Österreich: Einfamilienhäuser werden wieder gekauft
Der österreichische Immobilienmarkt ist zurück. Nach Jahren der Zurückhaltung stiegen die Verkäufe von Einfamilienhäusern im ersten Halbjahr 2025 um mehr als 31 Prozent auf 5.053 Objekte. Das übertrifft sogar den Zehnjahresdurchschnitt.
Die Verkaufszahlen liegen damit 3,5 Prozent über dem langjährigen Mittel. Der Gesamtumsatz erreichte knapp zwei Milliarden Euro – fast ein neuer Rekord. Was dahinter steckt: Häuser sind inflationsbereinigt 16,3 Prozent günstiger als 2023, während die Löhne gestiegen sind.
Warum der Markt wieder anzieht
Mehrere Faktoren treiben die Nachfrage an. Die Zinsen haben sich stabilisiert, temporäre Gebührenbefreiungen bei Grundbucheintragungen entlasten Käufer zusätzlich. Dazu kommt ein psychologischer Effekt: Nach der Schockstarre der vergangenen Jahre haben sich Interessenten an das neue Preisniveau gewöhnt.
Bernhard Reikersdorfer von RE/MAX Austria sieht noch einen anderen Grund: "Die hohen Baukosten machen Neubauten für viele unleistbar. Deshalb weichen sie auf Bestandsimmobilien aus und renovieren schrittweise."
Die Nachfrage stieg um acht Prozent, das Angebot wächst aber langsamer. Das heizt den Markt zusätzlich an.
Große regionale Unterschiede bei den Preisen
Der österreichweite Durchschnittspreis kletterte um 2,2 Prozent auf 337.052 Euro. Doch die regionalen Unterschiede sind gewaltig:
- Tirol: Preise fielen um 13,7 Prozent auf 707.973 Euro
- Burgenland: Günstigste Häuser unter 200.000 Euro
- Niederösterreich: Stärkster Markt mit 1.646 Verkäufen
- Steiermark: Neuer Höchststand bei 281.814 Euro
Besonders bemerkenswert: In Wien explodierten die Verkaufszahlen um fast 90 Prozent. Sobald die Finanzierung stimmt, greifen auch Hauptstadt-Bewohner wieder zu.
Neubau wird zum Luxus
Die anhaltend hohen Baukosten treiben Käufer in den Bestandsmarkt. Zwar haben sich die Materialpreise stabilisiert, doch Lohnkosten steigen weiter. Energieeffizientes Bauen kostet zusätzlich.
Für viele Familien ist der Kauf einer älteren Immobilie mit schrittweiser Sanierung die wirtschaftlichere Alternative zum teuren Neubauprojekt.
Was Käufer und Verkäufer erwartet
Experten erwarten eine stabile Entwicklung mit regionalen Unterschieden. Raiffeisen Research prognostiziert für 2025 einen moderaten Preisanstieg von 0,5 Prozent, ab 2026 dann etwa drei Prozent jährlich.
Für Käufer bleibt es günstig: Real liegen die Preise noch unter den Höchstwerten von 2022/23. Verkäufer profitieren von der gestiegenen Nachfrage – müssen aber realistische Preisvorstellungen mitbringen.
Die "Eiszeit" am österreichischen Immobilienmarkt ist vorbei. Wer jetzt handelt, trifft auf ein stabileres Umfeld als in den turbulenten vergangenen Jahren.








