Liebe Leserinnen und Leser,

als die Börsenglocke in New York heute schloss, war eines klar: Manchmal sind es nicht die erwarteten Ereignisse, die Märkte bewegen, sondern die überraschenden Wendungen dazwischen. Während Oracle dank des lange erwarteten TikTok-Deals nachbörslich um über 5 Prozent zulegte, brach Nike trotz solider Quartalszahlen um mehr als 10 Prozent ein. Und im Krypto-Sektor? Dort bleibt die erhoffte Weihnachtsrallye weiterhin aus – trotz leichter Erholung nach gedämpften US-Inflationsdaten. Drei Geschichten, die zeigen: In unsicheren Zeiten entscheiden oft Details über Erfolg oder Misserfolg.

Oracle profitiert vom TikTok-Deal – doch Fragen bleiben

Der Software-Riese Oracle steht im Mittelpunkt einer der größten Tech-Transaktionen des Jahres. Medienberichten zufolge wurde gestern der Vertrag über die neue US-Firma für TikTok unterzeichnet. Das Konsortium, dem neben Oracle auch die Finanzfirmen Silver Lake und MGX aus Abu Dhabi angehören, soll künftig rund 45 Prozent des neuen Joint Ventures halten. Der chinesische Mutterkonzern ByteDance behält etwa 20 Prozent, während internationale Investoren weitere 30 Prozent übernehmen.

Für Oracle bedeutet das einen strategischen Coup: Das Unternehmen fungiert bereits als technischer Dienstleister für TikTok in den USA und wird auch künftig als "Trusted Security Partner" die Infrastruktur bereitstellen. Die Aktie reagierte vorbörslich mit einem Plus von über 5 Prozent. Doch so eindeutig, wie es zunächst scheint, ist die Sache nicht. Kritiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren warnen vor einer "Milliardärs-Übernahme" und fragen, ob Präsident Trump hier Deals mit seinen wohlhabenden Unterstützern aushandelt. Oracle-Chef Larry Ellison gilt als enger Trump-Vertrauter.

Zudem bleibt unklar, wie viel Kontrolle ByteDance tatsächlich abgibt. Der TikTok-Algorithmus – das Herzstück der App – soll zwar neu trainiert und überwacht werden, doch einige Experten bezweifeln, ob das ausreicht, um nationale Sicherheitsbedenken auszuräumen. Für deutsche Anleger dürfte vor allem interessant sein: Oracle könnte durch den Deal seine Position im lukrativen Cloud-Geschäft weiter ausbauen. Ob das jedoch die jüngsten Schwächen im KI-Segment kompensiert, bleibt abzuwarten.

Anzeige: Während Oracle sich durch den TikTok-Deal neu positioniert, sehen Tech-Experten wie Bernd Wünsche einen viel größeren Trend am Horizont. In seinem aktuellen Webinar "Projekt Tech-Millionär" analysiert er, warum 2026 das entscheidende Jahr für Tech-Investments werden könnte – insbesondere im KI-Sektor. Wünsche hat aus über 3.750 Tech-Unternehmen weltweit vier Schlüsselunternehmen identifiziert, die von der KI-Infrastruktur-Revolution maximal profitieren könnten. Konkret stellt er unter anderem CrowdStrike vor – ein Unternehmen, das er als "Betriebssystem für KI-Sicherheit" bezeichnet. Sie erfahren, welche drei weiteren Unternehmen in den Bereichen KI-Steuerung, Datenplattformen und On-Device-Chips positioniert sind und warum Infrastruktur-Titel historisch die größten Vermögen geschaffen haben. Details zum Projekt Tech-Millionär und den vier KI-Aktien

Nike enttäuscht trotz Umsatzplus – China-Geschäft bleibt Sorgenkind

Während Oracle jubelt, herrscht bei Nike Katerstimmung. Der Sportartikelhersteller legte zwar Quartalszahlen vor, die die Erwartungen beim Umsatz übertrafen, doch die Anleger reagierten enttäuscht. Der Grund: Die Bruttomarge sank erneut, und das China-Geschäft schwächelt weiter. CEO Elliott Hill räumte ein, dass man den Ansatz für den chinesischen Markt "neu justieren" müsse. Für das laufende Quartal prognostiziert Nike einen leichten Umsatzrückgang – die Wall Street hatte mit einem Plus gerechnet.

