Die jüngste Euphorie rund um mögliche US-Regeländerungen für Cannabis ist bei Canopy Growth rasch verflogen. Nach dem starken Kurssprung Mitte Dezember dominiert nun Gewinnmitnahme, der Titel hat einen spürbaren Teil seiner jüngsten Gewinne wieder abgegeben. Anleger rücken dabei weniger die Schlagzeilen, sondern die praktische Umsetzung der Regulierung und die Fundamentaldaten in den Vordergrund.

Korrektur nach Kurssprung

Die Gegenbewegung nach der Rally zeigt, wie anfällig der Sektor für spekulative Impulse bleibt. Auf erste Berichte über eine mögliche Herabstufung von Cannabis in den USA am 11. Dezember war die Aktie zeitweise um rund 54 % gestiegen. Seitdem läuft eine deutliche Korrektur.

Ein wichtiger Wendepunkt war die Unterzeichnung des „Increasing Medical Marijuana and Cannabidiol Research“-Dekrets durch Präsident Trump am 18. Dezember. Die Anordnung weist den Justizminister an, den Prozess zur Einstufung von Cannabis von Schedule I auf Schedule III zu beschleunigen. An der Börse markierte dies jedoch nur einen kurzfristigen Hochpunkt, die Folgetage waren von anhaltenden Verkäufen geprägt.

Die Aktie notiert inzwischen wieder auf Niveaus, auf denen ein erheblicher Teil der Mitte-Dezember-Prämie verschwunden ist. Das Handelsvolumen bleibt erhöht, was auf aktive Gewinnmitnahmen insbesondere bei kurzfristig orientierten Marktteilnehmern hindeutet.

Gründe für den Rücksetzer

Mehrere Faktoren belasten derzeit die Stimmung:

  • Langer regulatorischer Zeitplan: Das formale DEA-Verfahren zur endgültigen Einstufung in Schedule III dürfte sich noch über mehrere Monate hinziehen.
  • Steuervorteile kommen später: Entlastungen bei der US-Steuerregel Section 280E greifen nicht sofort.
  • Weiter rote Zahlen: Trotz Kostensenkungen arbeitet das Unternehmen operativ noch im Minus.
  • Bundesrecht bleibt unverändert: Cannabis ist auf US-Bundesebene weiterhin illegal, der zwischenstaatliche Handel bleibt untersagt.

Kurzfristige Kursfantasie trifft damit auf eine Realität, in der die finanziellen Effekte der Regulierung erst zeitversetzt sichtbar werden.

Fundamentale Lage: Fortschritte, aber Verluste

Trotz Rückenwind von der Regulatorik bleibt die operative Basis eine Herausforderung. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026 meldete Canopy Growth einen bereinigten EBITDA-Verlust von 3 Mio. US-Dollar, nach 6 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg auf 51 Mio. US-Dollar, ein Plus von 12 % im Jahresvergleich.

Besonders der kanadische Freizeitmarkt zeigte Dynamik: Die Umsätze legten dort um 30 % zu, getragen von Claybourne-Pre-Rolls mit Infusion und neuen Tweed All-In-One Vapes. Im medizinischen Segment stiegen die Erlöse um 17 %, unterstützt von einem Zuwachs versicherter Patienten um 20 % gegenüber dem Vorjahr.

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MTL-Übernahme: Fokus auf Kanada

Etwas abseits der Regulierungsdebatte hat Canopy Growth am 15. Dezember eine endgültige Vereinbarung zur Übernahme von MTL Cannabis veröffentlicht. Der Kaufpreis liegt bei rund 125 Mio. CAD, die Transaktion bewertet MTL auf Enterprise-Value-Basis mit etwa 179 Mio. US-Dollar.

Das Management sieht darin mehrere strategische Vorteile:

  • Synergien: Innerhalb von 18 Monaten sollen laufende Synergien von rund 10 Mio. US-Dollar erreicht werden.
  • Marktposition: Durch die Kombination entsteht der führende Anbieter im kanadischen Medizinalcannabis.
  • Anbau-Know-how: Das MTL-Team bringt ausgewiesene Erfahrung in der Produktion von hochwertigem Blütenmaterial ein.
  • Québec-Präsenz: Die Position in Québec wird gestärkt, mit Potenzial für landesweite Distribution.

Der Abschluss wird bis Ende Februar 2026 erwartet, vorbehaltlich der Zustimmung von Behörden und Aktionären.

Bilanz und Liquidität

Die Bilanz verschafft dem Unternehmen zumindest zeitlichen Spielraum. Zum Ende des zweiten Quartals verfügte Canopy Growth über rund 298 Mio. US-Dollar an liquiden Mitteln, die den Finanzverbindlichkeiten um 70 Mio. US-Dollar überstiegen. Größere Tilgungen stehen erst im September 2027 an.

Zudem wurde ein vorrangiges besichertes Term-Darlehen um 50 Mio. US-Dollar vorzeitig zurückgeführt, was die jährlichen Zinsaufwendungen um 6,5 Mio. US-Dollar reduziert. Der freie Cash-Abfluss verringerte sich in den letzten zwölf Monaten von 56 Mio. auf 19 Mio. US-Dollar. Jährlich hochgerechnete Betriebskostenkürzungen summierten sich auf mehr als 21 Mio. US-Dollar.

Chartbild unter Druck

Charttechnisch steht die Aktie vor wichtigen Marken. Ein Tagesschlusskurs unter 1,15 US-Dollar könnte den Weg für einen erneuten Test der psychologisch wichtigen 1,00-US-Dollar-Schwelle ebnen. Gelingt dagegen die Rückeroberung von 1,30 US-Dollar, wäre dies ein erstes Stabilisierungssignal.

Trotz der jüngsten Kurssprünge notiert der Titel auf Jahressicht weiterhin mehr als 50 % im Minus und rund 99 % unter seinem Allzeithoch. Diese Entwicklung spiegelt jahrelange Branchenthemen wider: Überkapazitäten, Preisdruck und andauernde regulatorische Unsicherheit.

Nächste Termine im Blick

In den kommenden Wochen rücken zwei Punkte in den Vordergrund:

  • Abschluss der MTL-Übernahme: Erwartet bis Ende Februar 2026
  • Q3-Zahlen Geschäftsjahr 2026: Angekündigt für etwa den 6. Februar 2026

Zusätzliche Aussagen der DEA zum Zeitplan des Einstufungsverfahrens könnten ebenfalls Einfluss auf die Stimmung haben. Angesichts der hohen Sensibilität des Sektors für regulatorische Signale dürfte Canopy Growth in diesem Umfeld ein besonders volatiler Indikator für die Erwartungshaltung im Cannabisbereich bleiben.

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