Netflix steht kurz vor einem tiefgreifenden Strategiewechsel: Der geplante Kauf großer Teile von Warner Bros. Discovery löst einen milliardenschweren Bieterwettkampf mit Paramount Global aus und könnte die Machtverhältnisse im Streaming neu ordnen. Die Aktie hat die Woche mit einem leichten Plus beendet, doch der Kurs spiegelt vor allem die Unsicherheit rund um Regulierung, Finanzierung und Integration wider. Wie stark verändert dieser Schritt das bisherige Netflix-Profil?

Bieterkampf um Warner Bros. Discovery

Auslöser der aktuellen Entwicklung ist die Vereinbarung zum Erwerb der Studio- und Streaming-Assets von Warner Bros. Discovery (WBD).

Netflix-Angebot im Detail:

  • Gegenwert: 27,75 US-Dollar je WBD-Aktie
  • Struktur: 23,25 US-Dollar in bar + 4,50 US-Dollar in Netflix-Aktien
  • Unternehmenswert des Deals: rund 82,7 Milliarden US-Dollar

Der Verwaltungsrat von WBD empfiehlt den Aktionären einstimmig, das konkurrierende Angebot abzulehnen und unterstützt die Netflix-Offerte mit Verweis auf bessere Finanzierungsqualität und strategische Passung.

Paramount-Konsortium kontert mit Barangebot

Ein Konsortium um Paramount Global und Skydance, unterstützt von der Ellison-Familie, versucht die Transaktion mit einem feindlichen Übernahmeangebot zu verhindern:

  • Angebotshöhe: 30 US-Dollar je WBD-Aktie
  • Gesamtvolumen: rund 108,4 Milliarden US-Dollar, vollständig in bar

Trotz des höheren Nennwerts hat der WBD-Verwaltungsrat diese Offerte am 17. Dezember als „unterlegen und riskant“ zurückgewiesen. Parallel verdichtet sich die politische Dimension, da laut Berichten die Ellison-Familie politische Kontakte nutzt, um regulatorische Unterstützung für das Gegenangebot zu mobilisieren.

Regulatorische Hürden

Die Kombination der rund 260 Millionen Netflix-Abonnenten mit den etwa 128 Millionen Kunden von WBD würde ein Schwergewicht schaffen, das auf etwa 60 % der US-Streaming-Umsätze käme. Entsprechend hoch ist der regulatorische Druck:

  • Das US-Justizministerium (DOJ) und internationale Behörden prüfen die Pläne intensiv.
  • In Antigua & Barbuda wurde bereits ein Antrag auf einen regulatorischen „Stop Order“ gestellt, eine Anhörung dazu ist für den 16. Januar 2026 angesetzt.

Dieser Zeitplan sorgt für zusätzliche Unsicherheit beim Abschluss des Deals.

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Operatives Fundament und Werbeoffensive

Trotz der dominierenden M&A-Schlagzeilen bleibt das operative Geschäft solide und bildet nach dem 10-zu-1-Aktiensplit vom 17. November 2025 einen wichtigen Puffer.

Zentrale Kennzahlen Q3 2025:

  • Umsatz: +17,2 % im Jahresvergleich auf 11,5 Milliarden US-Dollar (Rekordniveau)
  • Free Cashflow: 2,66 Milliarden US-Dollar, was die hohe Liquidität vor Ankündigung der Übernahme unterstreicht

Besonders dynamisch entwickelt sich das werbefinanzierte Abo-Modell:

  • Rund 190 Millionen monatlich aktive Nutzer im Werbetarif (Stand Dezember)
  • Laut Ampere Analysis haben in Großbritannien die Werbe-Abos (26,5 Mio.) erstmals die werbefreien Abos (23,1 Mio.) überholt

Diese Zahlen zeigen, dass der Werbetarif zu einem zentralen Wachstumstreiber geworden ist. Zusätzlich stützt starke Inhalte-Nachfrage die Entwicklung: Der jüngste Titel „KPop Demon Hunters“ erreichte 325 Millionen Views und unterstreicht die Reichweite des Content-Portfolios.

Strategische Zäsur und Analystenblick

Der Erwerb der Warner-Bros.-Assets bedeutet eine klare Abkehr von der bisherigen „asset-light“-Ausrichtung. Statt überwiegend eigener Bibliothek und Lizenzrechten würden mit einem traditionellen Studioverbund, linearen TV-Komponenten (u. a. HBO/CNN-Bestandteile) und umfangreicher physischer Infrastruktur deutlich kapitalintensivere Strukturen in die Bilanz wandern.

Analysteneinschätzungen und Kennzahlen:

  • Von 52 beobachtenden Häusern votieren rund 65 % weiter mit „Kaufen“
  • Durchschnittliches Kursziel: 126,19 US-Dollar

Einige Adressen reagieren jedoch vorsichtiger:

  • Jefferies senkte sein Kursziel Anfang Dezember auf 134 US-Dollar
  • Pivotal Research und Rosenblatt Securities stuften die Aktie auf „Halten“ mit Kurszielen von jeweils 105 US-Dollar ab

Die Skepsis konzentriert sich auf Integrationsrisiken und die Veränderung des Geschäftsprofils. Durch den Deal könnte die Verschuldung spürbar steigen: Schätzungen gehen von einem Anstieg des Verhältnisses Netto-Schulden zu EBITDA von derzeit etwa 0,5:1 auf bis zu 3:1 aus. Das würde die Bilanz stärker belasten und könnte den Bewertungsmultiplikator (aktuell KGV rund 39–40) unter Druck setzen.

Ausblick: Entscheidende Weichenstellungen 2026

Der Jahreswechsel verspricht hohe Schwankungen. Im Mittelpunkt steht zunächst die Anhörung zum möglichen „Stop Order“ am 16. Januar 2026, die als nächster klarer Meilenstein für die WBD-Transaktion gilt. Deren Ausgang dürfte maßgeblich über Tempo und Wahrscheinlichkeit eines Vollzugs entscheiden.

Ebenfalls im Januar stehen die Zahlen für das Gesamtjahr und das vierte Quartal an. Im Fokus: Hält das starke Wachstum im Werbetarif an und kann es die Unsicherheit rund um die geplanten Übernahmekosten zumindest teilweise kompensieren? Charttechnisch konsolidiert die Aktie derzeit im Bereich um 94 US-Dollar nach dem Split. Gelingt Netflix ein regulatorisch und finanziell tragfähiger Abschluss des WBD-Deals, rückt das Konsenskursziel um 126 US-Dollar in Reichweite; scheitert die Transaktion an Auflagen, dürfte der Markt die Bewertung wieder stärker an den organischen Wachstumskennzahlen ausrichten.

Mit einem Fear-&-Greed-Index von 39 (Angst) bleibt die Stimmung fragil und eng an den Ausgang dieses außergewöhnlich großen Konsolidierungsschritts in der Medienbranche gekoppelt.

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