Netflix steht vor einer entscheidenden Phase: Der geplante Milliardenkauf von Warner Bros. Discovery (WBD) gerät durch einen aggressiven Gegenangriff von Paramount unter Druck. Gleichzeitig belastet technischer Ärger rund um die NFL-Übertragungen das Image des Streaming-Riesen. Anleger müssen abwägen, wie viel Risiko im Übernahmepoker und im Ausbau des Sportgeschäfts steckt.

  • Netflix bietet rund 82,7 Milliarden Dollar für zentrale WBD-Sparten
  • Paramount kontert mit feindlicher Offerte für den gesamten Konzern
  • Larry Ellison sichert Paramount mit einer 40,4-Milliarden-Garantie ab
  • Technische Probleme bei NFL-Streams verstärken die Unsicherheit

Die Aktie schloss die letzte Sitzung bei 94,47 US-Dollar leicht im Plus, während der Markt die Chancen und Risiken der möglichen WBD-Übernahme neu einordnet.

Übernahmeschlacht um WBD

Auslöser der aktuellen Dynamik ist der harte Wettbewerb um die Inhalte von Warner Bros. Discovery. Netflix hatte am 5. Dezember eine verbindliche Vereinbarung zur Übernahme der Film- und TV-Studios sowie der HBO-Sparte von WBD bekanntgegeben. Der Enterprise Value des Deals liegt bei rund 82,7 Milliarden US-Dollar.

Die Sicherheit dieser Transaktion wurde jedoch infrage gestellt, als Paramount Global – unterstützt von der Familie Ellison – eine feindliche Übernahme für den gesamten WBD-Konzern startete. Das WBD-Board lehnte das erste Angebot über 108 Milliarden US-Dollar am 17. Dezember mit Hinweis auf Finanzierungsrisiken ab.

Am 22. Dezember folgte dann der Gegenschlag: Larry Ellison stellte persönlich eine Garantie über 40,4 Milliarden US-Dollar bereit, um die Finanzierung der Paramount-Offerte abzusichern. Damit adressierte er direkt die bisherige Hauptkritik des WBD-Aufsichtsgremiums. Seither steigt der Druck auf Netflix, da der Markt die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses zum ursprünglich vereinbarten Preis neu bewertet.

Technische Probleme bei NFL-Livestreams

Parallel dazu gerät Netflix operativ unter Beobachtung. Bei den exklusiven NFL-Übertragungen am ersten Weihnachtsfeiertag kam es zu Bildstörungen und asynchronem Ton. Zusätzliche Kritik lösten redaktionelle Entscheidungen aus, etwa „Zoom-artige“ Interviews während des laufenden Spiels, die den Spielfluss unterbrachen.

Weil ähnliche Probleme bereits 2024 aufgetreten waren, rückt die Frage in den Vordergrund, ob die Plattform den stark wachsenden Live-Traffic ihres Sportportfolios technisch stabil stemmen kann. Für einen Konzern, der sich zunehmend als Anbieter großer Live-Events positioniert, ist diese Wahrnehmung heikel – insbesondere im Hinblick auf Werbekunden.

Fundamentale Basis und Insiderverkäufe

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Die offensive M&A-Strategie erfolgt vor dem Hintergrund einer strukturellen Anpassung: Am 17. November setzte Netflix einen 10:1-Aktiensplit um. Der Kurs wurde damit von knapp 1.000 US-Dollar auf das aktuelle zweistellige Niveau zurückgesetzt, um die Handelbarkeit der Aktie zu erhöhen.

Operativ tritt das Unternehmen aus einer finanziell soliden Position an. Im dritten Quartal erzielte Netflix einen Umsatz von 11,5 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 17 % gegenüber dem Vorjahr. Haupttreiber war das Wachstum des werbefinanzierten Abo-Modells, das sich als wichtige Cash-Quelle für den geplanten Zukauf der Premium-Marken – einschließlich DC Universe und Harry-Potter-Franchise – erweist.

Auf der Managementebene fällt jedoch ein klares Verkaufsbild auf. Offenlegungen zeigen, dass Chairman Reed Hastings 2025 Netflix-Aktien im Wert von rund 156,6 Millionen US-Dollar veräußert hat. Größere Blöcke entfielen auf rund 40,7 Millionen US-Dollar am 1. Dezember und etwa 31,3 Millionen US-Dollar am 2. September, ergänzt um Verkäufe im Februar, März und April. Solche Transaktionen können zwar Teil langfristiger Diversifikationspläne sein, die Häufung in einem Jahr mit strategischen Weichenstellungen bleibt aber ein relevanter Faktor für die Marktbeobachtung.

Was jetzt im Fokus steht

Mit Wiederaufnahme des Handels rücken drei Punkte in den Vordergrund:

  1. Reaktion des WBD-Boards:
    Entscheidend wird sein, wie Warner Bros. Discovery auf Ellisons Finanzierungszusage reagiert. Jede Abschwächung der Bindung an die Netflix-Vereinbarung dürfte die Kursschwankungen erhöhen.

  2. Regulatorisches Umfeld:
    Unter der Trump-Regierung steht Medienkonsolidierung verstärkt auf dem Prüfstand. Ein Deal mit 82,7 Milliarden US-Dollar Volumen muss einen komplexen kartellrechtlichen Prozess durchlaufen.

  3. Performance bei Live-Sport:
    Bereits im Januar steht mit WWE Raw das nächste große Live-Event an. Ein reibungsloser Ablauf wäre wichtig, um Werbepartnern zu signalisieren, dass die NFL-Probleme eher Wachstumsanlauf als strukturelles Defizit waren.

Der aktuelle Analystenkonsens sieht ein mittleres Kursziel von 139 US-Dollar (nach Split) vor. Damit signalisiert der Markt, dass ein erfolgreicher Abschluss der WBD-Transaktion trotz kurzfristiger Unsicherheiten als potenziell wertschaffender Schritt eingestuft wird – vorausgesetzt, Netflix behält sowohl in der Übernahmeschlacht als auch operativ die Kontrolle.

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