Thyssenkrupp steht vor einem entscheidenden Jahr: Während die Marinesparte TKMS mit einem historischen Torpedoauftrag und starkem Wachstum glänzt, bleibt das Stahlgeschäft tief in der Krise. Die anstehende Hauptversammlung Anfang 2026 wird damit zum Gradmesser für den Umbau des Konzerns. Wie stark prägt dieser Mix aus Rückenwind und Altlasten die Perspektive der Aktie?

Hauptversammlung und Dividende: Stabilität trotz Verlustausblick

Am 30. Januar 2026 lädt Thyssenkrupp zur 27. ordentlichen Hauptversammlung nach Bochum. Auf der Agenda stehen alle klassischen Beschlüsse – mit einigen Punkten, die für Anleger besonders wichtig sind:

  • Feststellung des Jahres- und Konzernabschlusses 2024/25
  • Ausschüttung einer Dividende von 0,15 Euro je Aktie (Auszahlung am 4. Februar 2026)
  • Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat
  • Wahl von KPMG als Abschlussprüfer
  • Neuwahlen zum Aufsichtsrat

Mit der Dividende hält der Konzern an einer gewissen Kontinuität fest, obwohl der Blick nach vorne eher von Vorsicht geprägt ist. Im Geschäftsjahr 2024/25 erwirtschaftete Thyssenkrupp einen Nettogewinn von 532 Millionen Euro bei 32,8 Milliarden Euro Umsatz – eine solide Basis, bevor die vollen Effekte der großen Restrukturierung in der Stahlsparte durchschlagen.

Die Aktie spiegelt diese Gemengelage aus Chancen und Belastungen wider: Gestern schloss das Papier bei 9,17 Euro. Seit Jahresbeginn liegt der Kurs dennoch deutlich im Plus, während der Abstand zum 52‑Wochen‑Hoch von 13,24 Euro bei rund 31 Prozent liegt. Das zeigt: Nach einer starken Rallye haben Investoren zuletzt wieder etwas Risiko aus der Position genommen.

TKMS: Marinesparte wird zur Ertragsstütze

Ein wesentlicher Stabilitätsanker ist die Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), an der Thyssenkrupp weiterhin 51 Prozent hält. Sie meldet kurz vor Jahresende gleich mehrere positive Entwicklungen.

Am 19. Dezember 2025 schloss TKMS mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) einen Rahmenvertrag über DM2A5‑Schwertorpedos ab – den größten Torpedoauftrag der Unternehmensgeschichte. Die Lieferungen sind für das deutsch‑norwegische U‑Boot‑Programm des Typs 212CD vorgesehen. Beide Länder haben ihre Bestellungen inzwischen auf je sechs Einheiten erhöht, insgesamt sind damit zwölf Boote geplant.

Parallel dazu legte TKMS beeindruckende Kennzahlen vor:

  • Auftragseingang: 8,8 Milliarden Euro (Versechsfachung)
  • Auftragsbestand: 18,2 Milliarden Euro (+55 %)
  • Umsatz: 2,2 Milliarden Euro (+9 %)
  • Bereinigtes EBIT: 131 Millionen Euro (+53 %)
  • Free Cashflow: 784 Millionen Euro (verdoppelt)

Mit dem MDAX‑Aufstieg am 22. Dezember 2025 gewinnt TKMS zusätzlich an Sichtbarkeit im Kapitalmarkt. Für den Gesamtkonzern bedeutet die Entwicklung: Die Marinesparte wird zunehmend zur Ertragsstütze und schafft finanziellen Spielraum, den Thyssenkrupp dringend für den Umbau der schwachen Bereiche benötigt.

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Stahlsparte: Harte Einschnitte und offene Strukturfrage

Das klare Gegenstück zur Erfolgsgeschichte bei TKMS bleibt Steel Europe. Die Stahlsparte steckt in einem tiefgreifenden Umbau, der sowohl operativ als auch sozial enorme Dimensionen hat.

Kern der Anfang Dezember mit der IG Metall vereinbarten Restrukturierung ist der Abbau von rund 11.000 Stellen – etwa 40 Prozent der Belegschaft. Parallel wird die Produktionskapazität deutlich reduziert, von bislang 11,5 Millionen Tonnen auf 8,7 bis 9 Millionen Tonnen.

Zusätzlich stellt der Konzern die Elektrostahlproduktion in Deutschland und Frankreich vorübergehend ein. Hintergrund sind massive Margendruck und asiatische Billigimporte, die das Geschäft wirtschaftlich kaum tragfähig machen. Weitere rund 1.200 Arbeitsplätze sind in diesem Zusammenhang gefährdet.

Trotz dieser harten Einschnitte ist die langfristige Struktur der Stahlsparte noch nicht geklärt. Der indische Stahlkonzern Jindal Steel International prüft weiterhin eine Übernahme von Steel Europe. Das im September 2025 vorgelegte unverbindliche Angebot umfasst:

  • Investitionen von 2 Milliarden Euro in grüne Stahlproduktion
  • 2,7 Milliarden Euro zur Übernahme von Pensionsverpflichtungen

Ob und in welcher Form ein Deal zustande kommt, könnte entscheidend dafür sein, wie stark Thyssenkrupp künftig noch von den zyklischen Risiken des Stahlgeschäfts abhängig ist.

Ausblick: Belastetes Ergebnis, hohe Volatilität

Der Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2025/26 macht deutlich, dass die kommenden Quartale anspruchsvoll bleiben. Der Vorstand erwartet:

  • Umsatzentwicklung zwischen –2 % und +1 %
  • Bereinigtes EBIT von 500 bis 900 Millionen Euro
  • Nettoverlust von 400 bis 800 Millionen Euro
  • Negativen Free Cashflow von 300 bis 600 Millionen Euro

Haupttreiber der schwachen Ergebnisprognose sind die umfangreichen Restrukturierungsrückstellungen in der Stahlsparte. CFO Axel Hamann hebt deshalb die konsequente Umsetzung der Effizienz‑ und Kostensenkungsprogramme als entscheidenden Hebel hervor, um das Zielband beim Ergebnis zu erreichen.

Am Markt spiegelt sich die Unsicherheit in einer erhöhten Schwankungsbreite wider: Die annualisierte 30‑Tage‑Volatilität liegt bei über 50 Prozent, der Relative‑Stärke‑Index (RSI) von 68,2 signalisiert eine bereits recht ambitionierte Kursentwicklung. Gleichzeitig notiert die Aktie nur knapp über dem 50‑Tage‑Durchschnitt und leicht unter dem 200‑Tage‑Durchschnitt – ein Bild, das gut zu einem Titel passt, der zwischen Restrukturierungsrisiken und Bewertungschancen pendelt.

Unterm Strich zeigt sich: 2026 dürfte für Thyssenkrupp ein Jahr der Bewährungsprobe werden. Gelingt es, die Marinesparte weiter zu stärken, die Restrukturierung im Stahl konsequent umzusetzen und eine tragfähige Lösung mit Jindal oder einem anderen Partner zu finden, könnte sich der aktuell hohe Bewertungsabschlag zum 52‑Wochen‑Hoch deutlich verringern. Andernfalls droht, dass die positiven Impulse von TKMS im Konzernabschluss weitgehend von den Stahllasten aufgezehrt werden.

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