Die Nike-Aktie brach nachbörslich um über 10 Prozent ein. Das zog auch die deutschen Wettbewerber in Mitleidenschaft: Adidas verlor vorbörslich rund 2 Prozent, Puma sogar knapp 3 Prozent. Analysten wie Piral Dadhania von RBC warnen, dass Nike sich noch mitten in der "Übergangsphase seines Sanierungsprozesses" befinde – und dass die Erholung länger dauern könnte als erhofft. Besonders bitter: Während Nike kämpft, gewinnt Adidas in China Marktanteile. Jörg Philipp Frey von Warburg Research betont, dass Adidas eine "überlegene Markendynamik" aufweise und weiter von Nike profitieren dürfte.

Für europäische Anleger ist das eine gute Nachricht. Adidas hat sich in den vergangenen Monaten als deutlich robuster erwiesen und könnte von Nikes Schwäche weiter profitieren. Doch Vorsicht: Sollte sich die globale Konsumstimmung eintrüben, dürfte auch Adidas nicht verschont bleiben. Die schwachen GfK-Zahlen zur deutschen Verbraucherstimmung, die heute veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die Kauflaune hierzulande weiter unter Druck steht.

Krypto-Markt ohne Weihnachtsrallye – doch leichte Erholung nach US-Daten

Im Krypto-Sektor bleibt die erhoffte "Santa Rally" weiterhin aus. Bitcoin notiert aktuell bei rund 88.000 US-Dollar – ein Plus von knapp 1 Prozent innerhalb der letzten 24 Stunden, aber immer noch rund 30 Prozent unter dem Allzeithoch von Oktober. Ethereum zeigt sich etwas stärker und legte um 3,4 Prozent auf knapp 2.950 US-Dollar zu. Doch die Stimmung bleibt gedämpft. Laut einem aktuellen Bericht von Bybit und Block Scholes gibt es kaum Anzeichen für eine Jahresendrallye. Die Analysten verweisen auf schwache Handelsvolumina und eine anhaltende Nachfrage nach Put-Optionen – ein Zeichen dafür, dass Investoren sich gegen weitere Kursverluste absichern wollen.

Han Tan, Chefmarktanalyst bei Bybit, bringt es auf den Punkt: "Kryptowährungen bleiben derzeit weitgehend orientierungslos." Weder die schwachen US-Arbeitsmarktdaten noch die gedämpfte Kerninflation hätten nennenswerte Impulse geliefert. Immerhin: Nach den besser als erwarteten Inflationszahlen aus den USA zeigten sich die Märkte gestern etwas erholt. Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen der Fed im kommenden Jahr bleibt bestehen – auch wenn die Notenbank zuletzt vorsichtiger agierte.

Für deutsche Krypto-Anleger bedeutet das: Geduld ist gefragt. Die nächsten Wochen dürften entscheidend sein. Sollte die Fed im Januar tatsächlich die Zinsen senken, könnte das frisches Kapital in den Markt spülen. Doch bis dahin bleibt die Unsicherheit hoch – und damit auch die Volatilität.

Ausblick: FedEx überzeugt, Micron beflügelt Tech-Sektor

Abseits der großen Schlagzeilen gab es gestern auch positive Signale: FedEx übertraf die Erwartungen im zweiten Geschäftsquartal und hob die Prognose leicht an. Die Aktie reagierte allerdings verhalten – ein Zeichen dafür, dass Anleger weiterhin vorsichtig bleiben. Deutlich euphorischer fiel die Reaktion auf die Zahlen von Micron Technology aus. Der Speicherchip-Hersteller überraschte mit einem Umsatzausblick, der die Erwartungen deutlich übertraf. Die Aktie legte nachbörslich um über 10 Prozent zu und zog den gesamten Tech-Sektor mit nach oben.

Für heute stehen keine großen Wirtschaftsdaten an. Die Märkte dürften sich auf den großen Optionsverfall konzentrieren – traditionell ein Tag mit erhöhter Volatilität. Die wichtige Marke beim DAX liegt laut Analysten bei 24.000 Punkten. Ob die Absicherungspositionen verlängert werden, könnte entscheidend für die kommenden Wochen sein.

Bleiben Sie wachsam – und lassen Sie sich von kurzfristigen Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Märkte die Jahresendrallye doch noch hinbekommen.

Beste Grüße und ein schönes Wochenende,
Andreas Sommer