Im Zentrum der europäischen Energiewende stehen zwei deutsche Giganten mit völlig verschiedenen Ansätzen: RWE als globaler Grünstrom-Produzent und E.ON als Europas größter Netzbetreiber. Während RWE direkt von steigenden Preisen für erneuerbare Energien profitiert, sichert sich E.ON stabile Erträge durch unverzichtbare Infrastruktur.

Welches Geschäftsmodell bietet im Megatrend Dekarbonisierung die besseren Karten für Anleger?

Strategische Positionierung: Produzent gegen Verteiler

Die Neuausrichtung beider Konzerne nach ihrem umfassenden Asset-Tausch hat zwei klar definierte Investment-Cases geschaffen. Beide profitieren von der Elektrifizierung durch E-Mobilität und energiehungrige KI-Rechenzentren – aber auf fundamental verschiedene Weise.

RWE hat sich als einer der führenden globalen Erzeuger grüner Energie positioniert. Das Unternehmen plant im Rahmen seiner "Growing Green"-Strategie, seine Kapazität bis 2030 auf über 65 Gigawatt zu erweitern. Mit geplanten Netto-Investitionen von 55 Milliarden Euro zwischen 2024 und 2030 zielt RWE direkt auf das Herzstück der Energiewende: die Produktion.

Diese Strategie bietet enormes Wachstumspotenzial, macht RWE aber auch anfälliger für Strompreis-Schwankungen und verschärften Wettbewerb.

E.ON agiert als "Spielmacher" der Energiewende. Mit rund 1,6 Millionen Kilometern betreibt der Konzern eines der größten Energienetze Europas und fokussiert sich auf das regulierte, krisensichere Transport-Geschäft. E.ON profitiert direkt vom politisch forcierten Netzausbau und plant bis 2028 Investitionen von 42 bis 43 Milliarden Euro.

Dieses auf Stabilität ausgerichtete Modell macht E.ON weniger volatil, begrenzt aber auch das Wachstumspotenzial durch die Regulierung.

Innovation: Erzeugung vs. intelligente Netze

Die Innovationskraft beider Unternehmen spiegelt ihre strategische Ausrichtung wider.

RWE investiert gezielt in die Zukunft der Energieerzeugung. Die Forschungsausgaben konzentrieren sich auf Wind- und Solartechnologien sowie Zukunftsthemen wie Energiespeicherung und grünen Wasserstoff. Diese Innovationen sind entscheidend, um im globalen Wettbewerb technologische Vorteile zu sichern.

E.ON richtet seine Innovationsausgaben von rund 169 Millionen Euro (2024) auf die Digitalisierung seiner Netzinfrastruktur aus. Durch Smart Grids und intelligente Zähler will E.ON die dezentrale Einspeisung erneuerbarer Energien effizient managen.

Während RWE auf disruptive Einzeltechnologien setzt, optimiert E.ON systematisch die gesamte Wertschöpfungskette.

Wachstumsdynamik: Ambition trifft auf Berechenbarkeit

Die Wachstumsprofile zeigen die unterschiedlichen Marktmechanismen deutlich auf.

RWEs Wachstum hängt direkt am Ausbau seines Erzeugungsportfolios und der Strompreisentwicklung. Das Unternehmen strebt an, das bereinigte EBITDA bis 2030 auf über 9 Milliarden Euro zu steigern. Das Ziel für den bereinigten Gewinn pro Aktie liegt bei rund 4 Euro für 2030.

Dieses ambitionierte Ziel unterliegt jedoch den Risiken von Projektverzögerungen und volatilen Energiemärkten.

E.ON bietet stabileres und berechenbareres Wachstum. Das Unternehmen prognostiziert, sein bereinigtes EBITDA bis 2028 auf über 11 Milliarden Euro zu erhöhen. Für den bereinigten Gewinn pro Aktie wird jährliches Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich angestrebt.

Weniger spektakulär als RWE, aber durch den regulierten Charakter deutlich robuster und weniger zyklisch.

Kennzahl RWE E.ON
Geschäftsfokus Globale Stromerzeugung (Erneuerbare) Europäische Energienetze & Kundenlösungen
Wachstumstreiber Ausbau von Wind/Solar, Strompreise, H2 Netzausbau, regulatorische Investitionen
EBITDA-Ziel > 9 Mrd. € (2030) > 11 Mrd. € (2028)
EPS-Ziel ~ 4 € (2030) Hohes einstelliges %-Wachstum p.a.
Investitionsplan 55 Mrd. € (bis 2030) 42-43 Mrd. € (bis 2028)

Bewertung: Wachstumsprämie vs. Stabilitätsaufschlag

Die unterschiedlichen Risiko-Profile führen zu differenzierten Marktbewertungen.

RWE wird als Wachstumswert mit höherem Risiko bewertet. Auf Basis der Schätzungen für 2025 liegt das KGV bei etwa 20,8, das KBV bei rund 0,94. Das höhere KGV spiegelt die Wachstumserwartungen wider, während das KBV unter 1 auf eine mögliche Unterbewertung der Substanz hindeutet.

E.ON zeigt für 2027 ein erwartetes KGV von circa 12,9. Die moderatere Bewertung entspricht dem stabileren, aber langsamer wachsenden Geschäftsmodell. Die höhere Dividendenrendite macht die Aktie für sicherheitsorientierte Anleger attraktiv.

Wer hat die stärkeren Burggraben?

Bei der Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktverwerfungen hat E.ON klare Vorteile.

E.ONs reguliertes Netzgeschäft stellt einen natürlichen Burggraben dar. Solange Strom transportiert werden muss, ist die Infrastruktur unverzichtbar. Die Notwendigkeit massiver Investitionen für die Energiewende sichert dem Konzern eine zentrale und geschützte Rolle.

RWE ist als Stromproduzent stärkerem Wettbewerb und technologischer Disruption ausgesetzt. Neue, günstigere Erzeugungstechnologien oder fallende Strompreise könnten die Margen direkt belasten. Allerdings positioniert sich RWE durch die massive Diversifizierung seines Portfolios und die Führungsrolle bei grünem Wasserstoff strategisch als Gestalter des Wandels.

Fazit: Zwei Wege, ein Ziel

Beide Energieriesen profitieren vom Megatrend Energiewende, aber mit unterschiedlichen Risiko-Ertrags-Profilen. RWE bietet höheres Wachstumspotenzial bei größerer Volatilität, während E.ON stabilere Erträge bei moderaterem Wachstum verspricht.

Für wachstumsorientierte Anleger mit höherer Risikotoleranz könnte RWE die bessere Wahl sein. Sicherheitsorientierte Investoren dürften bei E.ONs reguliertem Geschäftsmodell und attraktiver Dividendenrendite fündig werden.

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