Es ist eine paradoxe Situation beim Essener Spezialchemiekonzern: Während das Management heute einen operativen Durchbruch im wichtigen Wachstumsmarkt China meldet, wetten professionelle Investoren verstärkt auf den weiteren Verfall des Aktienkurses. Die Diskrepanz zwischen strategischem Fortschritt und dem brutalen Misstrauen des Kapitalmarktes könnte kaum größer sein. Handelt es sich bei den aktuellen Tiefstkursen um eine übertriebene Panikreaktion oder ignorieren die Optimisten fundamentale Warnsignale?

Expansion im Reich der Mitte

Ungeachtet der trüben Stimmung an den Märkten schafft Evonik Fakten. Pünktlich am heutigen Morgen bestätigte der Konzern die Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten am Standort Shanghai. Im Kern geht es um eine massive Ausweitung der Produktion für Hochleistungskunststoffe.

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Diese Investition ist kein Zufall, sondern ein gezielter Schachzug, um die Abhängigkeit von schwankungsanfälligen Standardchemikalien zu reduzieren. Evonik setzt hierbei auf zwei lukrative Megatrends:

  • Elektromobilität: Die produzierten Polyamide sind unverzichtbare Komponenten für moderne Elektrofahrzeuge.
  • High-End-Konsumgüter: Die Sportartikelindustrie benötigt diese Spezialstoffe (PEBA) für leistungsfähige Laufschuhe.

Mit der erfolgreichen Testproduktion der zweiten Reaktorlinie sendet das Unternehmen ein klares Signal: Die Transformation hin zu margenstärkeren "Specialty Additives" läuft weiter – allen Unkenrufen zum Trotz.

Die Geier kreisen: Short-Quote steigt

Doch die Börse spielt dieses Spiel derzeit nicht mit. Parallel zur Erfolgsmeldung aus Asien wurde bekannt, dass der Hedgefonds Balyasny Asset Management seine Attacke auf Evonik intensiviert hat. Die Briten erhöhten ihre Netto-Leerverkaufsposition von 0,85 % auf nunmehr 0,91 %.

Warum setzen Profis auf fallende Kurse, wenn das Unternehmen expandiert? Der Grund liegt in der tiefsitzenden Skepsis nach den enttäuschenden Zahlen zum dritten Quartal. Ein Einbruch des operativen Gewinns (EBITDA) um 22 % wirkt noch immer nach und nährt Zweifel, ob die Nachfrageerholung schnell genug kommt, um die hohen Kosten zu decken.

Bodenbildung oder freier Fall?

Der Blick auf die nackten Zahlen verdeutlicht die Dramatik der Lage. Die Aktie kämpft bei einem aktuellen Kurs von 13,24 € verzweifelt um Bodenhaftung. Besonders alarmierend: Der Titel notiert damit nur noch wenige Cents über dem 52-Wochen-Tief von 13,05 €, das erst vor wenigen Tagen markiert wurde.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer für mutige Antizykliker könnte sich jedoch in den technischen Indikatoren verbergen. Mit einem RSI (Relative Strength Index) von extrem tiefen 15,8 gilt der Titel als massiv überverkauft. Eine technische Gegenbewegung ist in solchen Konstellationen nicht ungewöhnlich, sofern keine weiteren Hiobsbotschaften folgen.

Ob die heutige Nachricht aus China ausreicht, um die Bären zu vertreiben, hängt nun maßgeblich von der Umsetzung des Sparprogramms "Evonik Tailor Made" ab. Bis das Management beweisen kann, dass die Effizienzmaßnahmen greifen, dürften die Leerverkäufer die Oberhand behalten und jede Erholung genau auf ihre Substanz prüfen.

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