Ethereum: Zwischen Druck und Fortschritt
Ethereum steckt in einer spannenden Übergangsphase. Technisch macht das Netzwerk mit dem großen Fusaka-Upgrade einen klaren Schritt nach vorn, gleichzeitig steht der Kurs unter Druck und zentrale Kennzahlen wie die DeFi-Aktivität geben nach. Im Zentrum steht die Frage, ob kurzfristige Risiken wie Finalitätsprobleme und Kapitalabflüsse die positive Langfriststory vorübergehend überlagern – oder bereits ein strukturelles Warnsignal sind.
Kursbild und Markteinordnung
Der Ether-Preis hat sich zuletzt spürbar von seinen Hochs entfernt. Mit rund 3.080 US‑Dollar liegt ETH aktuell etwa ein Drittel unter dem 52‑Wochen‑Hoch, bleibt aber klar über dem Jahrestief. Der Abstand zum 50‑Tage‑Durchschnitt ist negativ, der Relative-Stärke-Index um 42 signalisiert ein noch nicht überverkauftes, aber angeschlagenes Marktbild.
Auffällig: Während der Gesamtmarkt leicht zulegt, hinkt Ethereum hinterher. Der jüngste Rückgang wurde von hohen Liquidationen begleitet, insbesondere auf der Long-Seite. Technisch fällt dabei auf, dass ETH am 50‑Tage-Durchschnitt gescheitert ist und eine wichtige Unterstützungszone um 3.100 US‑Dollar von oben her getestet hat.
Die aktuelle Handelszone ist klar umrissen: Auf der Oberseite gelten Bereiche zwischen 3.270 und 3.350 US‑Dollar als erste Widerstände. Auf der Unterseite rücken Marken um 2.850 und im Extremfall 2.380 US‑Dollar in den Fokus, falls der Abwärtsdruck anhalten sollte.
On-Chain-Daten: Starke Hände nutzen den Rücksetzer
Trotz der schwächeren Kursentwicklung zeigen die On-Chain-Daten ein deutlich anderes Bild. Vor allem große Adressen haben die Korrektur aktiv genutzt:
- Im November 2025 flossen 3,24 Millionen ETH in Akkumulationsadressen – der höchste Monatswert des Jahres.
- Im Dezember sind bereits mehr als 1,6 Millionen ETH hinzugekommen.
- Wale mit 10.000 bis 100.000 ETH Bestand kauften zwischen Sonntag und Donnerstag 480.000 ETH zu.
- Insgesamt akkumulierte diese Wal-Gruppe im November 1,4 Millionen ETH.
Diese Käufe fielen in eine Phase, in der ETH vom Hoch am 7. Oktober bei 4.755 US‑Dollar bis zum Tief am 21. November um fast 45 % korrigierte. Institutionelle und große Investoren scheinen damit konsequent Schwächephasen zu nutzen, um Bestände auszubauen – ein Hinweis auf Vertrauen in die langfristigen Perspektiven des Netzwerks.
TVL-Rückgang: Warnsignal aus dem DeFi-Sektor
Parallel zu dieser Akkumulation stehen allerdings deutliche Bremsspuren in der Nutzung der Ethereum-Ökosphäre. Besonders sichtbar ist das beim Total Value Locked (TVL), also dem in DeFi-Protokollen gebundenen Kapital.
- Der TVL ist von rund 90 Milliarden US‑Dollar im September/Oktober auf ungefähr 70 Milliarden US‑Dollar gefallen.
- Das entspricht einem klaren Kapitalabfluss aus DeFi-Anwendungen auf Ethereum.
Zwar liegt dieses Niveau weiterhin deutlich über den 20–30 Milliarden US‑Dollar, die 2022 und 2023 üblich waren. Analysten verweisen aber darauf, dass für realistische Chancen auf neue Allzeithochs beim ETH‑Preis eher eine Expansion des TVL auf über 100 Milliarden US‑Dollar nötig wäre – also etwa 50 % mehr Aktivität als heute. Der Rückgang nimmt Ethereum damit etwas Rückenwind auf der Fundamentalseite.
