RTL Group Aktie: Unter Druck
RTL steckt mitten im größten Umbruch seit Jahren – ausgerechnet jetzt dreht ein Schwergewicht wie JPMorgan den Daumen nach unten. Die Bank sieht sinkende Werbeeinnahmen, härtere Konkurrenz durch die WM 2026 und fordert Anleger indirekt zum Positionsabbau auf. Wie passt das zu den Wachstumsplänen im Streaming und den laufenden Umbauprogrammen?
JPMorgan wird skeptischer
In ihrem aktuellen Sektorbericht zu europäischen Medienunternehmen haben die JPMorgan-Analysten Daniel Kerven und Lara Simpson ihre Einschätzung für die RTL Group von „Neutral“ auf „Underweight“ gesenkt. Damit signalisieren sie, dass sie die Aktie im Branchenvergleich für unterdurchschnittlich attraktiv halten.
Das Kursziel wurde auf 34 Euro reduziert. Begründet wird der Schritt vor allem mit schwächeren Erwartungen an die klassischen Werbeerlöse und einem schärferen Wettbewerbsumfeld. Die Analysten rechnen damit, dass die Fußball-WM 2026 Werbebudgets in Richtung anderer Anbieter verschiebt und damit den Druck auf etablierte TV-Sender wie RTL erhöht.
Parallel dazu hat JPMorgan auch seine Dividendenschätzungen nach unten angepasst. Zudem erwartet die Bank, dass RTL seine bisherigen Abonnentenziele für 2026 zurücknehmen muss. Die aktuelle Bewertung wirke „angespannt“, heißt es im Bericht, der auch den französischen Sender M6 eher vorsichtig einstuft.
Bemerkenswert: Grundsätzliche Sorgen, dass Künstliche Intelligenz das Mediengeschäft kurz- bis mittelfristig massiv zerstört, hält JPMorgan für übertrieben. Die Chancen würden eher unterschätzt. Dennoch bevorzugt die Bank andere Titel im Sektor wie Relx, Universal Music, Pearson und Publicis – zulasten von RTL.
Schwacher Werbemarkt, harter Sparkurs
Die skeptische Haltung von JPMorgan trifft auf eine ohnehin schwierige Lage im Werbegeschäft. RTL hat im November seine Jahresprognose deutlich zurückgenommen. Der Konzern senkte den Umsatzausblick von rund 6,45 Milliarden Euro auf 6,0 bis 6,1 Milliarden Euro. Beim bereinigten EBITA ging die Guidance von rund 780 Millionen auf 650 Millionen Euro zurück.
Auslöser ist ein klar schwächerer TV-Werbemarkt in den Kernländern: In Deutschland lag das Minus in den ersten neun Monaten 2025 bei 9 bis 10 Prozent, in Frankreich sogar bei 11 Prozent. CEO Thomas Rabe räumte ein, dass die Märkte in der zweiten Jahreshälfte nicht wie erhofft an Dynamik gewonnen haben.
Als Reaktion zog RTL bereits die Kostenbremse an. Anfang Dezember kündigte die Gruppe an, in Deutschland rund 600 Stellen abzubauen – etwa 10 Prozent der dortigen Belegschaft. RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter bezeichnete diesen Schritt als „absolut notwendig“, um die Position des Unternehmens in einem strukturell und konjunkturell schwierigen Umfeld zu sichern.
Streaming wächst kräftig
Auf der anderen Seite steht ein deutlich wachsender Digital- und Streamingbereich, der zumindest einen Teil der Schwäche im klassischen TV abfedert. Bis September 2025 kletterte die Zahl der zahlenden Streaming-Kunden um 17,4 Prozent auf 7,6 Millionen.
In den ersten neun Monaten legten die Streaming-Umsätze um 26,6 Prozent auf 351 Millionen Euro zu. Digitale Werbeerlöse erhöhten sich sogar um 31,7 Prozent auf 345 Millionen Euro. RTL liegt damit auf Kurs, bis Jahresende mehr als 8 Millionen Streaming-Abonnenten zu erreichen und hält an dem Ziel fest, das Streaminggeschäft bis 2026 in die Gewinnzone zu führen.
