ASML steht im Zentrum des globalen KI-Booms – und zugleich unter geopolitischer Beobachtung. In einem ausführlichen Bloomberg-Interview hat CEO Christophe Fouquet die Rolle des Konzerns im Halbleitersystem betont, aber auch ein ernüchterndes Bild der europäischen KI-Landschaft gezeichnet. Während die Nachfrage nach Hochleistungschips steigt, muss das Unternehmen vor allem mit Blick auf China einen schwierigen Spagat zwischen Wachstum und Exportauflagen meistern.

KI-Boom, Europa-Schwäche

Fouquet stellte klar: Ohne ASMLs Lithografiesysteme läuft in der modernen Chipfertigung praktisch nichts – von Rechenzentren bis zu Anwendungen wie ChatGPT. Die Anlagen des Konzerns sind zentral, um die Hochleistungschips zu produzieren, die KI-Anwendungen antreiben.

Gleichzeitig zeichnete der CEO ein kritisches Bild Europas im globalen KI-Rennen. Aus seiner Sicht ist das KI-Ökosystem auf dem Kontinent deutlich schwächer aufgestellt als in den USA oder China. Europa sei klar im Hintertreffen – eine deutliche Ansage, die die strategische Verwundbarkeit der Region unterstreicht.

Umso wichtiger ist für ASML die eigene Innovationskraft. Das Unternehmen investiert rund 4,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr in Forschung und Entwicklung und versucht, sein KI-Know-how gezielt auszubauen. Ein Baustein ist die Beteiligung von rund 10 % am französischen KI-Startup Mistral AI. Fouquet sieht in KI eine „riesige Chance“ – sowohl zur Optimierung interner Abläufe als auch zur Verbesserung der eigenen Produkte.

China im Fokus der Politik

Das Interview fällt in eine Phase, in der die China-Exponierung von ASML besonders kritisch beäugt wird. Ein Bericht der niederländischen TV-Sendung „Nieuwsuur“ hatte diese Woche gemeldet, dass unter den Kunden mindestens ein Unternehmen mit Verbindungen zum chinesischen Militär sein soll.

ASML verweist darauf, sämtliche Exportgesetze einzuhalten. Jede ausgelieferte Anlage sei entweder mit gültiger Exportlizenz versehen oder falle nicht unter die entsprechenden Beschränkungen. Politisch bleibt das Thema dennoch heikel, zumal die Niederlande und die USA die Regeln für den Export hochmoderner Chipfertigungsanlagen zuletzt deutlich verschärft haben.

China war im dritten Quartal 2025 ASMLs größter Einzelmarkt und steuerte 42 % der Netto-Systemumsätze bei. Das Unternehmen stellt sich allerdings darauf ein, dass die Verkäufe in die Volksrepublik 2026 im Vergleich zu den sehr starken Jahren 2024/2025 „deutlich“ zurückgehen werden – vor allem, weil Beschränkungen den Zugang zu den modernsten EUV-Systemen begrenzen.

Zahlen, Bewertung, Marktstellung

Operativ läuft es bislang jedoch nach Plan. Im dritten Quartal 2025 erzielte ASML:

  • Netto-Umsatz: 7,5 Mrd. Euro (im Rahmen der Prognose)
  • Bruttomarge: 51,6 %
  • Nettogewinn: 2,1 Mrd. Euro
  • Ergebnis je Aktie (EPS): 5,49 Euro (über Markterwartung)
  • Netto-Bestellungen: 5,4 Mrd. Euro, davon 3,6 Mrd. Euro EUV-Aufträge

Für das Gesamtjahr 2025 peilt der Konzern rund 15 % Umsatzwachstum und eine Bruttomarge von etwa 52 % an. Für das vierte Quartal 2025 stellt das Management einen Umsatzkorridor von 9,2 bis 9,8 Mrd. Euro in Aussicht – ein sehr starkes Jahresfinale.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Asml?

An der Börse spiegelt sich die Sondersituation deutlich wider. Die Aktie liegt mit einem Zuwachs von gut 38 % seit Jahresbeginn klar im Plus und nur wenige Prozent unter dem jüngsten 52‑Wochen-Hoch. Damit ist sie weiterhin deutlich über dem 200‑Tage-Durchschnitt notiert, was die starke Kursphase der vergangenen Monate unterstreicht.