Fusaka-Upgrade: Fundamentale Stärkung des Netzwerks
Mit dem Fusaka-Hardfork am 3. Dezember 2025 hat Ethereum die wohl größte technische Anpassung seit „The Merge“ vollzogen. Fusaka besteht aus zwei Komponenten:
- Fulu für die Konsensschicht
- Osaka für die Ausführungsschicht
Im Kern zielt das Upgrade auf Skalierbarkeit, Effizienz und Dezentralisierung.
PeerDAS: Datenverfügbarkeit neu gedacht
Zentrales Element ist PeerDAS (EIP‑7594), ein neues Verfahren zur Datenverfügbarkeit:
- Validatoren müssen nicht mehr alle Layer‑2‑Datenblöcke vollständig herunterladen.
- Bandbreiten- und Speicheranforderungen sinken deutlich.
- Die Zahl der „Blobs“ pro Block kann erhöht werden, ohne dass High-End-Hardware nötig wird.
- Heim-Validatoren werden entlastet, was mittelfristig die Dezentralisierung stärkt.
Damit schafft Ethereum die Grundlage, um mehr Layer‑2‑Transaktionen effizient abzuwickeln und die Kapazität des Gesamtsystems zu erhöhen.
Mehr Kapazität und effizientere Smart Contracts
Weitere technische Eckpunkte von Fusaka:
- Block-Gas-Limit (EIP‑7935): Das praktische Gas-Limit pro Block steigt auf etwa 60 Millionen Gas. Dadurch lassen sich komplexere Transaktionen und reibungslosere Abrechnungsprozesse für Layer‑2‑Lösungen abbilden.
- EVM-Verbesserungen: Die Einführung des EVM Object Format (EOF), neue Opcodes zur Effizienzsteigerung sowie EIP‑7212 mit zusätzlicher Signaturkurven-Unterstützung erleichtern insbesondere die Integration mit mobilen Geräten und Hardware-Sicherheitsmodulen.
Kurz gesagt: Fusaka erhöht die technische Tragfähigkeit des Netzwerks, auch wenn diese Vorteile naturgemäß erst sukzessive in der Nutzung sichtbar werden.
Prysm-Bug: Finalitätsthemen dämpfen die Stimmung
Ein Wermutstropfen begleitet den Start in die Fusaka-Ära: Berichte über Probleme beim Prysm-Client, einem der meistgenutzten Validator-Clients, haben erneut Diskussionen um Klientel-Diversität entfacht. Die Ethereum Foundation hat den Vorfall auf der Konsensschicht bestätigt.
Die zeitliche Nähe zum Fusaka-Upgrade sorgt für zusätzliche Verunsicherung, auch wenn das Problem auf einen spezifischen Client und nicht auf das Protokoll an sich zurückzuführen ist. Im Markt rückt damit wieder stärker in den Fokus, wie robust Ethereum gegenüber Fehlern einzelner Implementierungen aufgestellt ist – ein Thema, das gerade für institutionelle Nutzer eine Rolle spielt.
ETF-Flows und Staking: Institutionelle Signale
Auf der Kapitalmarktseite liefern die US‑Spot‑ETFs für Ethereum gemischte Signale.
ETF-Abflüsse nach kurzer Erholung
Am 11. Dezember verzeichneten die US‑Ethereum-ETFs nach einer kurzen Phase positiver Zuflüsse einen Rücksetzer:
- Insgesamt kam es zu 42,37 Millionen US‑Dollar an Abflüssen.
- Der kumulierte Nettozufluss in ETH‑ETFs ging damit leicht auf 13,11 Milliarden US‑Dollar zurück.
- 21Shares meldete Zuflüsse von 12,08 Millionen US‑Dollar.
- Grayscale verbuchte Abflüsse von 31,22 Millionen US‑Dollar.
- Fidelity sah Mittelabflüsse von 3,21 Millionen US‑Dollar.
Auch Bitcoin-ETFs registrierten am selben Tag Abflüsse von 77,34 Millionen US‑Dollar. Das deutet weniger auf ein spezifisches Ethereum-Problem als vielmehr auf eine vorsichtigere Institutionenhaltung hin – auch mit Blick auf anstehende Notenbankentscheidungen.
