Künstliche Intelligenz sorgt nicht nur bei Chipdesignern wie Nvidia für Fantasie, sondern schiebt auch die Zulieferer an. Besonders ASML profitiert von diesem Trend, denn ohne die Lithografie-Systeme der Niederländer lassen sich modernste AI-Chips gar nicht fertigen. Wie stark ist dieser Rückenwind – und was sagt der aktuelle Branchenausblick über das Potenzial der Aktie?

Branchenausblick: SEMI erhöht die Latte

Der weltweite Markt für Halbleiterfertigungsanlagen soll laut dem Industrieverband SEMI bis mindestens 2027 weiter wachsen. Auf der SEMICON Japan 2025 präsentierte SEMI seinen Jahresend-Ausblick:

  • Die Umsätze mit Halbleiter-Equipment sollen 2025 bereits ein Rekordniveau von 133 Milliarden US-Dollar erreichen, ein Plus von 13,7 % gegenüber dem Vorjahr.
  • Für 2026 erwartet SEMI einen weiteren Anstieg auf 145 Milliarden US-Dollar.
  • 2027 ist ein weiteres Wachstum auf 156 Milliarden US-Dollar in Sicht.
  • Im wichtigen Wafer-Fab-Equipment-Segment (WFE) prognostiziert SEMI ein Plus von 9,0 % im Jahr 2026 und 7,3 % im Jahr 2027.

SEMI-Chef Ajit Manocha spricht von „robustem Momentum“ und rechnet sowohl im Frontend (Waferfertigung) als auch im Backend mit drei Wachstumsjahren in Folge. Das signalisiert eine anhaltend hohe Investitionsbereitschaft der Chipindustrie – ein klar positives Umfeld für Ausrüster wie ASML.

ASMLs Schlüsselrolle in der AI-Produktion

ASML ist in diesem Investitionszyklus eine zentrale Größe. Das Unternehmen hält rund ein Viertel des weltweiten Marktes für Halbleiterfertigungsanlagen, in den Kerntechnologien ist der Abstand zur Konkurrenz noch größer:

  • Rund 90 % Marktanteil bei hochentwickelten Lithografie-Anlagen.
  • Faktische Monopolstellung bei EUV-Systemen (Extreme Ultraviolett-Lithografie).
  • Ein Technologie-Vorsprung von geschätzt rund zehn Jahren gegenüber Wettbewerbern, so Analysen von Morningstar.
  • Rund 5 Milliarden Euro pro Jahr fließen in Forschung und Entwicklung.

EUV- und High-NA-EUV-Systeme (High Numerical Aperture) sind zwingend nötig, um die fortschrittlichsten AI-Chips mit immer kleineren Strukturen zu produzieren. Großkunden wie TSMC, Samsung und Intel investieren weiter in neue Kapazitäten, um von der stark steigenden AI-Nachfrage zu profitieren – und bestellen entsprechend bei ASML.

Regionale Nachfrage-Schwerpunkte

Die Nachfrage verteilt sich regional alles andere als gleichmäßig. Laut SEMI bleiben drei Länder bis 2027 die wichtigsten Zielmärkte für Halbleiter-Equipment:

  • China bleibt der größte Abnehmer, da heimische Hersteller sowohl in reifere als auch in fortgeschrittene Fertigungsknoten investieren.
  • Taiwan baut seine führende Rolle bei High-End-Kapazitäten für AI und High-Performance-Computing (HPC) weiter aus.
  • Südkorea fokussiert sich stark auf moderne Speichertechnologien, darunter High Bandwidth Memory (HBM), die für AI-Rechenzentren entscheidend ist.

Alle anderen Regionen sollen ihre Ausgaben ebenfalls erhöhen, unterstützt durch staatliche Förderprogramme und die politische Tendenz zu mehr Produktionsstandorten außerhalb Asiens. Das schafft eine breite geografische Basis für die Nachfrage nach ASML-Anlagen.

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Fundamentale Stärke im Zahlenwerk

Die jüngsten Geschäftszahlen untermauern ASMLs starke Position:

  • Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten 2025 um 21 % auf knapp 23 Milliarden Euro.
  • Das verwässerte Ergebnis je Aktie (EPS) legte um 40 % auf 17,38 US-Dollar zu.
  • Die Bruttomarge liegt stabil im niedrigen 50-%-Bereich.
  • Der Serviceumsatz kletterte um 39 % auf 6 Milliarden Euro und macht inzwischen 26 % der Gesamterlöse aus.

Die langen Lebenszyklen der Maschinen – typischerweise rund 30 Jahre – sichern ASML einen wachsenden Strom wiederkehrender Einnahmen aus Wartung, Upgrades und Services. Das stabilisiert die Ertragslage, selbst wenn die Ausgaben für neue Anlagen zyklisch schwanken.

An der Börse spiegelt sich diese Stärke wider: Gestern schloss die Aktie bei 908 Euro und liegt seit Jahresbeginn rund 33 % im Plus, trotz einer leichten Konsolidierung von gut 5 % in den letzten sieben Tagen. Damit notiert der Titel zwar etwa 7 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, aber deutlich über dem 200‑Tage-Durchschnitt.

AI-Infrastruktur als langfristiger Treiber

Zusätzlichen Rückenwind bringt der Aufbau globaler AI-Infrastruktur. Nvidia rechnet damit, dass die weltweiten Investitionen in AI-Infrastruktur in den kommenden fünf Jahren ein Volumen von 3 bis 4 Billionen US-Dollar erreichen könnten. Davon profitiert ASML indirekt, aber sehr deutlich: Jede neue Generation leistungsfähiger AI-Chips erfordert modernste Fertigungsprozesse – und damit EUV-Systeme von ASML.

Das Unternehmen verfügt über einen umfangreichen Auftragsbestand für seine Top-Systeme. Ein einzelnes EUV-Gerät bringt bis zu 300 Millionen Euro Umsatz, High-NA-EUV-Maschinen kommen sogar auf bis zu 370 Millionen Euro pro Stück. Schon relativ wenige zusätzliche Bestellungen wirken sich damit deutlich in der Gewinn- und Verlustrechnung aus.

Speicherchips: Besonders dynamischer Teilmarkt

Ein Blick auf den Speichermarkt zeigt, wie stark der AI-Effekt einzelne Segmente antreibt:

  • Die Ausgaben für DRAM-Equipment sollen 2025 um 15,4 % auf 22,5 Milliarden US-Dollar steigen.
  • Für 2026 erwartet SEMI ein weiteres Plus von 15,1 %.
  • Der NAND-Equipment-Markt soll 2025 sogar um 45,4 % auf 14,0 Milliarden US-Dollar wachsen.

Treiber sind vor allem die hohe Nachfrage nach HBM-Speichern für AI-Anwendungen und der technologische Übergang zu immer fortschrittlicheren Strukturbreiten. Auch wenn ASML nicht ausschließlich im Speicherbereich aktiv ist, stützen diese Investitionen den Gesamtmarkt für Fertigungstechnik und damit die Auslastung seiner Lithografie-Systeme.

Fazit: Rückenwind mit Substanz

Der aktuelle SEMI-Ausblick, die klaren Technologie-Vorteile und die kräftigen Wachstumsraten in Umsatz und Ergebnis zeigen: ASML steht im Zentrum eines mehrjährigen Investitionszyklus, der von der AI-Revolution getragen wird. Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, dass große Foundries und Speicherhersteller ihre angekündigten Ausbaupläne tatsächlich umsetzen und sich der starke Orderbestand in kontinuierlich hohen Auslieferungen niederschlägt.

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