Tesla polarisiert kurz vor Jahresende so stark wie selten. Einerseits preisen einige Analysten die langfristige KI- und Robotik-Story, andererseits mehren sich Warnungen vor schwachen Auslieferungszahlen im vierten Quartal. Damit prallen kurzfristige Sorgen und langfristige Hoffnungen direkt aufeinander. Wie stark wiegt der Gegenwind im Kerngeschäft gegen die hohen Erwartungen an Tesla als Tech- und KI-Plattform?

Analysten zwischen KI-Fantasie und Auslieferungssorgen

Der jüngste Stimmungsumschwung kommt vor allem aus den Analystenhäusern. Am Dienstag hat Canaccord Genuity sein Kursziel deutlich auf 551 US‑Dollar angehoben und bleibt bei einer Kaufempfehlung. Zwar senkt Analyst George Gianarikas seine eigene Prognose für die Auslieferungen im vierten Quartal 2025, er sieht die grundlegende Investmentstory aber weiterhin intakt.

Sein Optimismus stützt sich vor allem auf Zukunftsprojekte abseits des klassischen Autogeschäfts: den humanoiden Roboter „Optimus“ sowie die geplanten Robotaxis und das Cybercab, deren Start im zweiten Quartal 2026 erwartet wird. Aus dieser Perspektive rückt Tesla klar in die Nähe eines KI- und Robotik-Konzerns und weniger eines reinen Autobauers.

Gleichzeitig bleiben andere Marktteilnehmer deutlich skeptischer. UBS hält an einer Verkaufsempfehlung fest und sieht das Kursziel lediglich bei 247 US‑Dollar. Die Bank hat ihre Schätzung für die Auslieferungen im vierten Quartal auf 415.000 Fahrzeuge reduziert – klar unter der Markterwartung von rund 435.000 bis 440.000 Einheiten. Auch Pierre Ferragu von New Street Research warnt vor einem Verfehlen der Ziele, unter anderem wegen eines Nachfrageknicks nach dem Auslaufen von US‑Subventionen und schwächerer Verkäufe weltweit.

Die operativen Daten untermauern diese Vorsicht: In der EU sind die Tesla-Verkäufe in den ersten elf Monaten 2025 um etwa 39 % auf rund 129.000 Fahrzeuge eingebrochen. Wettbewerber BYD legte im selben Zeitraum in Europa um 240 % zu. Das zeigt, wie stark der Konkurrenzdruck im E-Auto-Markt inzwischen geworden ist.

Vorstand, Infrastruktur und neue Projekte

Parallel zum Analystenstreit gab es am Dienstag auch wichtige Neuigkeiten zur Unternehmensführung. Der Supreme Court des US-Bundesstaats Delaware hat das Vergütungspaket von CEO Elon Musk aus dem Jahr 2018 endgültig wieder in Kraft gesetzt. Durch den starken Kursanstieg ist dieses Paket mittlerweile rund 140 Milliarden US‑Dollar wert. Das Gericht verhängte in einem letzten formalen Schritt lediglich eine symbolische Strafe von 1 US‑Dollar. Mit der Entscheidung fällt ein rechtlicher Unsicherheitsfaktor weg, der die Diskussion um Musks Rolle und Bindung an Tesla lange begleitet hat.

Auf der operativen Seite baut Tesla vor allem das Energiegeschäft weiter aus, das sich zu einer wichtigen Wachstumssäule entwickelt. Am 23. Dezember wurde ein EPC‑Vertrag mit Matrix Renewables für ein Megapack-Batteriespeicherprojekt in Eccles, Schottland, unterzeichnet. Das Projekt umfasst 1 GWh Speicherkapazität bei 500 MW Leistung und unterstreicht Teslas Ambitionen im Bereich Netzspeicher und erneuerbare Energien.

Zudem berichtet die bolivianische Regierung von einem geplanten Gemeinschaftsprojekt: Tesla, Amazon und Oracle sollen demnach beim Aufbau von Rechenzentren im Land zusammenarbeiten. Konkrete technische und finanzielle Details sind zwar noch offen, das Vorhaben passt jedoch in das Bild von Tesla als Infrastruktur- und Technologieanbieter jenseits der klassischen E‑Mobilität.

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Bewertung zwischen Auto-Realität und KI-Hoffnung

Im Markt spiegelt sich derzeit eine deutliche Diskrepanz: Die Aktie notiert nahe ihrem 52‑Wochen-Hoch, obwohl zentrale Kennzahlen im Autogeschäft rückläufig sind. Ein Beispiel ist der Rückgang der EU-Neuzulassungen im November um 34 % gegenüber dem Vorjahr. Dennoch wird Tesla zunehmend wie ein KI- und Robotikwert bewertet.

Diese Perspektive zeigt sich auch in der Marktkapitalisierung von rund 1,64 Billionen US‑Dollar. Eingepreist ist damit eine sehr hohe künftige Monetarisierung von Full Self-Driving (FSD), Robotern und anderen Softwarediensten, während der aktuelle Verlust von Marktanteilen bei Elektroautos stark in den Hintergrund tritt. Die Zugehörigkeit zur „Magnificent Seven“ stützt zusätzlich die Nachfrage institutioneller Anleger – zumindest bislang.

Dennoch agieren nicht alle Großinvestoren offensiv. So wurde berichtet, dass ARK Invest um Cathie Wood zuletzt weitere Tesla-Aktien verkauft hat, um vor den Q4‑Zahlen Gewinne mitzunehmen. Das deutet auf eine gewisse Vorsicht hin, was kurzfristige Schwankungen angeht.

Charttechnisch bleibt das Bild vorerst konstruktiv. Die Tesla-Aktie schloss gestern bei 411,80 Euro und liegt damit deutlich über ihrem 200‑Tage-Durchschnitt von 313,83 Euro. Der RSI von 73,7 signalisiert allerdings einen überkauften Zustand, was in Verbindung mit den anstehenden Auslieferungszahlen die Grundlage für stärkere Ausschläge nach oben oder unten bildet.

Entscheidend wird der 2. Januar

Der nächste klare Fixpunkt ist die Veröffentlichung der Produktions- und Auslieferungszahlen für das vierte Quartal, die für den 2. Januar 2026 erwartet wird. Sollten sich die pessimistischeren Schätzungen von UBS mit rund 415.000 Fahrzeugen bestätigen, dürfte der Markt die hohe Bewertung stärker hinterfragen und ein Test wichtiger Unterstützungszonen unterhalb von 450 US‑Dollar wahrscheinlicher werden.

Fallen die Zahlen dagegen näher an den bisherigen Konsens oder sogar darüber aus, könnte dies die Story der KI- und Robotik-Fans stützen und einen Ausbruch über die psychologisch wichtige Marke von 500 US‑Dollar begünstigen – im Einklang mit dem angehobenen Kursziel von Canaccord. Für die kurzfristige Kursentwicklung werden damit weniger neue Visionen entscheidend sein, sondern ein sehr konkreter Datenpunkt, der zeigt, wie robust Teslas Kerngeschäft zum Jahresende tatsächlich war.

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