Staking bleibt attraktiv
Gleichzeitig zeigt das Staking-Bild eine andere Facette institutioneller Aktivität:
- 29,4 % des gesamten ETH‑Angebots sind derzeit gestakt.
- Das entspricht 35,6 Millionen ETH über 1,07 Millionen Validatoren.
- Staking-Renditen von rund 3–4 % ziehen weiterhin Kapital an, das im Krypto-Ökosystem laufende Erträge sucht.
Damit bleibt der Anteil langfristig gebundener Coins hoch – ein struktureller Faktor, der das frei handelbare Angebot reduziert und häufig als langfristig unterstützend für den Preis gewertet wird.
Makro-Umfeld und Stimmungslage
Auf der Stimmungsebene signalisiert der Crypto Fear & Greed Index mit einem Wert von 29 klaren „Fear“-Modus. Gegenüber dem Vortag gab es keine Veränderung – die Marktteilnehmer bleiben vorsichtig.
Mehrere makroökonomische Faktoren belasten das Sentiment:
- US-Notenbank (Fed): Kurz vor der Dezember-Sitzung ist offen, ob ein weiterer Zinsschnitt um 25 Basispunkte kommt. Die Unsicherheit über den weiteren Zinskurs dämpft Risikoappetit.
- Bank of Japan: Erwartete Zinsschritte auf 0,75 % nähren Sorgen über mögliche Rückabwicklungen von Carry Trades, die auch Krypto-Positionen tangieren könnten.
- Hohe Volatilität und Verluste: Glassnode meldet unrealisiert Verluste von rund 350 Milliarden US‑Dollar am Kryptomarkt, davon entfallen 85 Milliarden US‑Dollar auf Bitcoin.
In Summe ergibt sich ein Umfeld, in dem gute Nachrichten erst verzögert greifen, während negative Impulse rasch durchschlagen.
Ethereum bleibt DeFi- und NFT-Schwergewicht
Trotz Preisrückgang und TVL-Schwäche behauptet Ethereum seine zentrale Rolle in wichtigen Krypto-Sektoren:
- NFTs: Rund 62 % aller NFT-Transaktionen laufen über Ethereum, mit wöchentlichen Verkäufen von etwa 33,7 Millionen US‑Dollar.
- DeFi: Ethereum steht für 63 % aller On-Chain-Gebühren und 87 % des DEX‑Handelsvolumens.
- Stablecoins: In Q4 2025 erreichte das tägliche Stablecoin-Transfervolumen auf Ethereum 85 Milliarden US‑Dollar.
Diese Zahlen unterstreichen, dass Ethereum nach wie vor die wichtigste Infrastruktur für zentrale Krypto-Anwendungsfälle ist – selbst in Phasen schwächerer Kurse.
Ausblick: Technische Stärke trifft kurzfristige Gegenwinde
Ethereum befindet sich an einem Schnittpunkt aus struktureller Stärkung und kurzfristigen Belastungsfaktoren. Auf der positiven Seite stehen das umfangreiche Fusaka-Upgrade, eine hohe Staking-Quote, deutliche Wal-Akkumulation und anhaltende Dominanz in DeFi, NFTs und Stablecoins. Dagegen wirken der Rückgang des TVL, Finalitätssorgen durch den Prysm-Bug, ETF-Abflüsse und ein insgesamt vorsichtiges Makro-Umfeld.
Für die weitere Entwicklung bleiben aus Marktsicht zwei Ebenen entscheidend: Kurzfristig gilt es, zentrale Zonen wie 3.200–3.350 US‑Dollar auf der Oberseite zurückzuerobern und die Unterstützungsbereiche um 3.100 und 2.850 US‑Dollar zu halten. Mittelfristig wird entscheidend sein, ob Fusaka und das wachsende Layer‑2‑Ökosystem wieder zu steigender Nutzung führen und damit das Fundament für einen nachhaltig stärkeren ETH‑Preis legen.
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