Oracle Aktie: Hohe Wetten auf KI
Oracle stellt seine Bilanz auf den Kopf, um im Rennen um die KI-Cloud ganz vorne mitzuspielen. Starke Wachstumszahlen treffen auf gewaltige Investitionen und einen tiefroten Cashflow – eine Kombination, die den Markt nervös macht. Anleger fragen sich: Wie lange kann sich Oracle diese Strategie leisten, bevor sich die Ausgaben auszahlen?
Gemischte Quartalszahlen, Fokus auf Profitabilität
Auslöser der aktuellen Schwächephase sind die Zahlen zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026, die seit dem 10. Dezember genau unter die Lupe genommen werden. Operativ legt Oracle zwar zu, verfehlt aber leicht die Erwartungen beim Umsatz.
- Umsatz: 16,06 Mrd. US-Dollar, +14 % gegenüber dem Vorjahr, aber knapp unter den erwarteten rund 16,21 Mrd. US-Dollar
- Bereinigtes EPS: 2,26 US-Dollar, deutlich über den prognostizierten 1,64 US-Dollar
- Cloud-Umsatz: 8 Mrd. US-Dollar, +34 %, inzwischen rund 50 % des Gesamtumsatzes
Auf den ersten Blick sehen die Margen damit solide aus. Doch der Markt zoomt auf die andere Seite der Rechnung: den massiven Kapitalbedarf der KI-Offensive. Der freie Cashflow ist in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres tief ins Minus gerutscht – zwischen -10,33 und -13,18 Mrd. US-Dollar. Haupttreiber sind stark ausgeweitete Investitionen (CapEx) von 20,54 Mrd. US-Dollar in nur sechs Monaten.
Damit wird klar: Wachstum gibt es, aber es wird teuer erkauft.
CapEx-Sprung und negativer Cashflow
Der eigentliche Belastungsfaktor ist der Ausblick auf die Investitionen. Oracle hebt seine CapEx-Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2026 um 15 Mrd. US-Dollar auf rund 50 Mrd. US-Dollar an. Diese Mittel fließen vor allem in Rechenzentren und Infrastruktur für KI-Anwendungen.
Ziel ist es, die stark steigende Nachfrage nach KI-Training und -Inferenz bedienen zu können. Kurzfristig bedeutet das aber:
- deutlich negativer freier Cashflow im Vergleich zu positiven Werten im Vorjahr
- spürbarer Druck auf die Liquidität
- steigende Sensibilität der Investoren für Verschuldung und Finanzierungskosten
Zusätzlich sorgt eine Margen-Differenz für Stirnrunzeln: Für das KI-Infrastrukturgeschäft peilt Oracle langfristig Bruttomargen von 30–40 % an, tatsächlich lagen die Margen im August-Quartal aber nur bei etwa 14 %. Bis die Skaleneffekte voll greifen, könnten also mehrere Quartale mit stark belastetem Cashflow anstehen.
Der Konzern stellt in Aussicht, dass die erhöhte CapEx zu zusätzlichen Umsätzen von etwa 4 Mrd. US-Dollar im Geschäftsjahr 2027 führen soll. Angesichts eines Investitionsprogramms von 50 Mrd. US-Dollar erscheint dieser kurzfristige Mehrumsatz vielen Beobachtern eher konservativ – der Großteil des Ertragspotenzials dürfte weiter in der Zukunft liegen.
Rekord-Auftragsbestand als Gegengewicht
Auf der Nachfrageseite meldet Oracle Rekordwerte. Die sogenannten Remaining Performance Obligations (RPO) – also vertraglich gebuchter, aber noch nicht realisierter Umsatz – sind auf 523 Mrd. US-Dollar angesprungen. Das entspricht einem Wachstum von rund 438 % innerhalb eines Jahres.
Treiber sind große, mehrjährige Verträge für KI-Trainingsinfrastruktur, unter anderem mit OpenAI und anderen großen Technologiekonzernen. Das Management skizziert eine ambitionierte Wachstumskurve: Der Umsatz der Oracle Cloud Infrastructure (OCI) soll von 18 Mrd. US-Dollar im Geschäftsjahr 2026 auf 144 Mrd. US-Dollar im Geschäftsjahr 2030 steigen.
Damit steht eine klare Logik hinter den hohen Investitionen: Heute werden Kapazitäten aufgebaut, um bereits unterschriebene und künftige Großaufträge abarbeiten zu können. Die Frage ist weniger, ob Nachfrage da ist, sondern wie schnell sie in profitablen Umsatz und Cashflow umschlägt.
Analysten kürzen Kursziele deutlich
Die neue Risikostruktur bleibt bei Analysten nicht ohne Folgen. Am 12. Dezember haben mehrere große Häuser ihre Kursziele merklich nach unten angepasst, auch wenn viele ihre grundsätzliche positive Einschätzung beibehalten.
- Stifel senkt das Kursziel von 350 auf 275 US-Dollar, Rating bleibt auf „Buy“
- Goldman Sachs reduziert das Ziel deutlich auf 220 US-Dollar
- Scotiabank geht auf 260 US-Dollar zurück
- HSBC nimmt das Kursziel von 382 auf 364 US-Dollar herunter
- BMO Capital Co. senkt von 355 auf 270 US-Dollar
In Summe spiegelt das Bild wider: Die langfristige Wachstumsstory – gestützt durch den Rekord-Auftragsbestand – bleibt intakt, aber der Preis dafür ist höher und riskanter als zuvor angenommen.
Aktuelle Marktlage und Bewertung
Die Kombination aus knapp verfehltem Umsatz, stark steigenden Kosten und tiefrotem Cashflow hat die Aktie unter Druck gesetzt. Vom 52‑Wochen-Hoch bei 280,70 Euro hat sich der Kurs inzwischen um gut 41 % entfernt und notiert aktuell bei 164,32 Euro, was auch einen deutlichen Abstand von rund 20 % zum 50‑Tage-Durchschnitt zeigt.
Parallel rückt die Verschuldung stärker ins Blickfeld. Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten liegen bei etwa 100 bis 108 Mrd. US-Dollar, während die Barmittel bei rund 19,2 Mrd. US-Dollar verharren. Der Markt preist daher ein Szenario ein, in dem Oracle über einen längeren Zeitraum hohe Investitionen und negativen freien Cashflow schultern muss, bevor der gewaltige Auftragsbestand in nennenswerte Gewinne umschwenkt.
Kurzfristig dominieren damit Liquidität, Margenpfad und Investitionstempo die Bewertung. Mittel- bis langfristig hängt viel daran, ob Oracle seine KI-Infrastruktur wie geplant skalieren und die aktuell niedrigen Margen in die anvisierte Spanne heben kann.
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