Die Übernahme ist durch – und niemand scheint überrascht. Nach monatelangem Ringen hat das letzte Hindernis für den Milliardendeal zwischen Covestro und der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) nachgegeben: Die Bundesregierung hat grünes Licht gegeben. Doch während in Berlin die Unterschriften geleistet werden, herrscht an der Börse bemerkenswerte Gleichgültigkeit. Was bedeutet dieser staatlich abgesegnete Eigentümerwechsel wirklich für den angeschlagenen Chemiekonzern?

Berlin gibt nach: Reiche verteidigt arabischen Investor

Am Mittwochmorgen fiel die letzte Hürde. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche gab ihre Zustimmung zur Übernahme durch den arabischen Staatskonzern bekannt. Ihre Begründung: Arbeitsplatzsicherung und Zukunftsinvestitionen in einem schwierigen Marktumfeld. Eine bemerkenswerte Kehrtwende, nachdem die Politik den Deal monatelang kritisch beäugt hatte.

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Bereits am 14. November hatte die EU-Kommission unter Auflagen zugestimmt. Damit ist der Weg für ADNOC frei, für 62 Euro je Aktie die Kontrolle bei dem Leverkusener Traditionsunternehmen zu übernehmen – ein Gesamtwert von rund 11,7 Milliarden Euro. Die wichtigsten Eckpunkte:

  • Übernahmepreis: 62 Euro je Aktie, Gesamtvolumen 11,7 Milliarden Euro
  • Garantien: Standort- und Beschäftigungssicherung bis Ende 2028
  • Kapitalerhöhung: 10 Prozent nach Abschluss der Transaktion
  • Strategie: ADNOC verpflichtet sich zur Unterstützung der "Sustainable Future"-Agenda

Für Covestro kommt diese Einigung zur rechten Zeit. Das Unternehmen kämpft mit hohen Energiekosten und einer schwachen Weltkonjunktur – die enttäuschenden Q3-Zahlen haben dies zuletzt schmerzhaft offenbart.

Die Börse zuckt mit den Schultern

Die Reaktion am Aktienmarkt? Ein Schulterzucken. Die Covestro-Aktie notierte am Abend auf XETRA nahezu unverändert bei rund 61,70 Euro – ein symbolisches Minus von 0,16 Prozent. Die Erklärung liegt auf der Hand: Die Genehmigung war längst in den Kursen eingepreist.

Was nun folgt, ist reine Formsache – die finalen Unterschriften für den Eigentümerwechsel. CEO Markus Steilemann bleibt an Bord und soll die Integration in die ADNOC-Strukturen steuern. Ein formales Delisting der Aktie dürfte folgen.

ADNOC diversifiziert, Covestro braucht frisches Kapital

Für den arabischen Ölgiganten ist Covestro ein strategischer Coup. Der Konzern erschließt sich damit Know-how in Spezialchemikalien, nachhaltigen Beschichtungen und Kunststoffen für Automobil- und Elektronikindustrie – weit weg vom volatilen Öl- und Gasgeschäft. Eine klassische Diversifizierungsstrategie eines Staatskonzerns mit langem Atem.

Für Covestro bedeutet ADNOC vor allem eines: finanzielle Luft. Die Kapitalerhöhung um 10 Prozent spült frische Milliarden in die Kassen – dringend benötigt für Investitionen in einem Marktumfeld, das der gesamten Chemiebranche zusetzt.

Ob die versprochenen Synergien tatsächlich gehoben werden können, wird sich zeigen. Der nächste Geschäftsbericht am 26. Februar 2026 dürfte erste Hinweise auf die gemeinsame Marschrichtung liefern. Bis dahin gilt: Die Weichen sind gestellt – jetzt muss geliefert werden.

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