Evonik meldet einen juristischen Erfolg bei Schlüsselpatenten für seine Biogas-Technologie – mitten in einer Phase, in der viele Chemiewerte mit erheblichen Problemen kämpfen. Die Nachricht stabilisiert das Bild des Konzerns, auch wenn der Aktienkurs auf Jahressicht deutlich im Minus liegt. Wie wichtig ist dieser Patentschutz für die weitere Entwicklung?

Patent-Sieg in Europa und USA

Der Spezialchemiekonzern hat zwei zentrale Patentstreitigkeiten um seine SEPURAN® Green Membrantechnologie beigelegt. Sowohl das Europäische Patentamt (EPO) als auch das US-Patentamt (USPTO) bestätigten die Schutzrechte für das 3-stufige Aufbereitungsverfahren zur Biogasaufbereitung:

  • Europäisches Patent: EP3240620 B1
  • US-Patent: 10,471,380 B2
  • Technologie: 3-stufiges Aufbereitungsverfahren mit SEPURAN® Green Membranen
  • Bereich: Specialty Additives / Biogasaufbereitung

Für die Specialty-Additives-Sparte hat diese Entscheidung strategisches Gewicht. Die Membrantechnologie gilt als einer der zentralen Treiber der grünen Transformation des Portfolios, da sie auf regulative Trends in Richtung erneuerbarer Energien einzahlt und weniger direkt von kurzfristigen Rohstoffpreisschwankungen abhängt.

Der Patent-Schutz sichert Evonik in einem Wachstumsfeld ab, in dem technologischer Vorsprung über Margen und Preissetzungsmacht entscheidet. Damit stärkt der Konzern seinen „Moat“ in einem Nischenmarkt, der überdurchschnittliche Zuwachsraten verspricht.

Analysten-Einstufung und Kursbild

Parallel zum juristischen Erfolg hat UBS ihre Einschätzung zur Aktie aktualisiert und das Rating „Neutral“ bestätigt. Das signalisiert weder klaren Kauf- noch Verkaufsdruck, wird im aktuellen, schwankungsreichen Umfeld aber als Hinweis auf relative Stabilität interpretiert.

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Charttechnisch bleibt das Bild gemischt:

  • Aktueller Kurs: 13,37 € (nahe am gestrigen Schlusskurs von 13,36 €)
  • Veränderung 7 Tage: +3,89 %
  • Seit Jahresanfang: -20,13 %
  • Abstand zum 52-Wochen-Hoch (22,26 €): rund -40 %
  • Abstand zum 52-Wochen-Tief (12,83 €): gut +4 %
  • Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt (16,86 €): rund -21 %
  • RSI (14 Tage): 15,8 (stark überverkauft)

Die Aktie hat sich in der vergangenen Woche leicht erholt, liegt aber weiterhin deutlich unter den mittelfristigen Durchschnitten. Der sehr niedrige RSI-Wert deutet auf eine ausgeprägte Überverkaufssituation hin, was technisch betrachtet eine Gegenbewegung begünstigen könnte – fundamental dominiert jedoch weiterhin der Druck der letzten Monate.

Kontrast zum angeschlagenen Chemiesektor

Die Wirkung der Patentmeldung wird klarer, wenn man sie vor dem Hintergrund des restlichen Sektors betrachtet. Mehrere Wettbewerber stehen vor deutlich größeren Herausforderungen:

  • Trinseo droht der Rauswurf aus dem NYSE-Handel, nachdem der Kurs über 30 Tage unter 1 US-Dollar lag und die Marktkapitalisierung unter 50 Millionen US-Dollar gefallen ist; zugleich erwartet der US-Konzern für 2025 Verluste von über 400 Millionen Dollar.
  • Innospec musste am Dienstag einen Kursrückgang von rund 20 % hinnehmen, ausgelöst durch Margendruck im Personal-Care-Geschäft und Schwächen im Ölfeld-Service.

Während volumengetriebene oder stark zyklische Anbieter unter Margendruck und schwacher Nachfrage leiden, setzt Evonik stärker auf geschütztes, technologisch differenziertes Geschäft. Neben der Biogasaufbereitung zählt dazu auch „Green Chemistry“ in der Pharmaindustrie, ein Markt, dem bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von etwa 10 % zugeschrieben wird.

Diese strategische Ausrichtung federt die aktuellen Belastungen im Sektor zwar nicht vollständig ab, verschafft dem Konzern aber eine robustere Ausgangsbasis als vielen Wettbewerbern mit weniger geschütztem Portfolio.

Einordnung und Ausblick

Der bestätigte Patentschutz ist mehr als ein Randthema: Er sichert eine Zukunftstechnologie ab, die für Wachstum jenseits klassischer, stark zyklischer Chemiegeschäfte steht. Zugleich zeigt die Bestätigung des „Neutral“-Ratings durch UBS, dass der Markt trotz dieser positiven Nachricht auf größere makroökonomische Impulse wartet, bevor er dem Titel einen klaren Aufwärtstrend zutraut.

Entscheidend wird in den kommenden Monaten sein, wie konsequent Evonik die nun rechtlich abgesicherte Membrantechnologie in Umsatz und Ertrag übersetzt. Gelingt es, das Biogasgeschäft und weitere „Green Chemistry“-Anwendungen sichtbar zu skalieren, könnte sich der aktuell deutliche Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt schrittweise verringern und die Aktie wieder näher in Richtung der im März markierten Hochs führen.

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