Nach fast einem Jahrhundert an den öffentlichen Märkten ist Walgreens Boots Alliance Geschichte. Sycamore Partners vollendete am Mittwoch die 10-Milliarden-Dollar-Übernahme der Apothekenkette - und zerschlägt das Unternehmen sofort in fünf eigenständige Firmen.

Kompletter Führungswechsel nach Deal-Abschluss

Mit dem Übernahme-Abschluss folgte ein radikaler Personalumbau an der Spitze. Mike Motz übernahm sofort den CEO-Posten bei Walgreens. Der ehemalige Staples-Chef bringt umfassende Einzelhandelserfahrung mit - zuvor leitete er bereits Shoppers Drug Mart, Kanadas führende Apothekenkette.

Die Personalie zeigt die neue Strategie: Zurück zu den Grundlagen nach Jahren gescheiterter Diversifizierungsversuche. Tim Wentworth, der seit 2023 die Turnaround-Bemühungen leitete, tritt als CEO zurück, bleibt aber Direktor.

John Lederer, ehemaliger WBA-Direktor und Senior Advisor bei Sycamore Partners, komplettiert als Executive Chairman die neue Führungsriege.

Radikale Aufspaltung in fünf Unternehmen

Die Übernahme löste eine beispiellose Zerschlagung aus. Walgreens Boots Alliance wird in fünf eigenständige Firmen aufgeteilt:

  • Walgreens - Das US-Apotheken-Kerngeschäft
  • The Boots Group - Internationale Apothekenaktivitäten
  • Shields Health Solutions - Spezialapothekenservices
  • CareCentrix - Häusliche Pflegedienste
  • VillageMD - Hausarztpraxen-Netzwerk

Diese Strategie erlaubt jedem Geschäftsbereich eigenständiges Agieren unter privater Führung - ohne Quartalsdruck der Börse.

Was bekommen die Aktionäre?

Die Anteilseigner erhielten 11,45 Dollar je Aktie in bar. Zusätzlich winken nicht-übertragbare Rechte an künftigen VillageMD-Erlösen - bis zu 3 Dollar je Aktie über vier Jahre verteilt.

Doch Vorsicht: Diese Zusatzzahlungen sind auf 70% der Nettoerlöse aus VillageMD-Verkäufen begrenzt.

Ende einer Börsen-Ära

WBA-Aktien stellten nach der Mittwoch-Sitzung den Handel ein. Der letzte Kurs: 11,98 Dollar - immerhin 28% Plus seit Jahresanfang trotz operativer Probleme.

Die Streichung entfernt Walgreens aus sämtlichen wichtigen Indizes, wo der Konzern jahrzehntelang vertreten war.

Warum dieser drastische Schritt?

Walgreens kämpfte mit sinkenden Einzelhandelsumsätzen, schrumpfenden Apothekenmargen und explodierenden Diebstahlverlusten. Die ambitionierte Healthcare-Expansion durch VillageMD-Kliniken verpuffte - statt Gewinnen folgten Schließungen und Millionenverluste.

Die Zahlen sprechen Bände: 175 Millionen Dollar Nettoverlust im jüngsten dritten Quartal, verglichen mit 344 Millionen Dollar Gewinn im Vorjahr. Bei über 7 Milliarden Dollar langfristiger Schulden war der Private-Equity-Exit der Ausweg.

Branchenumbruch treibt Konsolidierung

Die Walgreens-Übernahme spiegelt den Wandel im Apothekengeschäft wider. Amazon und Walmart setzen die Branche unter Druck, während sich Gesundheitsdelivery-Modelle radikal ändern.

Unter privater Führung können die neuen Firmen flexibler agieren: Unprofitable Standorte schließen, in Digitalisierung investieren - ohne Quartalszwang. Bereits angekündigt: 1.200 der 8.500 US-Filialen sollen geschlossen werden.

Der Deal könnte Blaupause für weitere Private-Equity-Übernahmen im angeschlagenen Apothekeneinzelhandel werden.

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