Finanzchefs gehen nicht einfach so. Schon gar nicht mitten in der Krise. Und wenn doch, lohnt ein genauer Blick hinter die Kulissen. Bei Evonik deutet jetzt alles auf einen handfesten Machtkampf hin – mit brisanten Folgen für Anleger. Was das Manager Magazin heute enthüllte, lässt die Aktie abstürzen und wirft Fragen auf: Wie riskant wirtschaftet der Essener Chemiekonzern wirklich?

Der Spezialchemiekonzern aus Essen galt bisher als solide, wenn auch zyklisch gebeutelt. Hohe Energiekosten, schwache Industrienachfrage – das klassische Bild der Branche. Doch was am Montag ans Licht kam, hat eine völlig andere Qualität. Der im September verkündete "einvernehmliche" Abgang von Finanzvorständin Maike Schuh war offenbar alles andere als harmonisch.

Finanzchefin warf hin – aus gutem Grund?

Laut Recherchen des Manager Magazins soll Schuh die Reißleine gezogen haben, weil sie das "gewagte Wirtschaften" der Konzernspitze nicht mehr mittragen wollte. Die oberste Hüterin der Zahlen zweifelte demnach an der Risikobewertung – und ging. Für institutionelle Investoren ist das ein Alarmsignal erster Güte.

Die Brisanz im Überblick:

  • Finanzvorständin verließ Konzern offenbar wegen Differenzen über Risikopolitik
  • Manager Magazin spricht von "gewagtem Wirtschaften" der übrigen Führung
  • Offizielle Version vom September ("einvernehmlich") bröckelt
  • Deutsche Bank kappt Kursziel drastisch von 16 auf 13 Euro
  • Aktie fällt in Richtung 52-Wochen-Tief bei 13,05 Euro

Wenn die Person, die für die finanzielle Solidität verantwortlich ist, aus Bedenken über eben diese Solidität das Unternehmen verlässt, wiegt das schwerer als jede operative Gewinnwarnung. Der Markt reagierte prompt: Die Aktie sackte im Tagesverlauf auf rund 13,40 Euro ab – gefährlich nah am Jahrestief.

Analysten drehen den Daumen nach unten

Als ob die Governance-Krise nicht reichte, kam am selben Tag die nächste Hiobsbotschaft. Die Deutsche Bank bestätigte zwar ihr "Neutral"-Rating, senkte das Kursziel aber massiv von 16 auf nur noch 13 Euro. Damit sieht das Institut auf aktuellem Niveau praktisch kein Aufwärtspotenzial mehr.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Evonik?

Die Begründung: Gestiegene Risiken und ein schwaches Marktumfeld. Was die Analysten höflich umschreiben, dürfte auch die neuen Erkenntnisse zur internen Zerrissenheit einpreisen. Bereits zuvor hatte Goldman Sachs mit einem "Sell"-Rating und einem Kursziel von 11,60 Euro für Aufsehen gesorgt. Der Konsens kippt eindeutig.

Parallel versucht Evonik, operative Normalität zu demonstrieren. Auf der "Poultry India 2025" will man neue Produkte wie das verbesserte Probiotikum Ecobiol präsentieren. Diese PR-Maßnahme verhallte jedoch wirkungslos – die Investoren haben andere Sorgen.

Der toxische Cocktail

Evonik steckt ohnehin in einer fragilen Phase. In den letzten sechs Monaten verlor die Aktie bereits rund 30 Prozent. Der Chemiesektor leidet unter strukturellen Problemen: Hohe Energiekosten in Deutschland, schwache industrielle Nachfrage aus Kernmärkten, Preisdruck aus Asien.

Doch was jetzt hinzukommt, ist eine neue Dimension. Sollte sich bestätigen, dass es im Vorstand grundlegende Differenzen über die Risikotragfähigkeit der Bilanz gab, würde dies die Risikoprämie für die Aktie dauerhaft erhöhen. Märkte reagieren allergisch auf Führungsunsicherheit – besonders wenn sie die Integrität der Finanzplanung betrifft.

Bruch der 13-Euro-Marke würde Stop-Loss-Lawine auslösen

Charttechnisch ist die Lage angespannt. Die Aktie testet entscheidende Unterstützungen. Ein Bruch der 13-Euro-Marke könnte eine Verkaufswelle durch automatische Stop-Loss-Orders auslösen. Der RSI-Indikator signalisiert zwar extreme Überverkauftheit (15,8), doch ohne Vertrauensbildung bleibt jeder Einstieg hochspekulativ.

Entscheidend wird nun, wie Aufsichtsrat und CEO Christian Kullmann reagieren. Ein bloßes Dementi dürfte angesichts der Detailtiefe der Vorwürfe kaum ausreichen. Nur eine transparente Aufarbeitung – was genau lief schief, welche Risiken bestehen wirklich, wie solide ist die Bilanz? – kann verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.

Für konservative Anleger ist Evonik derzeit nicht investierbar. Zu groß sind die Unsicherheiten, zu unklar die tatsächliche Risikolage. Wer auf eine technische Erholung spekuliert, sollte auf klare Signale der Unternehmensführung warten – und enge Stop-Loss-Marken setzen.

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