Ein Vierteljahrhundert Börsenwert vernichtet – und ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Die SAP-Aktie kämpft verzweifelt darum, nicht unter die psychologisch wichtige 200-Euro-Marke zu rutschen. Erst vor wenigen Tagen markierte der DAX-Riese ein neues Jahrestief bei 202,30 Euro. Nun die bange Frage: Ist das der Boden oder nur eine Atempause vor dem nächsten Absturz?

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Während SAP operativ glänzende Cloud-Zahlen liefert und mit der neuen "EU AI Cloud" strategisch aufs Ganze geht, stürzt die Aktie ungebremst ab. Was läuft hier schief?

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Charttechnisches Desaster: 26 Prozent vom Hoch entfernt

Die nackten Zahlen sprechen eine brutale Sprache. Vom Rekordhoch bei 283,50 Euro im Februar bis zum aktuellen Kursniveau von rund 208 Euro – das sind mehr als 75 Euro Verlust oder über 26 Prozent Wertverlust. Jeder, der im Frühjahr einstieg, sitzt mittlerweile auf satten Buchverlusten.

Die kritischen Marken im Überblick:

  • Aktuelles Schlachtfeld: 207-210 Euro – hier entscheidet sich das Schicksal kurzfristig
  • Jahrestief: 202,30 Euro – nur noch 5 Euro entfernt
  • Magische 200er-Marke: Psychologischer Support, dessen Fall ein Verkaufssignal wäre
  • Erholungsziel: Erst über 220 Euro würde sich das Chartbild aufhellen

Der 200-Tage-Durchschnitt liegt deutlich höher – ein klassisches Warnsignal. Die Bullen müssten jetzt schnell über 210 Euro zurückerobern, um überhaupt eine Bodenbildung einzuleiten. Gelingt das nicht, droht der Test der 200-Euro-Schwelle.

Cloud boomt, Börse crasht – wie passt das zusammen?

Hier wird es bizarr. SAP liefert im operativen Geschäft ab. Das dritte Quartal zeigte einen Umsatzanstieg von 7 Prozent auf 9,08 Milliarden Euro. Noch beeindruckender: Das strategisch entscheidende Cloud-Geschäft explodierte um 22 Prozent auf 5,29 Milliarden Euro.

Ende November dann der nächste Coup: SAP kündigte die "EU AI Cloud" an – eine souveräne europäische Cloud-Lösung, die Datenschutz und KI-Technologie kombiniert. Das Potenzial im öffentlichen Sektor und bei regulierten Branchen ist gewaltig. Genau das, worauf der Markt eigentlich abfahren sollte.

Doch statt Kursfeuerwerk gibt es Dauerregen. Die UBS bleibt zwar optimistisch und sieht ein Kursziel von 300 Euro – fast 45 Prozent Potenzial. Aber offenbar glauben viele Investoren nicht mehr daran. Die Diskrepanz zwischen fundamentaler Stärke und technischer Schwäche war selten größer.

Die Entscheidungsschlacht steht bevor

Die kommenden Handelstage werden zeigen, ob die SAP-Aktie den Turnaround schafft oder erneut in Richtung Jahrestief abrutscht. Solange der Kurs unter 210 Euro dümpelt, haben die Bären das Sagen. Erst ein klarer Ausbruch nach oben würde das Blatt wenden.

Anleger stehen vor der Gretchenfrage: Ist der massive Abschlag vom Jahreshoch eine Kaufgelegenheit – oder der Vorbote weiterer Verluste? Die soliden Fundamentaldaten sprechen für Ersteres, die verheerende Charttechnik für Letzteres. In diesem Spannungsfeld wird sich entscheiden, ob 200 Euro hält oder fällt.

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