Analysten honorieren die dominante Marktstellung: Laut Marktdaten liegt ein Konsensrating „Moderate Buy“ vor, basierend auf 27 Experten. Das durchschnittliche Kursziel bewegt sich leicht über dem aktuellen Niveau. Einzelhäuser wie Goldman Sachs und Berenberg bleiben bei „Buy“, Sanford C. Bernstein bestätigt eine neutrale Einstufung. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 45 auf Basis der vergangenen Gewinne zahlt der Markt klar eine Prämie für ASMLs technologische Monopolstellung.

Technologieführerschaft und neue Konkurrenzansätze

Herzstück des Burggrabens bleibt die fast alleinige Kontrolle über die EUV-Lithografie. Diese Technologie ist entscheidend für die Fertigung von Chips unterhalb von 7 Nanometern – also genau jener High-End-Prozessoren, die etwa Nvidia und Apple für KI-Anwendungen benötigen.

Ein zentraler Wachstumstreiber der nächsten Jahre sind die High-NA-EUV-Systeme. Sie sollen Fertigungsstrukturen unterhalb von 2 Nanometern ermöglichen und damit die nächste Generation von Hochleistungschips ermöglichen. Die Anlagen kosten mehr als 350 Mio. US-Dollar pro Stück, stehen also für enorme Einzelinvestitionen der Kunden – und für erhebliche zusätzliche Erlöspotenziale bei ASML.

Fouquet betonte in diesem Zusammenhang die Unverzichtbarkeit der Lithografie: Ohne sie gehe in der Chipproduktion nichts, und der Wunsch nach „besserer“ Lithografie – also höherer Auflösung, Genauigkeit und Produktivität – werde bleiben. Steigende KI-Lasten in Rechenzentren stützen diese Perspektive.

Ganz ohne Wettbewerb ist ASML allerdings nicht. Canon arbeitet mit Nanoimprint-Lithografie an kostengünstigeren Alternativen für bestimmte Anwendungen. Das Okinawa Institute of Science and Technology entwickelt ein potenziell energieeffizienteres EUV-Design. Und das Startup xLight, unterstützt vom früheren Intel-Chef Pat Gelsinger, forscht an Freie-Elektronen-Lasertechnologie, die ab etwa 2028 sogar mit ASML-Systemen kombinierbar sein könnte. Noch bedroht das die EUV-Dominanz nicht akut, zeigt aber, wie stark das Feld technologisch in Bewegung ist.

Ausblick: Wichtige Termine im Januar

Trotz der erwarteten Delle im Chinageschäft geht ASML derzeit nicht davon aus, dass der Gesamtumsatz 2026 unter das Niveau von 2025 fällt. Rückenwind kommt vom globalen KI-Ausbau und dem Hochlauf der neuesten Anlagengeneration. Konkretere Aussagen will das Management im Januar liefern, wenn die detaillierte Prognose für 2026 vorgestellt wird.

Wichtige anstehende Meilensteine sind:

  • Mitte Januar 2026: Zahlen zum vierten Quartal 2025
  • Januar 2026: Detaillierte 2026-Guidance und Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufprogramms
  • Investor Day 2026: Aktualisierung der Langfriststrategie

Beim Kapitalrückfluss zeigt sich ASML bereits aktiv: Die Zwischen­dividende von 1,60 Euro je Aktie wurde am 6. November 2025 ausgeschüttet, zudem wurden im Rahmen des Rückkaufprogramms 2022–2025 bislang Aktien im Wert von 5,9 Mrd. Euro erworben. Das volle Volumen von 12 Mrd. Euro wird voraussichtlich nicht bis zum ursprünglichen Endtermin ausgeschöpft.

Unterm Strich bleibt ASML ein Schlüsselunternehmen der globalen KI-Infrastruktur. Die Abhängigkeit vom China-Geschäft und die politischen Rahmenbedingungen sind kurzfristige Bremsfaktoren, doch Fouquets Aussagen und der Auftragsbestand deuten auf anhaltend hohe strukturelle Nachfrage hin. Entscheidend für die weitere Kursfantasie dürften die Januar-Termine mit Q4-Zahlen, neuer Guidance und dem angekündigten Rückkaufprogramm werden.

Asml-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Asml-Analyse vom 12. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Asml-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Asml-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 12. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Asml: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...