Der weltgrößte Lebensmittelkonzern steckt in der tiefsten Führungskrise seit Jahrzehnten. Innerhalb von nur zwölf Monaten verliert Nestlé seinen zweiten CEO - diesmal wegen einer vertuschten Beziehung zu einer Mitarbeiterin. Während das Unternehmen auf den Nespresso-Chef als Retter setzt, drängen Investoren auf radikale Veränderungen. Kann der neue Mann das Ruder noch herumreißen?

Skandal führt zu überstürztem CEO-Wechsel

Laurent Freixe musste am Dienstag seinen Posten räumen, nachdem eine interne Untersuchung seine romantische Beziehung zu einer Untergebenen und unangemessene Bevorzugung bestätigte. Besonders pikant: Der Franzose hatte die Vorwürfe gegenüber dem Aufsichtsrat zunächst geleugnet.

Die Ermittlungen waren bereits im Mai angelaufen, nachdem Mitarbeiter über das interne Meldesystem "Speak Up" Beschwerden eingereicht hatten. Eine erste Untersuchung blieb ergebnislos, doch anhaltende Hinweise führten zu einer zweiten, tiefergehenden Prüfung durch die Schweizer Anwaltskanzlei Baer & Karrer.

Die Konsequenzen für Freixe:
- Keine Abfindung nach der Entlassung
- Nur ein Jahr im Amt als CEO
- Zweiter CEO-Verlust innerhalb eines Jahres

Historische Krise mit operativen Problemen

Ingo Speich von Deka Investment, einem Top-30-Investor, bringt es auf den Punkt: Nestlé erlebt einen Führungsverlust "historischen Ausmaßes". Doch die Personalrochade überschattet fundamentale Geschäftsprobleme:

Die finanziellen Kennzahlen haben sich dramatisch verschlechtert. Die Nettofinanzschulden stiegen auf über das Dreifache des EBITDA - 2017 lag das Verhältnis noch bei etwa dem Einfachen. Damit übertrifft Nestlé sogar Konkurrent Unilever deutlich.

Operativ kämpft der Konzern mit:
- Stagnierendem Umsatzwachstum seit der Pandemie
- Abwanderung zu günstigeren Eigenmarken
- Belastungen durch US-Zölle und starken Schweizer Franken

Navratil: Der überstürzte Nachfolger

Als neuer CEO springt Philipp Navratil ein - der bisherige Nespresso-Chef. Der 49-jährige Schweizer und Österreicher ist seit 24 Jahren beim Konzern und wurde erst im Januar in den Vorstand berufen. Seine Ernennung erfolgte ohne externe Kandidatensuche, was bei Investoren Fragen aufwirft.

CFO Anna Manz versucht zu beruhigen und lobt Navratil als "strategischen, durchdachten Führungsmann" mit "pragmatischem Focus auf Umsetzung". Doch die Aufgabenliste des neuen Chefs ist lang:

  • Beruhigung der Märkte nach dem Skandal
  • Umsetzung der Vitaminsparten-Überprüfung
  • Möglicher Verkauf der Wassersparte
  • Wiederherstellung des Investorenvertrauens

Druck von Investoren steigt massiv

Analysten und Aktionäre üben massiven Druck auf das neue Management aus. Die Forderungen sind eindeutig: Nestlé muss schlanker und effizienter werden.

Konkrete Erwartungen der Investoren:
- Verschlankung des 2.000-Marken-Portfolios auf etwa 30 Kernmarken
- Deutliche Kostensenkungen und effizientere Strukturen
- Verkauf unterperformender Geschäftsbereiche
- Fokussierung auf Wachstumsmärkte

Ein anonymer Top-20-Investor bringt es auf den Punkt: Das Unternehmen muss endlich radikal umdenken.

Branchenwende erhöht den Handlungsdruck

Die gesamte Konsumgüterbranche befindet sich im Umbruch. Kraft Heinz kündigte eine Aufspaltung an, Elliott Management baute eine 4-Milliarden-Dollar-Beteiligung bei PepsiCo auf, und Keurig Dr Pepper plant eine Fusion mit JDE Peet's.

Diese Entwicklungen erhöhen den Druck auf Nestlé zusätzlich. Während Konkurrenten strukturelle Reformen angehen, wirkt der Schweizer Riese wie gelähmt.

Die Aktie spiegelt diese Probleme wider: Seit 2022 verlor sie 40 Prozent an Wert, allein während Freixes Amtszeit waren es 17 Prozent. Aktuell notiert die Aktie bei 81 Euro und damit 39,9 Prozent unter dem Allzeithoch vom April 2022.

Entscheidende Monate für den Konzern

Die nächsten Monate werden über die Zukunft von Nestlé entscheiden. Navratil muss schnell beweisen, dass er die strukturellen Probleme lösen kann, während er gleichzeitig das Unternehmen aus dem negativen Schlagzeilenzyklus führt.

Die Quartalszahlen am 16. Oktober werden erste Hinweise auf seine Strategie liefern. Investoren erwarten konkrete Schritte zur Portfoliobereinigung und Kostensenkung.

Die Frage ist: Reicht die Zeit noch für eine Wende? Oder hat das Führungschaos den Konzern bereits zu sehr geschwächt? Die Antwort wird nicht nur über die Zukunft von Navratil entscheiden, sondern über die des gesamten Nahrungsmittelriesen.

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