BMW stellt seine Kapitalstruktur neu auf und trifft gleichzeitig zentrale Weichen für Strategie und Führung. Die geplante Umwandlung der Vorzugsaktien, ein anstehender CEO-Wechsel und Rückenwind aus Brüssel beim Thema Verbrenner-Technologie greifen ineinander. Wie stark prägen diese Entscheidungen die Perspektive des Autobauers?

Kapitalstruktur vor Neustart

Kernpunkt der aktuellen Maßnahmen ist der Vorschlag, alle Vorzugsaktien im Verhältnis 1:1 in Stammaktien umzuwandeln. Damit soll die bisher zweigleisige Aktienstruktur beendet und die Corporate Governance gestrafft werden.

Heute sind rund 54,7 Millionen Vorzugsaktien neben etwa 561 Millionen Stammaktien im Umlauf. Vorzugsaktien haben bislang kein Stimmrecht, dafür eine leicht höhere Dividende von 2 Cent je Aktie. Diese Konstruktion stammt aus einer Zeit, in der Unternehmen frisches Kapital aufnehmen wollten, ohne Stimmrechte zu verwässern.

Die Abstimmung über die Umwandlung ist für den 13. Mai 2026 geplant – sowohl auf der Hauptversammlung als auch in einer eigenen Versammlung der Vorzugsaktionäre. BMW will vor diesen Terminen weitere Details veröffentlichen.

Wesentliche Eckpunkte der geplanten Maßnahme:

  • Umtauschverhältnis: 1:1 – eine Vorzugsaktie wird zu einer Stammaktie
  • Geltungsbereich: Alle ausstehenden Vorzugsaktien
  • Entscheidungstermin: 13. Mai 2026
  • Zielsetzung: Vereinfachung der Aktienstruktur und Stärkung der Transparenz in der Unternehmensführung

Für den Kapitalmarkt bedeutet das perspektivisch nur noch eine, dafür größere und liquidere Aktiengattung. Die Marktkapitalisierung des Konzerns liegt aktuell bei rund 56,5 Milliarden Euro; für das Geschäftsjahr 2024 wurden 4,30 Euro je Stammaktie ausgeschüttet.

Charttechnisch notiert die Aktie mit 93,98 Euro leicht unter dem Vortag und knapp 3 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 97,12 Euro. Auf Jahressicht liegt der Titel jedoch mit gut 20 % im Plus und komfortabel über dem 200‑Tage-Durchschnitt von 82,19 Euro.

EU-Kurs beim Verbrenner lockert sich

Parallel zur Kapitalmaßnahme kommt Bewegung in die europäische Regulierung. Die EU-Kommission arbeitet an Anpassungen des ursprünglich strikten Verbrenner-Verbots ab 2035. Nach massivem Druck aus der Autoindustrie deutet sich eine flexiblere Linie an.

Diskutiert werden insbesondere:

  • eine mögliche Verlängerung der Zulassung von Plug-in-Hybriden über 2035 hinaus
  • eine klare Öffnung für CO2-neutrale Kraftstoffe wie E-Fuels und Biokraftstoffe
  • eine Verschiebung eines vollständigen Verbrennerverbots auf 2040

Für Hersteller wie BMW ist das mehr als nur Regulierungstechnik. CEO Oliver Zipse hatte die bisherigen Pläne wiederholt kritisiert und vor Jobverlusten gewarnt. Er argumentierte, dass europäische Kunden bis 2035 nicht vollständig auf reine Elektrofahrzeuge umsteigen werden.

Anzeige

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei BMW?

Eine Aufweichung der Verbrenner-Politik würde der bestehenden Antriebsvielfalt mehr Zeit geben. Für BMW könnte das die Übergangsphase zur Elektromobilität planbarer machen und Investitionsspitzen etwas abfedern – insbesondere im Hinblick auf Werke und Lieferketten, die noch stark auf Verbrennungstechnologie ausgerichtet sind.

Führungswechsel und Strategie

Mitten in dieser Transformationsphase ordnet BMW die Führungsspitze neu. Am 9. Dezember 2025 wurde bekannt gegeben, dass Produktionsvorstand Milan Nedeljković im Mai 2026 den Vorstandsvorsitz von Oliver Zipse übernehmen soll.

Nedeljković spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau der Elektro-Plattform „Neue Klasse“. Die Entscheidung für einen Produktionsexperten an der Spitze ist ein klares Signal: Effizienz in der Fertigung und die industrielle Umsetzung der Elektromobilitätsstrategie stehen im Vordergrund. Das ist besonders relevant im Wettbewerb mit chinesischen Herstellern, die aggressive Preise und hohe Fertigungsgeschwindigkeit vorgeben.

Der Führungswechsel fällt damit zeitlich zusammen mit der geplanten Abstimmung über die Aktienumwandlung. Strategische Ausrichtung, Governance-Struktur und Management-Verantwortung werden so in einem engen Zeitfenster neu justiert.

Aktienrückkauf stützt Kapitalpolitik

Flankiert werden die strukturellen Maßnahmen von einem laufenden Aktienrückkaufprogramm. Seit Mai 2025 kauft BMW eigene Papiere im Volumen von bis zu 2 Milliarden Euro zurück. Das Programm läuft noch bis April 2027.

Bisher wurden Stamm- und Vorzugsaktien im Wert von rund 750 Millionen Euro erworben. In Kombination mit der anstehenden Vereinheitlichung der Aktiengattungen verfolgt der Konzern damit eine konsequente Linie: Die Kapitalstruktur soll einfacher, fokussierter und für Investoren leichter nachvollziehbar werden.

Fazit: Mehr Klarheit, sensible Übergangsphase

Unterm Strich bündelt BMW mehrere Weichenstellungen in den kommenden anderthalb Jahren: die vollständige Umwandlung der Vorzugsaktien, eine möglicherweise weniger strenge EU-Politik beim Verbrenner und den Wechsel an der Konzernspitze zu einem Produktionsexperten. Gelingt es, die vereinfachte Aktienstruktur, die neue Führungsorganisation und die technologische Transformation zur „Neuen Klasse“ konsequent zu verzahnen, könnte der Konzern aus dieser Übergangsphase mit einer klareren Positionierung und stabilerer Kapitalbasis hervorgehen.

BMW-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue BMW-Analyse vom 16. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten BMW-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für BMW-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 16. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

BMW: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...