Ceconomy Aktie: Deal dominiert

Operativ liefert Ceconomy so starke Zahlen wie seit Jahren nicht mehr – doch an der Börse spielt vor allem ein anderer Faktor die Musik: das Übernahmeangebot von JD.com. Für freie Aktionäre stellt sich damit vor allem eine Frage: Wie viel Spielraum bleibt der Aktie noch, solange das chinesische Angebot den Kurs deckelt?

Operativ zurück in der Spur

Die nun bestätigten Zahlen für das Geschäftsjahr 2024/25 zeigen einen klaren Turnaround im Kerngeschäft.

• Konzernumsatz 2024/25: +5,7 % auf 23,1 Mrd. Euro
• Online-Umsatz: +13,3 % auf rund 5,7 Mrd. Euro (26 % vom Gesamtumsatz)
• Bereinigtes EBIT: +24 % auf 378 Mio. Euro (Vorjahr: 305 Mio. Euro)
• EBIT Q4: 119 Mio. Euro, +15,5 % gegenüber dem Vorjahr

Das Wachstum ist breit abgestützt und kein reiner Sondereffekt. Besonders stark: der E-Commerce. Mit einem Plus von 13,3 Prozent baut Ceconomy das Online-Geschäft deutlich aus und steigert den Anteil des digitalen Kanals auf gut ein Viertel des Gesamtumsatzes.

Gleichzeitig zieht die Profitabilität an. Das bereinigte EBIT legte im Gesamtjahr um rund ein Viertel zu, im wichtigen vierten Quartal erzielte der Konzern ein klares Plus gegenüber dem Vorjahr. Ceconomy hat damit operativ „die Kurve bekommen“.

JD.com setzt die Obergrenze

Trotz dieser Entwicklung empfehlen die Analysten von mwb research die Aktie mit „VERKAUFEN“. Der Grund liegt nicht im Tagesgeschäft, sondern in der Eigentümerstruktur.

JD.com hat sich – inklusive der Convergenta-Anteile – mittlerweile rund 85 Prozent des Kapitals gesichert. Das Übernahmeangebot liegt bei 4,60 Euro je Aktie. Marktbeobachter sehen deshalb:

• Nach oben begrenztes Kurspotenzial durch das fixe Angebot
• Möglichkeit eines Squeeze-out oder Delistings
• Geringe zusätzliche Hebel für freie Aktionäre trotz guter Fundamentaldaten

Die starken Zahlen unterstreichen zwar den strategischen Wert von Ceconomy für JD.com, schaffen für außenstehende Investoren aber kaum noch Fantasie über das Angebot hinaus.

Charttechnisch spiegelt sich das in einer engen Handelsspanne unterhalb der Offerte wider. Am Freitag schloss die Aktie bei 4,45 Euro und damit knapp 3 Prozent unter dem 52‑Wochen-Hoch von 4,58 Euro. Der Kurs liegt nahezu auf dem 50‑Tage-Durchschnitt (4,43 Euro), der RSI von 52,2 signalisiert ein neutrales Momentum.

Omnichannel als Pluspunkt im Sektor

Im Branchenvergleich wirkt Ceconomy robust. Während viele Händler unter verhaltener Konsumnachfrage leiden, profitiert der Konzern von seiner Omnichannel-Strategie: Online-Plattform und Filialnetz greifen ineinander, die Läden dienen unter anderem als Logistikdrehscheiben für das Online-Geschäft.

Der Net Promoter Score von 61 Punkten markiert ein Rekordhoch und deutet auf eine verbesserte Kundenbindung hin. Im Umfeld, in dem reine Online-Anbieter oft mit hohen Akquisekosten kämpfen, ist die Kombination aus stationärer Präsenz und E-Commerce ein klarer Wettbewerbsvorteil. Genau dieses Setup gilt als ein wesentlicher Grund für das Engagement von JD.com, das damit den Zugang zum europäischen Markt ausbaut.

Ausblick: Fokus auf das Closing

Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 rückt weniger die operative Entwicklung als vielmehr der Vollzug der Übernahme in den Vordergrund. Das Closing wird in der ersten Jahreshälfte 2026 erwartet.

Aus Marktsicht ist die Aktie damit im Wesentlichen zu einer Arbitrage-Position geworden:
Der Schlusskurs von 4,45 Euro signalisiert eine überschaubare Prämie für das verbleibende Transaktionsrisiko bis zum Abschluss des JD.com-Deals. Operativ ist Ceconomy deutlich erstarkt, doch die Bewertung wird faktisch durch das chinesische Angebot definiert – für neue Investoren bleibt der Spielraum über die 4,60 Euro hinaus damit sehr begrenzt.