Zufälle gibt es nicht an der Börse – zumindest nicht bei Milliardendeals. Genau an dem Tag, als die italienische MFE-MediaForEurope ihre Übernahme von ProSiebenSat.1 abwickelte, schockierte der deutsche Medienkonzern mit einer dramatischen Gewinnwarnung. Die Prognose wurde um bis zu 19% gekappt, die Aktie brach daraufhin ein. Wussten die neuen Besitzer bereits, was auf sie zukommt?

Timing wirft Fragen auf

Die Chronologie ist bemerkenswert: Am 16. September wickelte MFE die Übernahme ab und sicherte sich mit 75,61% der Anteile die Kontrolle über ProSiebenSat.1. Exakt am selben Tag veröffentlichte der Medienkonzern eine vernichtende Gewinnwarnung. Das bereinigte EBITDA wird nun nur noch bei 420 bis 470 Millionen Euro erwartet – ursprünglich waren 520 Millionen Euro plus/minus 50 Millionen prognostiziert worden.

Diese Synchronität dürfte kein Zufall sein. Mit der Übernahme erhielt die Familie Berlusconi erstmals vollständige Einblicke in die Geschäftsbücher. Was sie dort fanden, war offenbar ernüchternder als erwartet.

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Werbemarkt im freien Fall

Der Kern des Problems liegt im deutschsprachigen Werbemarkt, der stärker einbricht als befürchtet. ProSiebenSat.1 spricht von einer "anhaltenden Unsicherheit im makroökonomischen Umfeld", die sich dramatisch auf die Werbenachfrage auswirkt:

  • Drittes Quartal: Entertainment-Werbeerlöse sinken im mittleren einstelligen Prozentbereich
  • Viertes Quartal: Leichter Rückgang prognostiziert – problematisch, da dies traditionell das stärkste Quartal ist
  • Digitale Werbung: Auch hier liegt die Nachfrage unter den Erwartungen

Die Konzernerlöse werden nun bei nur noch 3,65 bis 3,80 Milliarden Euro gesehen, deutlich unter der ursprünglichen Prognose von etwa 3,85 Milliarden Euro.

Analysten schlagen Alarm

Die Reaktion der Experten war eindeutig: Oddo BHF stufte ProSiebenSat.1 sofort von "Outperform" auf "Neutral" ab und kappte das Kursziel auf 7,50 Euro. Weitere negative Bewertungen folgten und verstärkten den Abwärtsdruck zusätzlich.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:
- Bereinigte EBITDA-Prognose um bis zu 19% gesenkt
- Umsatzprognose von 3,85 auf maximal 3,80 Milliarden Euro reduziert
- Werbemarkt schwächelt sowohl bei TV als auch digital
- Übernahme durch MFE am Tag der Gewinnwarnung abgewickelt

Was kommt jetzt?

Die neue Eigentümerstruktur unter MFE könnte mittelfristig strategische Chancen eröffnen. Kurzfristig jedoch stehen massive operative Herausforderungen im Raum. Das vierte Quartal wird zum Lackmustest: Kann sich ProSiebenSat.1 in seinem traditionell stärksten Zeitraum stabilisieren, oder war die Gewinnwarnung nur der Anfang einer längeren Durststrecke?

Für die italienischen Übernahme-Spezialisten dürfte klar sein: Sie haben sich ein Unternehmen in der Krise gesichert – möglicherweise zu einem Zeitpunkt, als sie bereits wussten, wie tief die Probleme wirklich reichen.

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