Jahrelang hing die Klage wie ein Damoklesschwert über dem Konzern: US-Aktionäre warfen Adidas vor, die Öffentlichkeit über Kanye Wests problematisches Verhalten getäuscht zu haben – und forderten Schadenersatz für ihre Verluste nach dem Skandal-Ende der Yeezy-Partnerschaft 2022. Jetzt hat das 9. US-Berufungsgericht in San Francisco die Klage endgültig abgewiesen. Kann der Sportartikelhersteller damit einen Schlussstrich unter die turbulente Ye-Ära ziehen?

Gericht: Adidas handelte korrekt

Das dreiköpfige Richtergremium stellte klar: Adidas habe seine Aktionäre nicht getäuscht. Die Argumentation des Gerichts:

  • Angemessene Risikokommunikation: In den Geschäftsberichten warnte der Konzern ausdrücklich vor möglichen negativen Auswirkungen durch unangemessenes Verhalten von Prominenten-Partnern
  • Kein Verschweigen: „Ein vernünftiger Investor würde wissen, dass eine Partnerschaft mit einem prominenten Partner wie Ye inhärente Risiken in Bezug auf unangemessenes Verhalten mit sich bringt"
  • Hypothetische vs. konkrete Risiken: Das Gericht unterschied zwischen der Offenlegung möglicher Risiken und der Pflicht, konkrete Vorfälle zu melden

Die Kläger – angeführt von einem Pensionsfonds für Hafenarbeiter aus Virginia – hatten argumentiert, Adidas habe bereits seit 2018 von Ye's wiederholten unangemessenen Kommentaren gegenüber Mitarbeitern gewusst. Die Partnerschaft wurde erst im Oktober 2022 beendet, nachdem der Rapper mit antisemitischen Äußerungen für weltweite Empörung gesorgt hatte.

Die Yeezy-Nachwirkungen: Schmerzhaft, aber bewältigt

Die Trennung von Ye kostete Adidas teuer. Die Partnerschaft hatte 2021 noch rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz generiert – eine Größenordnung, die nicht über Nacht zu ersetzen ist. Der Konzern verkaufte die verbliebenen Yeezy-Bestände ab Mai 2023 sukzessive ab und spendete Teile der Erlöse an Organisationen gegen Antisemitismus.

Die Rechnung 2024: Nordamerika verzeichnete einen Umsatzrückgang von 2 Prozent – „ausschließlich aufgrund deutlich niedrigerer Yeezy-Verkäufe", wie das Unternehmen einräumte. Der Abverkauf wurde Ende 2024 abgeschlossen.

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Turnaround läuft: Samba und Gazelle übernehmen

Doch CEO Bjørn Gulden hat den Konzern operativ längst zurück auf Kurs gebracht. Die Zahlen des dritten Quartals 2025 sprechen eine klare Sprache:

  • Rekordumsatz: 6,63 Milliarden Euro
  • Währungsbereinigtes Wachstum: 12 Prozent
  • Bruttomarge: Starke 51,8 Prozent
  • Operatives Ergebnis: 736 Millionen Euro

Der Erfolg fußt auf einer konsequenten Lifestyle-Strategie. Klassiker wie die Samba- und Gazelle-Sneaker erleben eine Renaissance und füllen die von Yeezy hinterlassene Lücke zunehmend. Die Jahresprognose 2025 wurde im Oktober erneut angehoben.

Seit Jahresanfang verlor die Aktie dennoch rund 31 Prozent an Wert – ein Zeichen dafür, dass Anleger weiterhin skeptisch bleiben. Am Donnerstag notierte das Papier bei 163,70 Euro.

Analysten sehen massives Potenzial

Die Mehrheit der Analysten lässt sich von der schwachen Kursentwicklung nicht beirren. RBC Capital Markets bestätigte Anfang Dezember seine Kaufempfehlung und verwies auf die „weiterhin signifikanten Geschäftsveränderungen" unter Gulden. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei etwa 228 Euro – das wäre ein Plus von fast 40 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau.

Herausforderungen bleiben: US-Zölle belasten das zweite Halbjahr 2025 mit geschätzten 200 Millionen Euro zusätzlich. Die starke Markenpositionierung und die Lifestyle-Offensive bieten jedoch Gegengewichte.

Mit dem juristischen Erfolg in San Francisco schließt Adidas nun ein wichtiges Kapitel ab – und kann sich vollends auf die Zukunft konzentrieren.

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