Der Spezialchemie-Konzern Evonik wagt den radikalsten Schnitt seiner Geschichte: Ab April wird das Unternehmen komplett auf den Kopf gestellt. Vier Divisionen werden auf zwei zusammengestrampft, die gesamte Führungsriege ausgetauscht und über 3.000 Organisationseinheiten eliminiert. Doch kann dieser Befreiungsschlag die Talfahrt stoppen – oder kommt er zu spät?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache

Das dritte Quartal offenbarte die ganze Misere: Das bereinigte EBITDA stürzte um 22 Prozent auf 448 Millionen Euro ab. Der Umsatz? Minus 12 Prozent auf 3,39 Milliarden Euro. CEO Christian Kullmann versuchte zu beschwichtigen: "Die erwartete Erholung im September ist ausgeblieben. Kurzfristig ist das schmerzhaft, langfristig wirft uns das aber nicht aus der Bahn."

Die bereinigte EBITDA-Marge sackte von 15,1 auf 13,2 Prozent. Schuld waren nicht nur schwächere Verkaufsvolumen und negative Wechselkurseffekte – auch der Verkauf des Superabsorber-Geschäfts im August 2024 hinterließ Spuren.

Revolution statt Evolution: Das neue Evonik

Am 13. Dezember platzte dann die Bombe. Was folgt, ist nichts weniger als die komplette Neuerfindung des Konzerns:

Die neue Struktur ab 1. April 2025:

  • Custom Solutions (7.000 Mitarbeiter): Maßgeschneiderte Lösungen für Nischenmärkte, Additive für Farben, Produkte für Kosmetik und Pharma
  • Advanced Technologies (8.000 Mitarbeiter): Hochleistungspolymere, Wasserstoffperoxid-Produktion, Fokus auf operative Exzellenz
  • Komplette Elimination der bisherigen Divisionsebene
  • Managementebenen radikal von durchschnittlich zehn auf maximal sechs reduziert

Führungswechsel auf ganzer Linie

Mit der Struktur kommt auch eine völlig neue Führungsmannschaft. Am 1. April 2025 ziehen zwei Frauen in den Vorstand ein: Die Amerikanerin Lauren Kjeldsen (derzeit Smart Materials) und die Französin Dr. Claudine Mollenkopf (derzeit Specialty Additives) übernehmen die neuen Segmente.

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Der Preis? Drei Schwergewichte verlassen das Unternehmen: Harald Schwager, seit 2017 stellvertretender Vorstandsvorsitzender, geht in den Ruhestand. Ebenso Johann-Caspar Gammelin und Joachim Dahm. Ein kompletter Generationenwechsel.

"Evonik Tailor Made": Der Turbo läuft bereits

Das Effizienzprogramm zeigt schon jetzt Wirkung. Bis Ende 2026 sollen 90 Prozent aller Geschäftsbereiche reorganisiert sein. Das Ziel: schlanker, schneller, effizienter. Doch das Programm kostet – vor allem Arbeitsplätze und Strukturen, die über Jahre gewachsen sind.

Parallel investiert Evonik weiter: Im November erfolgte der Spatenstich für eine neue Spezialamin-Anlage in Nanjing, China – eine strategische Wette auf den asiatischen Markt im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Rückschläge inklusive

Nicht alles läuft nach Plan. Ende November kassierte Evonik eine juristische Niederlage: Das EU-Gericht wies die Klage gegen die Klassifizierung von Silanamin als gesundheitsschädlich ab. Ein Dämpfer für die Produktpalette.

Immerhin eine gute Nachricht: S&P Global Ratings bestätigte am 22. November die Erholung der Kennzahlen und prognostiziert eine FFO-zu-Schulden-Quote von über 40 Prozent für 2025.

Der Blick nach vorn: Wird's reichen?

Für 2025 peilt Evonik ein bereinigtes EBITDA von rund 1,9 Milliarden Euro an. Die Cash-Conversion-Rate soll zwischen 30 und 40 Prozent liegen. Analysten bewerten die Restrukturierung grundsätzlich positiv – doch die Skepsis bleibt. Die europäische Chemiebranche kämpft mit strukturellen Problemen, hohen Energiekosten und schwacher Nachfrage.

Die Aktie notiert aktuell bei 13,82 Euro und dümpelt nahe dem 52-Wochen-Tief vor sich hin. Ob der radikale Umbau ausreicht, um das Ruder herumzureißen? Die Antwort liefern die Q4-Zahlen im März – und die praktische Umsetzung der Revolution ab April.

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