Ceconomy Aktie: Übernahme nimmt Fahrt auf
Die Übernahme von Ceconomy durch JD.com geht in eine entscheidende Phase. Während der chinesische E-Commerce-Riese seine Mehrheit bereits gesichert hat, setzt Italien mit strengen Datenschutzauflagen ein klares Signal. Wie sehr prägen diese Bedingungen den weiteren Verlauf des Deals – und was bedeutet das für den fast erreichten Übernahmepreis?
Die Fakten im Überblick
- Italien knüpft die Übernahme an harte Datenschutz-Auflagen („Golden Power“)
- Kundendaten von rund 21,6 Mio. Kunden gelten als sicherheitsrelevant
- JD.com kontrolliert über 85 % des Aktienkapitals von Ceconomy
- Übernahmepreis: 4,60 Euro je Aktie, Bewertung rund 2,23 Mrd. Euro
- Closing im ersten Halbjahr 2026 angepeilt, Delisting in Vorbereitung
- Vorläufiges adjusted EBIT 2024/25 übertrifft die eigene Prognose leicht
- Vollständige Jahreszahlen folgen am 17. Dezember 2025
Die Aktie schloss gestern bei 4,57 Euro und liegt damit exakt auf ihrem 52‑Wochen-Hoch. Der Abstand zum Angebotspreis von 4,60 Euro ist damit minimal, während das Papier seit Jahresbeginn um mehr als 70 % zugelegt hat. Der Markt preist den Erfolg der Transaktion also weitgehend ein.
Italien bremst beim Datenschutz
Italien hat seine „Golden Power“-Regelung aktiviert, um den Einstieg von JD.com eng zu flankieren. Kernpunkt: Die italienischen Ceconomy-Töchter – darunter 144 MediaWorld-Filialen – müssen Kundendaten strikt von JD.com und dessen Konzerngesellschaften trennen.
Die Begründung ist deutlich formuliert. Der Zugang zu der „kritischen Masse an personenbezogenen Daten“, die Ceconomy halte, stelle eine „erhebliche und konkrete Bedrohung für die Sicherheit des Landes und potenziell auch für andere EU-Mitgliedstaaten“ dar. Hintergrund ist der enorme Datenbestand: In Italien verwaltet Ceconomy persönliche Daten von rund 21,62 Millionen Kunden.
JD.com reagiert mit Zugeständnissen. Der Konzern hat zugesagt, personenbezogene Daten italienischer Verbraucher ausschließlich in europäischen Rechenzentren zu speichern und die Vorgaben vollständig umzusetzen. Dass sich laut Regierungsdekret auch Österreich nach den Auswirkungen des Deals erkundigt hat, unterstreicht die europäische Tragweite der Transaktion.
JD.com sichert sich die Mehrheit
Beim öffentlichen Übernahmeangebot hat JD.com nach Ende der verlängerten Annahmefrist am 27. November 2025 insgesamt 59,8 % des Aktienkapitals erworben. Gemeinsam mit dem bereits gehaltenen Anteil des Partners Convergenta, der Holding der Gründerfamilie Kellerhals, kontrolliert JD.com nun 85,2 % von Ceconomy.
Das Angebot von 4,60 Euro je Aktie entspricht einer Prämie von 43 % auf den volumengewichteten Dreimonats-Durchschnittskurs vor Bekanntgabe der Transaktion Ende Juli 2025. Daraus ergibt sich eine Unternehmensbewertung von rund 2,23 Milliarden Euro.
Formell ist die Übernahme allerdings noch nicht abgeschlossen. Es stehen weitere Prüfungen an, darunter ausländische Investitionskontrollen sowie die EU-Prüfung ausländischer Subventionen. JD.com rechnet mit dem Closing im ersten Halbjahr 2026. Anschließend soll die Aktie von der Frankfurter Börse genommen werden – das Delisting wäre damit der Schlusspunkt der Börsennotiz.
Operativ auf Kurs
Parallel zur Übernahme zeigt das operative Geschäft solide Fortschritte. Ende Oktober meldete Ceconomy, dass die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2024/25 leicht übertroffen wird. Das bereinigte operative Ergebnis (adjusted EBIT) lag vorläufig bei rund 380 Mio. Euro und damit über der eigenen Guidance von etwa 375 Mio. Euro sowie über den Erwartungen der Analysten.
Im vierten Quartal (Juli bis September 2025) stieg der Umsatz um 7 % auf 5,38 Mrd. Euro. CEO Dr. Kai-Ulrich Deissner, der seit Mai 2025 auch als Interims-CEO agiert, sieht das Unternehmen damit „auf dem richtigen Weg“ bei der Wachstumsstrategie.
Die detaillierten Zahlen zum vierten Quartal und zum Gesamtjahr 2024/25 werden am 17. Dezember 2025 um 7:00 Uhr MEZ veröffentlicht, gefolgt von einer Pressekonferenz um 10:00 Uhr. Für das Geschäftsjahr 2025/26 liegen Analystenerwartungen bei rund 23,5 Mrd. Euro Umsatz und einem Gewinn je Aktie von etwa 0,55 Euro.
Strategie unter JD.com: Kontinuität mit Tech-Schub
JD.com stellt Kontinuität in Aussicht. Ceconomy soll als eigenständiges europäisches Unternehmen mit eigener, unabhängiger Technologie-Infrastruktur fortgeführt werden. Änderungen bei Belegschaft, Arbeitsverträgen oder Standorten sind nicht geplant. Die Marken MediaMarkt, MediaWorld und Saturn sollen mindestens fünf Jahre nach Vollzug der Übernahme bestehen bleiben.
Gleichzeitig will JD.com seine technologische Stärke einbringen. Geplant ist der Einsatz von:
- fortschrittlicher E‑Commerce- und Omnichannel-Technologie
- Logistik- und Lagerexpertise
- integrierten Lösungen zur Beschleunigung der Plattform-Transformation
Ziel ist es, Ceconomy schneller zu einer führenden europäischen Omnichannel-Plattform für Unterhaltungselektronik zu entwickeln.
Fazit: Kurs nahe Ziel, nächste Wegmarke am 17. Dezember
Die Ceconomy-Aktie handelt derzeit praktisch auf Übernahme-Niveau: Bei einem Schlusskurs von 4,57 Euro und einem Angebot von 4,60 Euro ist der verbleibende Spielraum klein, während der Abstand zum 200‑Tage-Durchschnitt von knapp 18 % die starke Rally seit Jahresbeginn widerspiegelt.
Kurzfristig rücken zwei Punkte in den Vordergrund: Zum einen die Veröffentlichung der vollständigen Zahlen am 17. Dezember, die die operative Basis der Transaktion untermauern sollen. Zum anderen die noch ausstehenden regulatorischen Entscheidungen, die über das angepeilte Closing im ersten Halbjahr 2026 und damit über den endgültigen Abschied der Ceconomy-Aktie von der Frankfurter Börse entscheiden werden.
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