Die Herausforderung: Das Wachstum im Streaming muss langfristig stark genug sein, um die schwächelnden TV-Werbeerlöse zu kompensieren und gleichzeitig die hohen Investitionen in Inhalte und Technologie zu rechtfertigen.
Strategischer Umbau mit großen Projekten
Parallel zum operativen Gegenwind läuft bei RTL ein tiefgreifender Umbau des Konzerns.
Sky-Übernahme als Hebel
Im Juni 2025 hat RTL die Übernahme von Sky Deutschland (DACH) von Comcast angekündigt. Der Abschluss wird in der ersten Jahreshälfte 2026 erwartet, sofern die EU-Kommission zustimmt. Zusammen mit RTL würden dann rund 11,5 Millionen zahlende Streaming-Kunden gebündelt.
Der Konzern setzt dabei auf Synergien und Skaleneffekte. Ziel sind Kostenvorteile und ein stärkeres gemeinsames Angebot, das im Wettbewerb mit internationalen Plattformen besser bestehen soll. Geplant sind Synergien von 250 Millionen Euro – ein zentraler Baustein der mittelfristigen Ergebnisziele.
Führungswechsel und Portfolio-Bereinigung
Auch im Management stehen Änderungen an: Clément Schwebig, derzeit bei Warner Bros. Discovery, soll im Mai 2026 Thomas Rabe als CEO ablösen. Stellvertreter Elmar Heggen wird den Konzern bereits Ende 2025 verlassen. Damit wird der Umbau auch personell neu aufgestellt.
Auf der Portfolioseite hat RTL den Verkauf von RTL Nederland an DPG Media über die Bühne gebracht. Der Deal im Volumen von 1,1 Milliarden Euro wurde im Juli 2025 abgeschlossen. Aus dem Verkaufserlös sollen die Aktionäre im Mai 2026 eine Sonderdividende von 5 Euro je Aktie erhalten.
Kurs, Bewertung und Analystenbild
Die Aktie notiert aktuell bei 32,10 Euro und liegt damit rund 15 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch, aber klar über dem Tief der vergangenen zwölf Monate. Der RSI von 14,5 signalisiert einen stark überverkauften Zustand, was auf deutlichen Verkaufsdruck in den vergangenen Wochen hindeutet.
Trotz der skeptischen Stimme von JPMorgan bleibt der Analystenkonsens bei einer Einstufung „Hold“. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 35,50 Euro und damit moderat über dem aktuellen Kursniveau. Sechs Analysten verfolgen die Aktie derzeit.
Zu den jüngsten Einschätzungen zählen:
- Bernstein mit „Market-Perform“ und einem Kursziel von 30 Euro (November 2025)
- UBS mit unverändertem „Neutral“-Rating (November 2025)
- Barclays ebenfalls mit „Neutral“ (November 2025)
Die Bewertungen zeigen: Ein klarer Favorit im Sektor ist RTL derzeit nicht, aber auch kein Konsens-Verkaufskandidat.
Ausblick: Wende nur mit Werbe-Erholung
Für die kommenden Monate sind mehrere Termine entscheidend: Die Zahlen zum vierten Quartal 2025 werden für den 11. März 2026 erwartet, die Hauptversammlung für Ende April 2026. Im Mai 2026 soll die Sonderdividende von 5 Euro je Aktie aus dem Verkauf von RTL Nederland ausgeschüttet werden.
Strategisch hält RTL an seinem mittelfristigen Ziel eines bereinigten EBITA von 1 Milliarde Euro fest. Grundlage dafür sind eine profitabel werdende Streaming-Sparte, die angestrebten 250 Millionen Euro Synergien aus der Sky-Übernahme, weitere Kostensenkungen und Effizienzgewinne durch den Einsatz von KI. Ob dieses Ziel erreichbar bleibt, hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob sich die europäischen Werbemärkte ab 2026 spürbar erholen und der Konzern seine Transformationsprojekte – insbesondere Sky-Integration und Führungswechsel – planmäßig umsetzen kann.
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