Broadcom Aktie: AI bremst Marge
Broadcom liefert Rekordzahlen, doch die Euphorie über das boomende KI-Geschäft trifft auf eine unangenehme Nebenwirkung: sinkende Margen. Trotz starkem Wachstum und optimistischem Ausblick reagierten Anleger mit deutlichen Gewinnmitnahmen. Im Kern steht die Frage, wie viel Profitabilität Broadcom für den KI-Turbo opfern muss.
Rekordquartal übertrifft Erwartungen
Im am 11. Dezember nach Börsenschluss vorgelegten vierten Quartal des Fiskaljahres 2025 hat Broadcom die Schätzungen der Wall Street klar übertroffen. Umsatz und Ergebnis legten deutlich zu, angetrieben vor allem durch das KI-Geschäft.
Wichtige Kennzahlen für Q4:
- Umsatz: 18,02 Mrd. US‑Dollar (Erwartung: 17,49 Mrd., +28 % zum Vorjahr)
- Bereinigter Gewinn je Aktie: 1,95 US‑Dollar (Erwartung: 1,86 US‑Dollar, +37 % zum Vorjahr)
- Nettoergebnis: 8,51 Mrd. US‑Dollar, fast eine Verdopplung gegenüber 4,32 Mrd. im Vorjahr
- Bereinigtes EBITDA: 12,2 Mrd. US‑Dollar, rund 68 % der Erlöse
CEO Hock Tan betonte den KI-Schub: Der Rekordumsatz sei „primär durch einen Anstieg der KI-Halbleiterumsätze um 74 % gegenüber dem Vorjahr“ getrieben worden.
Auch im Gesamtjahr 2025 zeigt sich die Dynamik:
- Jahresumsatz: 63,9 Mrd. US‑Dollar
- Bereinigtes EBITDA: 43,0 Mrd. US‑Dollar (+35 % zum Vorjahr)
- Free Cashflow: 26,9 Mrd. US‑Dollar
Damit untermauert Broadcom seine Rolle als einer der großen Profiteure des KI-Booms – zumindest auf der Umsatzseite.
Starke Prognose, aber Druck auf die Bruttomarge
Für das erste Quartal des Fiskaljahres 2026 gibt sich das Management ausgesprochen zuversichtlich. Broadcom stellt in Aussicht:
- Umsatz von rund 19,1 Mrd. US‑Dollar (deutlich über der Analystenerwartung von 18,31 Mrd. US‑Dollar)
- KI-Halbleiterumsatz von 8,2 Mrd. US‑Dollar, was einer Verdopplung binnen Jahresfrist entspricht
- Eine bereinigte EBITDA-Marge von 67 % des prognostizierten Umsatzes
Trotz dieser starken Vorgaben richtete sich der Fokus der Investoren auf eine Schwachstelle: die Bruttomarge. Finanzchefin Kirsten Spears kündigte im Call an, dass die Bruttomarge im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um rund 100 Basispunkte fallen werde. Grund sei ein höherer Anteil von KI-Umsätzen im Produktmix.
Der Grundmechanismus ist klar: Das KI-Geschäft ist wachstumsstark, aber weniger margenstark als die etablierten Halbleiter- und Softwarebereiche. Spears formulierte es so: Wenn Broadcom mehr komplette Systeme ausliefert, „geben wir mehr Kosten im Rack weiter, sodass diese Bruttomargen niedriger sein werden“.
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Zusätzlich bremste CEO Tan überzogene Erwartungen an die Kooperation mit OpenAI, die im Oktober 2025 angekündigt worden war. Für 2026 erwartet Broadcom aus dieser Partnerschaft „nicht viel“; der Großteil der Umsätze soll erst 2027, 2028 und 2029 zum Tragen kommen. Kurzfristige Fantasie wird damit bewusst gedämpft.
KI-Kundenbasis wächst deutlich
Auf der Nachfrageseite präsentierte Broadcom weitere wichtige Details, die die Bedeutung des KI-Geschäfts unterstreichen. So wurde offengelegt, dass die zuvor nur als „großer KI-Kunde“ bezeichnete Partei Anthropic ist. Das KI-Unternehmen platzierte im Quartal eine Bestellung über 10 Mrd. US‑Dollar.
In Summe hat Broadcom inzwischen Aufträge im Volumen von 21 Mrd. US‑Dollar von Anthropic verbucht, mit geplanter Auslieferung in der zweiten Hälfte 2026. Darüber hinaus wurde die Zahl der KI-Großkunden für kundenspezifische Chips von drei auf fünf erhöht.
Insgesamt verfügt Broadcom nach eigenen Angaben über einen KI-bezogenen Auftragsbestand von 73 Mrd. US‑Dollar für die kommenden 18 Monate. Das sichert hohe Auslastung und weiteres Umsatzwachstum – verstärkt aber zugleich den beschriebenen Margendruck.
Kursreaktion: Gewinnmitnahmen nach Rally
Trotz der Rekordzahlen und des vollen Auftragsbuchs kam es nach der Veröffentlichung zu einem deutlichen Rückschlag der Aktie. Ausgehend von einem starken Lauf seit Jahresbeginn hat der Markt die Hinweise auf sinkende Bruttomargen und den verschobenen Ertrag aus der OpenAI-Partnerschaft zum Anlass genommen, Gewinne mitzunehmen.
Gestern schloss die Broadcom-Aktie bei 290,60 Euro und liegt damit rund 18 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch vom 10. Dezember, bleibt aber im Zwölfmonatsvergleich klar im Plus. Nach der vorangegangenen Rally wirkt die aktuelle Korrektur wie eine Neubewertung des Verhältnisses von Wachstum und Profitabilität.
Ausblick: Wachstum mit Tauschgeschäft
Operativ ist die Ausgangslage klar umrissen: Broadcom steht vor einem kräftigen Umsatzschub im KI-Bereich, muss dafür aber geringere Bruttomargen in Kauf nehmen. Kurzfristig reagiert der Markt empfindlich auf diese Verschiebung im Geschäftsprofil. Mittel- bis langfristig hängt viel davon ab, ob das Unternehmen die Profitabilität des KI-Geschäfts schrittweise verbessern und den hohen Auftragsbestand in nachhaltig hohe Cashflows übersetzen kann.
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