Die Karten werden neu gemischt: Das indische Stahlunternehmen Jindal Steel International hat überraschend ein unverbindliches Übernahmeangebot für Thyssenkrupp Steel Europe eingereicht und bringt damit die bereits fortgeschrittenen Pläne mit der tschechischen EPG-Gruppe ins Wanken. Während Miguel López Borrego eigentlich auf das 50/50-Joint-Venture mit Milliardär Daniel Kretinsky setzte, könnte nun eine echte Bieterschlacht um die krisengeschüttelte Stahldivision entbrennen. Steht Thyssenkrupp vor einer strategischen Kehrtwende?

Überraschungsangriff aus Fernost

Das Timing hätte kaum spektakulärer sein können. Gerade als Thyssenkrupp die schmerzhaften Restrukturierungspläne für die Stahldivision unter Dach und Fach gebracht hatte, meldet sich Jindal Steel International zu Wort. Das indische Unternehmen, das über erhebliche finanzielle Ressourcen und internationale Stahlexpertise verfügt, will zeitnah in Verhandlungen eintreten.

Die Nachricht elektrisierte die Börse: Die Thyssenkrupp-Aktie legte prompt über zwei Prozent zu und nähert sich wieder ihrem Jahreshoch. Mit einem Plus von über 280 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten gehört das Papier zu den absoluten Überfliegeraktien im deutschen Markt.

Die bisherige Strategie sah vor, dass EPG-Chef Daniel Kretinsky seine bereits bestehende 20-Prozent-Beteiligung auf 50 Prozent aufstockt. Doch nun droht diesem Plan Konkurrenz aus unerwarteter Richtung.

Arbeiter stimmen hartem Sparkurs zu

Die Entwicklung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Erst Anfang September hatten die Arbeitnehmervertreter nach monatelangen Verhandlungen einem drastischen Restrukturierungsplan zugestimmt. Die Eckdaten des Umbaus zeigen das ganze Ausmaß der Krise:

  • Bis zu 11.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen - rund 40 Prozent der Belegschaft
  • Produktionskapazität sinkt von 11,5 auf maximal 9,0 Millionen Tonnen jährlich
  • Jährliche Einsparungen von über 100 Millionen Euro angestrebt
  • Werksschließungen und reduzierte Arbeitszeiten bis 2030

Die Gewerkschaft IG Metall gab nach harten Verhandlungen grünes Licht für diese schmerzhaften Einschnitte. Doch könnte ein neuer Investor andere Pläne haben?

López Borrego setzt auf Holdingmodell

CEO Miguel López Borrego verfolgt unterdessen konsequent seine Vision einer dezentralen Unternehmensstruktur. Bis September 2025 soll Thyssenkrupp zu einer reinen Holdinggesellschaft werden, alle Geschäftsbereiche stehen externen Investoren offen.

Die Marine-Systems-Sparte soll noch in diesem Jahr an die Frankfurter Börse gebracht werden. Auch Automotive Technology und Materials Services sollen in den kommenden Jahren kapitalmarktreif gemacht werden. Die Stahldivision war ursprünglich als Joint-Venture-Partner eingeplant - doch nun könnte ein Komplettverkauf auf dem Tisch liegen.

Analysten bewerten das indische Interesse grundsätzlich positiv, da es dem Management zusätzliche Verhandlungsmacht verschafft. Gleichzeitig steigt der Druck, die bestehenden Vereinbarungen mit EPG neu zu bewerten.

Die nächsten Wochen dürften intensive Gespräche bringen – und möglicherweise weitere Interessenten aus der Deckung locken. Mit den Quartalszahlen am 20. November steht bereits der nächste wichtige Termin für Investoren fest.

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