einem Wendepunkt. Während das Unternehmen langfristig vom Wachstum im Bereich der GLP-1-Diabetes- und Abnehm-Medikamente profitieren könnte, muss es zunächst die aktuelle Vertrauenskrise überstehen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Medizintechnik-Spezialist seinen guten Ruf retten kann - oder ob der Bilanzverdacht zum Gamechanger wird.

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