Wolfspeed arbeitet sich nach dem Chapter-11-Verfahren schrittweise zurück – mit einer ungewöhnlich starken Liquiditätsbasis, neuen Industriepartnerschaften und einem tiefgreifenden Produktionsumbau. Gleichzeitig bleibt der Aktienkurs extrem schwankungsanfällig, nicht zuletzt wegen der starken Verwässerung der Altaktionäre und hoher Short-Positionen.

Steuererstattung stärkt Bilanz

Am 1. Dezember erhielt das Unternehmen im Rahmen von Section 48D des US-Steuerrechts eine Steuererstattung in Höhe von 698,6 Millionen US-Dollar. Grundlage ist der Advanced Manufacturing Investment Credit (AMIC) aus dem CHIPS and Science Act.

Durch diese Zahlung stieg die verfügbare Liquidität auf rund 1,5 Milliarden US-Dollar – bei einer Marktkapitalisierung von etwa 550 Millionen US-Dollar. Damit liegt der Kassenbestand deutlich über dem aktuellen Börsenwert.

Wesentliche Effekte der IRS-Erstattung:

  • Gesamtschulden nach der Restrukturierung um rund 70 % reduziert
  • Laufende Zinszahlungen in bar um etwa 60 % gesenkt
  • 192,2 Millionen US-Dollar genutzt, um 175 Millionen US-Dollar an ausstehenden Schulden abzulösen
  • Restmittel für allgemeine Unternehmenszwecke vorgesehen

Die Kombination aus geringerer Verschuldung und hoher Liquidität verschafft dem Unternehmen nach der Insolvenzphase spürbaren finanziellen Spielraum.

Industriepartner setzen auf Siliziumkarbid

Am 9. Dezember meldete Wolfspeed eine Partnerschaft mit Toyota. Der Autobauer will seine Elektroplattformen mit Siliziumkarbid-Bauteilen von Wolfspeed ausstatten. Im Fokus stehen besonders zuverlässige MOSFETs für Onboard-Ladesysteme in Elektrofahrzeugen. Damit erhält die Technologie im stark umkämpften EV-Halbleitermarkt eine weitere Bestätigung durch einen globalen Hersteller.

Zuvor hatte bereits Hopewind, ein großer Anbieter im Bereich erneuerbare Energien, Wolfspeed für Anwendungen in der Windenergie ausgewählt. Beide Vereinbarungen unterstreichen, dass die Siliziumkarbid-Lösungen nicht nur im Automobilsektor, sondern auch im Energiesegment gefragt sind.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Wolfspeed?

Produktionsumbau auf 200mm-Wafer

Operativ befindet sich Wolfspeed mitten in einer tiefgreifenden Umstellung. Die ältere 150mm-Wafer-Fertigung in Durham (North Carolina) soll im Dezember schließen. Die Produktion wird in die moderne Mohawk Valley Fab in New York verlagert, die auf größere 200mm-Wafer ausgelegt ist.

Vorteile der 200mm-Technologie:

  • Rund 1,7-fache Fläche gegenüber 150mm-Wafern
  • Höhere Ausbeute pro Fertigungslauf
  • Höherer Automatisierungsgrad und effizientere Abläufe
  • Bessere Stückkostenstruktur

Gelingt die Anlaufphase in Mohawk Valley wie geplant, könnte sich die Kostenbasis nachhaltig verbessern. Gleichzeitig erhöht der Umbau kurzfristig die operative Komplexität.

Nach-Insolvenz-Rally und hohe Short-Quote

Seit dem Austritt aus Chapter 11 am 29. September zeigt die Aktie extreme Ausschläge. Am ersten Handelstag nach der Restrukturierung sprang der Kurs um mehr als 1.700 %, da die alte Eigenkapitalstruktur aufgehoben und neue Aktien zur Bedienung der Gläubiger ausgegeben wurden.

Der Preis für die Sanierung war für Altaktionäre hoch: Sie erhielten über die Emission von lediglich 1,3 Millionen neuen Aktien weniger als 1 % ihres vorherigen Anteils zurück. Parallel ist der Short-Interest auf 28 % des Free Float gestiegen. Das signalisiert ausgeprägten Pessimismus im Markt, trotz der verbesserten Bilanz und neuer Partnerschaften.

Breitere Aufstellung jenseits von E-Autos

Das Management versucht, die starke Abhängigkeit vom Elektroauto-Geschäft zu verringern. Gezieltes Wachstum wird unter anderem in folgenden Bereichen angestrebt:

  • KI-Rechenzentren mit hohem Bedarf an effizientem Energiemanagement
  • Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung
  • Industrielle Anwendungen und Energiesektor
  • Speicherlösungen für erneuerbare Energien

Hintergrund ist die abgeschwächte Nachfrage im EV-Markt im Jahr 2025, beeinflusst durch veränderte Handelspolitik und wirtschaftliche Unsicherheit. Die Diversifizierung soll diese Zyklik abmildern.

Analysten bleiben zurückhaltend

Trotz der deutlich stärkeren Liquidität und der reduzierten Zinslast bleibt die Einschätzung an der Wall Street vorsichtig. Susquehanna bewertet die Aktie mit „Neutral“ und hat das Kursziel nach der Insolvenz von 1,50 auf 30 US-Dollar angehoben. Im Konsens überwiegt jedoch ein „Reduce“-Votum. Im Fokus stehen vor allem die Umsetzungsrisiken beim Produktionshochlauf und die angespannten Marktbedingungen.

Insgesamt rechnet das Unternehmen mit rund 1 Milliarde US-Dollar an Section-48D-Erstattungen. Weitere Zahlungen werden in den kommenden Quartalen erwartet. Am 28. Januar 2026 legt Wolfspeed die nächsten Quartalszahlen vor – dann wird sichtbar werden, wie weit die Mohawk-Valley-Fertigung tatsächlich ist und wie sich die neue Struktur im Umsatz widerspiegelt.

Wolfspeed-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Wolfspeed-Analyse vom 19. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Wolfspeed-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Wolfspeed-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 19. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Wolfspeed: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...