Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat Gerresheimer ins Visier genommen - und die Märkte reagieren panisch. Eine Untersuchung der Bilanzierungspraktiken ließ die Aktie des Medizintechnik-Konzerns um über 37 Prozent abstürzen. Doch rechtfertigt der Verdacht auf vorzeitige Umsatzbuchungen wirklich diesen dramatischen Ausverkauf?

Die Prüfung betrifft lediglich einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" bei Gesamtumsätzen von 2,04 Milliarden Euro - weniger als fünf Prozent der Jahresumsätze. Trotzdem herrscht Panik an der Börse. Was steckt wirklich hinter der BaFin-Prüfung?

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Der Wirecard-Schatten schwebt über allem

Seit dem Wirecard-Kollaps 2020 ist die Sensibilität für Bilanzfragen in Deutschland extrem gestiegen. Der Zahlungsdienstleister hinterließ ein 1,9 Milliarden Euro schweres Loch und setzte die BaFin unter enormen Druck. Seitdem geht die Aufsicht bei Verdachtsfällen kompromisslos vor.

Im Fall Gerresheimer dreht sich alles um sogenannte "Bill-and-hold"-Vereinbarungen aus 2024. Der Verdacht: Das Unternehmen könnte Umsätze verbucht haben, bevor diese tatsächlich realisiert wurden. Die geprüften Summen bewegen sich dabei im Rahmen von weniger als 100 Millionen Euro.

Die Fakten zur BaFin-Prüfung:
- Geprüfte Umsätze: Niedrige zweistellige Millionensumme
- Anteil am Gesamtumsatz 2024: Unter 5 Prozent
- Betroffener Zeitraum: Geschäftsjahr 2024
- Verdacht: Vorzeitige Umsatzrealisierung

Doppelter Druck: Aktivisten fordern Strategiewechsel

Die Bilanzierungsprüfung kommt zur Unzeit. Bereits im August hatte der aktivistische Investor Active Ownership Capital mit 5,31 Prozent Anteil Druck gemacht. Als zweitgrößter Aktionär fordert er eine strategische Überprüfung und sieht erhebliches Wertschöpfungspotenzial.

Die Forderungen des Aktivisten sind konkret: Portfoliooptimierung, Kostensenkungen und eine Verbesserung der Umsatzrendite um fünf Prozentpunkte. Gleichzeitig vollzieht Gerresheimer eine Transformation - weg vom Hohlglas-Geschäft, hin zum reinen Pharma-Systemanbieter.

Der neue Finanzvorstand Wolf Lehmann, der erst im September 2025 das Amt übernahm, betont die vollständige Kooperation mit der BaFin und die Überzeugung von ordnungsgemäßer Bilanzierung.

Übertriebene Marktreaktion?

Analysten von Barclays bewerten die Kursreaktion als überzogen. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 10 für 2025 erscheint die Aktie trotz aller Probleme attraktiv bewertet. Das Ausmaß der geprüften Geschäfte rechtfertige den dramatischen Absturz nicht.

Dennoch: Das Vertrauen der Investoren ist erschüttert. Die Aktie hat 2025 bereits über 60 Prozent an Wert verloren und erreichte mit 34,76 Euro ihr 52-Wochen-Tief. Neue Anleger dürften sich trotz der günstigen Bewertung zunächst zurückhalten - zu groß ist die Unsicherheit über den Ausgang der BaFin-Prüfung.

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