Ein CFO-Rücktritt und nur eine Woche später eine drastische Gewinnwarnung – selten hat eine so kompakte Negativserie die Anleger eines DAX-Konzerns derart vor den Kopf gestoßen. Evonik durchlebt im September den wohl schwärzesten Monat der jüngeren Unternehmensgeschichte. Doch wie konnte es soweit kommen? Und steht der Spezialchemieriese vor einem Wendepunkt oder droht weiteres Ungemach?

CFO-Flucht mitten in der Krise

Am 18. September der erste Paukenschlag: Finanzchefin Maike Schuh verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein – mitten in einer Phase, in der die Chemiebranche ohnehin mit massiven Problemen kämpft. Analysten von Jefferies sprachen von einem "plötzlichen Rücktritt", der die Märkte völlig überraschte.

Schuh, die erst 2023 in den Vorstand aufgerückt war, hinterlässt ein Führungsvakuum in kritischen Zeiten. CEO Christian Kullmann muss nun zusätzlich das Finanzressort übernehmen – eine Doppelbelastung, die das Unternehmen eigentlich nicht gebrauchen kann.

Gewinnwarnung schockt eine Woche später

Doch das war erst der Auftakt zum Drama. Nur sieben Tage später folgte der zweite Hammerschlag: Eine drastische Gewinnwarnung, die selbst pessimistische Erwartungen unterbot. Die wichtigsten Fakten:

  • EBITDA-Prognose: Gesenkt auf nur noch 1,9 Milliarden Euro (vorher: 2,0-2,3 Milliarden)
  • Q3-2025 erwartet: Maximal 460 Millionen Euro EBITDA (Vorjahr: 577 Millionen)
  • Umsatzrückgang: Q3-Erlöse nur noch 3,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,8 Milliarden)

Der Konzern begründete die Kürzungen mit dem kompletten Ausbleiben einer Konjunkturerholung. "Kunden agieren sehr vorsichtig in allen Segmenten", so das bittere Fazit der Konzernführung.

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Branchenkrise verschärft sich dramatisch

Was bei Evonik passiert, ist symptomatisch für die gesamte deutsche Chemieindustrie. Der Branchenverband VCI meldete für das zweite Quartal die niedrigste Kapazitätsauslastung seit über 30 Jahren. Schwache Nachfrage, träge Konjunktur und US-Zölle setzen den Unternehmen massiv zu.

Die Reaktion von Evonik ist entsprechend radikal: Das ambitionierteste Restrukturierungsprogramm der Unternehmensgeschichte sieht den Abbau von rund 2.000 Stellen bis 2027 vor – mehr als 20 Prozent der Belegschaft könnten betroffen sein.

Mit einem alarmierenden RSI von 33,7 und einem Kursrutsch auf das 52-Wochen-Tief von 14,35 Euro spiegelt die Aktie die düstere Lage wider. Der Abstand zum Jahreshoch von über 35 Prozent verdeutlicht das Ausmaß der Vertrauenskrise.

Kommt nach dem Doppelschock die Wende?

Am 4. November legt Evonik die vollständigen Q3-Zahlen vor. Dann wird sich zeigen, ob die drastischen Prognosesenkungen ausreichen oder weitere Hiobsbotschaften folgen. Die Suche nach einem neuen CFO läuft auf Hochtouren – ein Zeichen, dass das Management die Krise ernst nimmt und gegensteuern will.

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