Broadcom Aktie: AI drückt Marge
Broadcom profitiert so stark vom KI-Boom wie kaum ein anderer Chipkonzern – und trotzdem rutschte die Aktie zuletzt deutlich ab. Auslöser ist nicht eine schwache Nachfrage, sondern eine Warnung zur künftigen Profitabilität. Im Kern geht es um die Frage, wie viel Marge der rasante KI-Umsatz kosten darf, bevor Investoren nervös werden.
Warum die Marge plötzlich im Fokus steht
Der zentrale Trigger für die Kurskorrektur ist ein klarer Hinweis des Managements: Broadcom rechnet im kommenden Quartal mit einem Rückgang der Bruttomarge um rund 100 Basispunkte, also etwa einen Prozentpunkt.
Der Grund dafür ist aus Sicht des Geschäfts fast ein Luxusproblem. Der Umsatzmix verschiebt sich stark in Richtung maßgeschneiderter KI-Prozessoren (ASICs) für große Tech-Konzerne. Diese hochspezialisierten Chips haben geringere Margen als die klassischen Software- oder Netzwerkprodukte des Konzerns.
Je stärker das KI-Geschäft wächst und je größer sein Anteil am Gesamtumsatz wird, desto mehr drückt es rein rechnerisch auf die prozentuale Profitabilität – obwohl die absoluten Gewinne steigen können. Genau dieses Spannungsfeld zwischen Wachstumsdynamik und Margenquote sorgt nun für Verunsicherung.
Am Markt kam es am Freitag zu einer heftigen Reaktion: Die Aktie verlor rund 11 % auf 306,70 Euro. Nach einem Plus von gut 35 % seit Jahresanfang und mehr als 77 % auf Sicht von zwölf Monaten waren Gewinnmitnahmen bei der ersten sichtbaren „Delle“ in den Margenerwartungen nicht überraschend.
Rekordzahlen – aber von Margensorgen überlagert
Das Besondere an der aktuellen Korrektur: Sie erfolgt trotz sehr starker Zahlen. Broadcom legte ein viertes Quartal vor, das die Schätzungen der Analysten auf breiter Front übertroffen hat und das operative Wachstum untermauert.
Wesentliche Eckpunkte des Q4-Berichts:
- Umsatz: +28 % im Jahresvergleich auf 18,02 Mrd. US‑Dollar (über den Erwartungen von 17,49 Mrd. US‑Dollar).
- Bereinigter Gewinn je Aktie (EPS): 1,95 US‑Dollar nach 1,86 US‑Dollar Konsensschätzung.
- KI-Umsatz: +74 % im Jahresvergleich auf rund 6,5 Mrd. US‑Dollar.
- Ausblick Q1: Umsatzprognose von 19,1 Mrd. US‑Dollar, ebenfalls über den Markterwartungen.
- Dividende: Anhebung um 10 % auf 0,65 US‑Dollar je Quartal (2,60 US‑Dollar p.a.).
Operativ sendet Broadcom damit ein klares Signal: Wachstum und Nachfrage stimmen, insbesondere im KI-Segment. Dennoch dominieren an der Börse derzeit die Bedenken, dass die künftigen Margen weniger glänzend ausfallen könnten als bisher erhofft.
KI-Auftragsbuch spricht eine deutliche Sprache
Unter der Oberfläche der Margendiskussion zeigt sich die strukturelle Nachfrage so robust wie selten. CEO Hock Tan bezifferte den Auftragsbestand auf beeindruckende 73 Mrd. US‑Dollar – genug, um die Umsätze für die nächsten etwa 18 Monate mit hoher Visibilität zu unterlegen.
Hinzu kommt ein neuer, gewichtiger Deal: Broadcom hat sich von dem KI-Start-up Anthropic eine mehrjährige Zusage über Chip-Bestellungen in Milliardenhöhe gesichert. Das Management erwartet, dass der KI-Umsatz im laufenden ersten Quartal im Jahresvergleich noch einmal deutlich zulegt und auf 8,2 Mrd. US‑Dollar steigt – eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahreswert.
Damit wird klar: Der globale Aufbau der KI-Infrastruktur gewinnt weiter an Tempo. Für Broadcom bedeutet das eine immer stärkere Ausrichtung auf dieses Geschäftsfeld – mit dem beschriebenen Effekt, dass hohe Volumina auf etwas niedrigere Margen treffen.
Analysten sehen Überreaktion
Spannend ist der Kontrast zwischen der kurzfristigen Marktreaktion und den Einschätzungen der Analysten. Während der Kurs am Berichtstag kräftig einbrach, nutzten mehrere große Häuser die Gelegenheit, ihre Kursziele anzuheben.
Konkret:
- Mizuho: Kursziel von 435 auf 450 US‑Dollar erhöht.
- Bernstein: Kursziel kräftig von 400 auf 475 US‑Dollar angehoben.
- Truist: Kursziel auf 500 US‑Dollar gesetzt.
Die Argumentation: Die Bruttomarge gibt zwar etwas nach, doch das zusätzliche operative Ergebnis aus dem boomenden KI-Geschäft wiegt diesen prozentualen Rückgang mehr als auf. Hinzu kommt, dass der Kurs vor den Zahlen bereits rund 75 % im laufenden Jahr gestiegen war und damit anfällig für Rückschläge bei der kleinsten Enttäuschung wurde.
Aus Analystensicht handelt es sich daher eher um eine Bewertungsjustierung nach einer starken Rally denn um ein strukturelles Problem im Geschäftsmodell.
Fazit: Wachstum bleibt, Bewertung sortiert sich neu
Broadcom befindet sich aktuell in einer Korrekturphase, die vor allem durch die hohe Bewertung und die Sensibilität für Margenkennzahlen ausgelöst wurde. Der Markt preist nun ein Szenario ein, in dem das Wachstum außergewöhnlich stark bleibt, aber pro Einheit etwas weniger profitabel ist als bisher angenommen.
Operativ bleibt die Story jedoch intakt: Ein Auftragsbuch von 73 Mrd. US‑Dollar, stark steigende KI-Umsätze und ein über den Erwartungen liegender Ausblick sprechen für anhaltend hohe Dynamik. Die Aktie sucht nach dem Rückschlag nun ein neues Bewertungsniveau, das der Mischung aus hohem Wachstum und leicht gedrückter Marge besser entspricht.
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